Schon am Nachmittag zuvor hatten wir uns in Kardamena wegen einer Fähre nach Nisyros erkundigt. Unser Plan war, dass wir das Auto im Hafen stehen lassen, übersetzen und uns auf Nisyros einen Motorroller mieten, mit dem wir die Insel erkunden. Es kam anders wie gedacht…
Als wir am Morgen im Hafen ankamen und wegen Fähre fragten, überraschte uns der Fährmann „Nehmen Sie doch ihr Auto mit, da sparen Sie sich das Geld“. Kostenpunkt für 2 Personen samt Auto hin und zurück: 55 Euro. Das Angebot konnten wir nicht ausschlagen. Ich war zu Beginn etwas skeptisch, dass wir dann für die Rückfahrt extra zahlen müssen oder ähnliches. Zu viele Reisen machen zu viele schlechte Erfahrungen. Aber nichts dergleichen. Tags drauf standen wir samt Auto an der Fähre, zeigten unsere Tickets und drückten ihm unseren Autoschlüssel in die Hand „I remember you!“ und *schwups* stand unser Auto wieder auf der Ladefläche.
Nach einer Stunde Überfahrt erreichten wir Nisyros. Erste Anlaufstation war unser Hotel Porfyris (*). Wir fuhren vom Hafen aus los in die Stadt, um das Hotel zu suchen. Plötzlich hatten wir eine enge Gasse vor uns. Hier lang, neee, da müssen wir außen herum. Doch das endete in einer Sackgasse. Also wenden und zurück. Doch, irgendwie müssen wir durch die enge Gasse. Also durch und weiter gefahren. Fünf Minuten später stehen wir vor einer Gasse, wo ich beim besten Willen nicht mit dem Auto durchpasse. Wie sollen wir nur zum Hotel kommen?
Ich linse seitlich aus dem Fenster und übersetze die griechischen Buchstaben: Por-Fy-Ris. Hey, wir stehen vor unserem Hotel! Kriszta steigt aus und ich parke unseren Suzuki an der Mauer an, sodass nur noch ein Blatt zwischen Wand und Außenspiegel passt. Andernfalls kommt kein zweites Auto an unserem Parkplatz vorbei. Wir sind heilfroh nur das allerkleinste Auto genommen zu haben.
Die Hotelbetreiberin ist eine liebe Frau und erklärt uns, was wir auf der Insel sehen müssen und wie wir hinkommen und wann wir am besten dort sein sollten. Der Charme von Nisyros besteht darin, dass die meisten Touristen früh mit der Fähre kommen und nachmittags wieder zurück nach Kos fahren. Danach ist die Insel fast Touristen frei. Wir nehmen unser Zimmer in Besitz, es ist schön. Einfach, aber sehr gepflegt und die Aussicht vom Balkon Richtung Kos ist herrlich.
Wir beginnen unsere Erkundungstour mit der Akropolis. Der Aufstieg ist in der mittäglichen Sonne etwas unbequem. Doch die Anstrengung wird mit einem schönen Blick auf die kleine Stadt und das Kloster belohnt. Und wir sind begeistert, auch hier wurden die Steine passgenau zusammengesetzt. Es entsteht ein Gefühl wie in Südamerika bei den Inkabauten. Nur dass die alten Griechen diese Akropolis schon 1.400 Jahre vor den Inkas gebaut haben.
Danach sind wir erstmal schlapp und gehen wieder zurück nach Mandraki, wie die „Hauptstadt“ von Nisyros heißt. Dort entscheiden wir uns nach langem hin und her für ein Restaurant, bestellen einen Salat, einmal Fisch und einmal gegrillte Calmari. Es kommt ein Salat und 2 mal Fischgericht. Keine Beilagen? Dafür verlassen wir den Laden mit knapp 30 Euro weniger in der Tasche. Auf Kos haben das stellenweise für 15 Euro geschafft (ohne Salat). In uns schwingt eine Mischung aus „kleine Insel, da sind Waren knapp“ vs. „das haben wir schon günstiger gehabt“.
Kriszta erkundet schon mal die Stadt während ich mich noch etwas hinlege. Zum Nachmittag erkunden wir die Insel genauer. Zuerst fahren wir westlichen Teil der Insel, wo einsame Strände auf uns warten. Ich bin etwas vorsichtig, da ich mich am Vortag bzw. durch die mittägliche Wanderung schon leicht verbrannt habe. Nach einem kleinen Sonnenbad, Kriszta probiert auch schon mal den Sprung ins kühle Nass, fahren wir weiter Richtung Nikia. An der Weggabelung entschließen wir uns dort erst zum Vulkankrater zu fahren, da die Sonne schon langsam tiefer sinkt und wir den Krater noch bei Licht besichtigen wollen. Wir sind wenig überrascht, was uns dort erwartet. Ein bisschen Dampf, der Geruch von Schwefel, aber nichts was wir vorher nicht schon auf Island in anderen Dimensionen gesehen hätten.
Nach dem Vulkanerlebnis fahren wir nun doch nach Nikia. Hier wurde eine Menge Geld investiert, um aus dem kleinen Dorf auf den Bergspitzen ein Erlebnis zu machen. Alles strahlt in weiß. Wir laufen etwas umher und fahren dann in die kleine Küstenstadt Pali zum Abendessen. Restaurant unserer Wahl ist „Aphrodite“. Die Besitzerin spricht sehr gut englisch und ist sehr freundlich. Da wir uns nicht sicher sind bestellen wir wieder zwei Fischgerichte, Chips, einen Salat und gebackenen Käse als Vorspeise. Als alles auf dem Tisch steht, ist der Tisch voll.
Spätestens jetzt wissen wir, dass unsere Wahl in Mandraki nicht die richtige war. Es schmeckt köstlich und wir beschließen am nächsten Mittag nochmal wieder zu kommen. Im Endeffekt haben wir doppelt so viel Essen bekommen, aber genau die gleiche Summe gezahlt. Den Abend genießen wir lesend auf dem Balkon, doch als die Mücken kommen, ziehen wir uns doch zurück und schauen fern.
Abends sind wir noch etwas durch Mandraki gelaufen und uns fiel die angenehme Stimmung auf. Die Touristen waren weg, die Leute saßen gemeinsam auf der Straße und unterhielten sich. Man lachte und trank gemeinsam, rings herum spielten die Kinder miteinander. Wie aus einer längst vergangenen Zeit…
Unser Abreisetag von Nisyros begann mit einem etwas mageren Frühstück und danach besichtigten wir das angepriesene Kloster. Entweder waren wir zu früh da oder es wurde mehr angepriesen, als es tatsächlich zu besichtigen gab. Also beschlossen wir noch nach Emporio zu fahren, dem zweiten Bergdorf. Uns erwartete eine Geisterstadt. Ein paar Bauarbeiter bauten gerade ein Haus aus, ansonsten schien niemand dort zu wohnen. Gruselig. Mittags waren wir wieder in Pali und wurden nicht enttäuscht. Bis zur Abfahrt der Fähre zurück nach Kos, liefen wir noch etwas durch Mandraki und kauften Mandel- und Zimtsirup, sowie eingelegte Kapernblätter.
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