Also laut Plan sollten wir um 15 Uhr in La Réunion ankommen. Tatsache war, dass am Vorabend im Bordheft stand, dass wir 13 Uhr einlaufen. Das würde auch erklären, warum das Schiff mit dieser irren Geschwindigkeit (19 Knoten) über den Ozean „rast“. Wir haben unsere Autoreservierung auf 16 Uhr gemacht und fragen uns in Gedanken, ob sie uns den Wagen schon eher geben. Auch hier hat Kriszta im Vorfeld alles durchrecherchiert und kam zu dem Ergebnis: Alle Autos in der Nähe des Hafen sind ausgebucht. Also suchten wir eine Autovermietung etwas weiter weg vom Hafen. Diesmal kamen wieder Theresia und Manuel mit.
Als wir den Hafen verließen, wurde uns schnell klar, dass es vielleicht doch gut war, dass wir das Auto auf 16 Uhr angemietet haben. Denn es war kein Taxi zu bekommen und es kam immer nur tröpfchenweise mal eins vorbei gefahren. Was war hier los? Als wir nach ca. einer Viertelstunde eins ergattert haben, wurde uns schnell klar, was hier ging – oder sollte ich sagen „nicht ging“? Kaum saßen wir im Taxi und fuhren wir 1km, standen wir im Stau. Also drehte der Fahrer rum und es ging wieder zurück. Als wir wieder am Hafen vorbei kamen, hatten wir ca. 8 Euro verbraten, ohne nur einen Meter vorwärts gekommen zu sein.
Aber er navigierte uns durch schmale Straßen und dann waren wir endlich an der Autovermietung. Wir gaben unsere Autoreservierung ab und die junge Frau fing an, am Rechner herumzutippern. Aber nach etlichen Versuchen brachte sie es nicht zustande unsere Reservierung aufzurufen. Sie telefonierte kurz, blätterte geschäftig in den Akten – nicht dass wir im falschen Tag einsortiert waren. Sie sprach leider nur französisch, aber auch ohne ein Wort zu verstehen, war die Theatralik sehr eindeutig. Hier war jemand verzweifelt und stand kurz vorm Nervenzusammenbruch. Zwischendurch drückte sie immer mal auf ihrem Smartphone rum und legte es gleich wieder hin. Nicht, dass es irgendwas gebrachte hätte, aber die Frau verstrahlte Panik.
Zu ihrer Erlösung kam wenig später ihre Kollegin, erklärte uns fix auf Englisch, dass sie unsere Reservierung leider nicht finden, aber sie schicken einen Wagen vom Flughafen, wir sollen uns eine halbe Stunde gedulden. Ja, es war wirklich gleich 16 Uhr, als sie uns sagte, dass das Auto nicht rechtzeitig kommt, weil der Verkehr so heftig ist. Aber sie könnten uns einen geben, der grad da ist – die Verkleidung vom linken Rückspiegel fehlt, die linke Seite ist komplett verschrammt, aber ansonsten ist das Auto top. Mir war egal, ich fahre auch verbeulte Autos.
Wir wollen Richtung Süden zum Vulkan fahren und fragen an, wenn wir im Herzen der Insel sind, ob wir südlich zurück fahren sollen oder im Norden über Saint Denis. Eigentlich würden wir ja gerne die nördliche Route nehmen. Die Frau meint – wenn wir 16 Uhr zurück sein wollen, müssen wir wegen dem Stau zwischen 13 und 13.30 Uhr losfahren. 3 Stunden? Und wenn wir über den Süden kommen – dann auch 3 Stunden. Na gut, also los. Wir klappern ein paar Strände Richtung Süden ab, aber das Wetter wird immer grauer, in Richtung Regen gehend. Also fahren wir nach Le Tampon, um unsere Unterkunft vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Wir haben unsere Unterkunft schon, aber die anderen beiden müssen noch versorgt werden.
Als wir ankommen, stellt sich heraus – alles belegt. Die Dame ist aber so nett und telefoniert herum. Schließlich finden wir was, aber nur wenn wir versprechen innerhalb von 15 Minuten da zu sein… 7 Kilometer… Serpentinen… die Straßen im dichten Nebel… bei Dunkelheit. Challenge accepted! Wir düsen los und liefern die beiden erfolgreich ab. Es gefällt uns, sodass wir die beiden fast etwas beneiden. Es ist ein Steakhouse mit Unterkünften. Auf dem Rückweg sind die Nebelschwaden weg und es ist einfacher. Unser Abendessen – gerade wegen meiner Magenverstimmung – fällt auf das altbewährte Heilmittel: Cola und Chips zurück und damit sehr spartanisch aus.
Als wir am nächsten Morgen aufstehen, scheint die Sonne und wir sind schon fast die letzten beim Frühstück. Ich habe ganz schlecht geschlafen, die Kissen zu hoch, erst zu warm, dann zu kalt und auch noch das Bett zu kurz. Kriszta hat auch leichte Probleme beim Frühstück – es gibt nur Toast mit Marmelade oder Cornflakes/Müsli mit Milch. Überhaupt nicht Paleo. Aber sie ist gut vorbereitet. Schnell sind wir auf dem Weg zu den anderen beiden, die glücklicherweise in der Nähe zur Abzweigung zum Vulkan untergebracht sind. Es ist ein ganzes Stück zu fahren und es sind viele Wanderer unterwegs. Wir wollen aber nur mal schauen.
Es ist strahlend blauer Himmel hier oben und die Aussicht ist phantastisch. Wir müssen uns aber beeilen, denn die Wolken fangen schon an auf das Plateau zu kriechen. Also fahren wir die Schotterpiste bis zum Krater und laufen ein kleines Stück. Wir haben genau die richtige Zeit erwischt, nach uns tauchen wir schon in die Wolken ein. Weiter geht es Richtung Salazie. 1000 Serpentinen später sind wir da. Es ist atemberaubend. Wie Lofoten nur die Berge mit irre viel grün bewachsen. Mittags sind wir in einem Dorf namens Hell Bourge, dass zu den 100 schönsten Dörfern Frankreichs gehört. Schön gemachte kreolische Häuser zieren die Straße und locken Unmengen an Touristen (auch in Bussen) an.
Wir erinnern uns: 13 Uhr Rückfahrt antreten, sonst könnten wir zu spät da sein. Natürlich kommen wir in keinen Stau und fahren 14.30 Uhr wieder am Schiff vorbei. Wir überlegen uns, dass wir noch genügend Zeit für einen kleinen Ausflug bleibt und fahren zum Cap Noir. Hier möchte ich mal bei besserem Wetter sein. Der Wahnsinn – ganz weit unten, tief im Tal, schlängelt sich ein Bach entlang. Die großen Berge im Hintergrund mit ihren über 2.000 Metern bleiben uns verborgen. Aber trotzdem hat es sich gelohnt. Wir geben das Auto ab, werden mit dem Taxi zurück zum Schiff gebracht und dann geht es zur letzten Etappe – zurück nach Mauritius.