Die erste Kältewelle ist nun über Deutschland hinweggerollt – Grund genug, die Koffer zu packen und sich gen Süden zu verziehen. Ein günstiges Angebot von Costa verschlug uns in den Indischen Ozean. Zu den Zielen gehörten die Seychellen, 3 Häfen auf Madagaskar, La Réunion und Mauritius. Kriszta recherchierte im Vorfeld (wie immer) sehr gründlich. Nicht zuletzt, weil die Landtouren der Kreuzfahrtschiffe unglaublich teuer sind. Es gab mehrere Hürden zu meistern – dazu gehörten die Mietwagen, die oft schon ausgebucht waren (La Réunion), schlecht oder schwer zu findende Touranbieter (Madagaskar) usw. Unser Abenteuer begann diesmal an einem Donnerstag Abend – wir fuhren nach Dresden, um unseren kleinen wuscheligen Freund in die sorgenden Hände meiner Mutti zu geben.
Den nächsten Morgen ging es schon eine Stunde eher los wie geplant, schließlich sollte es über Nacht schneien und wir wollten den Flug nicht wegen Schneeverwehungen oder Ähnlichem verpassen. Der Zug war pünktlich, geschneit hatte es natürlich nicht und so waren wir viel zeitiger in Frankfurt. Auf dem Weg zu Terminal C wurden wir von einer Frau mit Costa-Schild abgefangen. Unsere Kreuzfahrt + Flug gebuchte Reise stellte sich als der von Costa angebotene Flug heraus. Die Mitarbeiterin entschuldigte sich – leider wäre der Flug nicht komplett über Costa gechartert, sodass unser Gepäck nicht automatisch zum Schiff gebracht wird und wir es leider selbst am Flughafen in Empfang nehmen müssen. Wir schauten uns erstaunt an – aha, sowas gibt es? Kurze Zeit später wurde der Flug mit 30 Minuten Verspätung angezeigt. Naja, stört ja nicht – wir kommen morgens an und das Schiff fährt erst am Abend. Kein Grund zur Panik.
Als wir am Gate warteten schauten wir uns das Publikum an. Gab es Kandidaten, die wir evtl. zu einem Tagesausflug überreden könnten? Als die halbe Stunde Verspätung sich ihrem Ende näherte, kam die nächste Durchsage – weitere 30 Minuten Verzögerung. Wir stöhnten. Keine fünf Minuten später fuhr der Bus vor und das Boarding begann. Als wir dann starteten versprach der Kapitän, dass er den Rückstand so weit wie möglich aufholen will. Der Nachteil eines gecharterten Fluges ist, dass man nicht selbst einchecken kann. So hat man keine Möglichkeit anzugeben, dass man glutenfreies Menü essen möchte. Die Flugbegleiterin zeigte sich sehr verständnisvoll und holte ein Menü von der Business-Class, welches übrig war. Funktionierte auf den Rückflug genauso gut. Condor-Flug heißt: Bezahle für deine Unterhaltung selbst. Wir bezahlten für einen Platz und wechselten uns mit Schlafen / Film schauen ab.
Am nächsten Morgen waren wir am Morgen richtig platt, als wir in Mauritius landeten. Wir nahmen unsere Koffer auf, rollten mit ihnen raus und übergaben sie an das Personal, welches sie in einen Laster verfrachtete. Wir wurden einem Bus zugewiesen, der uns quer über die Insel zum Schiff brachte. In der Zwischenzeit wurden wir mit Fakten über Land und Leute unterrichtet. Nach 11 Stunden Flug und gefühlter Schlafenszeit von ca. 1-2 Stunden war meine Aufnahmerate knapp über Null.
Bei Costa läuft der Checkin anders, wie auf anderen Schiffen. Hier betritt man das Schiff, wird fotografiert und darf dann gleich auf die Kabine, ohne großen Papierkram. Dort liegen die Ausweiskarten bereit, die man dann zum Kommen und Verlassen des Schiffes benötigt. Dann nahmen wir die Costa neoRomantica näher unter die Lupe. Erstes Ziel: Frühstück. Gerüchten zufolge soll das Essen auf der Costa ja ganz furchtbar sein. Da wir schon ein mangelndes Angebot von MSC kannten, waren wir auf das Schlimmste vorbereitet. Tatsache war: Weißbrot, Toastbrot, Schwarzbrot, süße Teilchen, Obst, Obstsalat, Rührei (mit und ohne Tomaten), Omelette (mit und ohne Schinken), Butter, Wurst, Käse, Marmelade, Honig, Tee, Kaffee. Erste angenehme Überraschung!
Unglücklicherweise hatten wir die Tasche mit den kurzen Sachen auch mit zum Gepäck gegeben, sodass wir erstmal auf dem Schiff blieben. Ab 14 Uhr sollte das Gepäck aufs Zimmer kommen. Also suchten wir uns eine ruhige Ecke und wurden mit Disco Tango Bar fündig. Dort kuschelten wir uns in eine der großen Ledercouches und lasen (und schliefen dabei auch ein). Als es Zeit für Mittagessen war, gingen wir wieder zum Büffet und hier das gleiche wie zum Frühstück: Ausreichend und für alle Geschmäcker was dabei. Nach dem Mittag trudelt dann so langsam das Gepäck ein, unsere Tasche lässt noch etwas auf sich warten, doch dann haben wir alles und gehen in die Stadt (Port Louis).
Um dort hinzukommen, kann man zwei Wege wählen – lang und staubig um die gesamte Bucht herum oder für 2 Euro pro Person mit einem Boot übersetzen. Wir wählen letztere Version. Wir laufen etwas herum, schauen uns den lokalen Markt an. Kriszta probiert ein paar lokale Köstlichkeiten. Als es leicht beginnt zu nieseln, kehren wir zum Schiff zurück und verziehen uns wieder in unsere Ledersofa-Kuschelecke und lesen.
Es folgt das Abendessen. Wir gehen diesmal nicht zum Büffet, sondern ins Restaurant. Dort erwartet uns die erste negative Überraschung. Es gibt kein Tafelwasser? Einfach nur Wasser kostet Geld? Nach kurzer Überlegung nehmen wir ein Wasserpaket (14 Flaschen für 36 Euro), dann können wir den Rest immer mit auf die Tagesausflüge mitnehmen. Nachdem wir bestellt haben, warten wir auf unsere Vorspeise – eine halbe Stunde! Das Essenssystem ist stark an die italienische Küche ausgerichtet (Vorspeise, erste Hauptspeise (vorzugsweise Nudeln), zweite Hauptspeise, Nachspeise) und die Pausen zwischen den Gängen ziehen sich lang hin. Die Frage meiner Frau nach glutenfreier Küche wird damit beantwortet, dass es eine Ecke im Restaurant gibt, die für spezielle Ernährung gedacht ist. Nur leider sind wir da nicht. Nach zwei Stunden sind wir fertig, schnappen unsere Bücher und verschwinden wieder zu unserer Ledercouch.
Es folgen zwei Tage auf See. Wir liegen vormittags kurz (ca. 1,5 Stunden) in der Sonne (eingecremt mit Faktor 30!) und merken am Nachmittag, dass wir (besonders ich) ordentlich verbrannt sind. Ich entdecke beim Mittagsbüffet eine große Auswahl an indischen Speise und probiere ausgiebig. Wir haben mittlerweile die Ledercouch in der Disco Tango zu unserem Stammplatz erkoren. Abendessen probieren wir diesmal in der glutenfreien Ecke. Kriszta bekommt eine spezielle Karte, worauf einige Gerichte der normalen Karte stehen, die aber speziell zubereitet werden. Zudem geht es auch wesentlich schneller als an den anderen Tischen. Den zweiten Seetag regnet es durchgehend. Alle Passagiere verkrümeln sich unter Deck und unsere geliebte Ledercouch wird uns abspenstig gemacht, also machen wir uns es an einem Fensterplatz in der Grand Bar Piazza Italia gemütlich. Es regnet und regnet – wie soll nur das Wetter auf den Seychellen aussehen?