Nachdem wir wegen meiner Kryptozoospermie bei unserem Kinderwunsch auf eine Kinderwunschklinik angewiesen waren, hatten wir eine Behandlung bei der Krankenkasse beantragt. Die Behandlung mit drei Versuchen wurde genehmigt. Wir haben die erste ICSI-Behandlung hinter uns und warten nun ab.
Warten auf das Ergebnis vom ersten Versuch
Die vierzehn Tage Warten nach dem Einsetzen der befruchteten Eizellen sind nichts für schwache Nerven. Am Anfang geht es ja noch, da man nochmal weiter Spritzen muss, aber irgendwann wartet man einfach nur. Dazu kam noch, dass sich bei meiner Frau von den vielen Spritzen Wasser im Bauch gesammelt hatte – und das mit allen Folgen. Schlafen war nachts sehr unangenehm, weil sie keine richtige Schlafposition finden konnte, dazu kamen Schmerzen.
Eine Nacht stand sie auf und ging raus. Ich habe einen sehr leichten Schlaf und bekam das mit. Eine Weile später hörte ich ein dumpfes Rumpeln im Bad. Ich sprang sofort und rannte ins Bad vor. Meine Frau lag da mit geschlossenen Augen in der Badewanne. Der nächste Moment kam mir wie eine Ewigkeit vor, als ich sie ansprach, bis sie schließlich die Augen wieder öffnete und mit mir redete. Realistisch waren es vielleicht 2-3 Sekunden, aber es kam mir unglaublich viel länger vor. Ich hob sie aus der Wanne und wir maßen ihren Blutdruck, der sich als ziemlich niedrig herausstellte. Es ging ihr aber sehr schnell wieder besser und wir gingen zurück ins Bett.
Ungeduldig wie meine Frau ist, wollte sie schon vor den 14 Tagen wissen, ob es geklappt hat. In den vergangenen Tagen hatte sich das gesammelte Wasser im Bauch verflüchtigt und meine Frau sah aus wie vorher. Aber sollte sich nicht irgendetwas ändern? Wir wussten es nicht und es blieb ein fader Geschmack von „es hat nicht geklappt“ auf der Zunge. Man hegt zwar noch jede Menge Hoffnung, aber der Schwangerschaftstest sagte „Nein!“ Wieder eine herbe Enttäuschung und ein richtiger Belastungstest für eine Beziehung. Die acht Monate Weltreise wo man 24 Stunden ständig zusammen ist, waren dagegen nichts. Aber es half nichts, es musste einfach weiter gehen.
Kurz nach dem wir in Erlangen angerufen hatten und bekannt gaben, dass es nicht geklappt hatte, kam die Rechnung über die Behandlung. Inklusive Spritzen hatte uns der erste Versuch ca. 7.000 Euro gekostet. Ich stellte alle Rechnungen zusammen und reichte sie bei der Krankenkasse ein. Noch bevor die zweite Behandlung begann, hatte ich das Geld zurück – ein erfolgreiches Ergebnis wäre mir lieber gewesen.
Medikation für den zweiten Versuch
Noch bevor der zweite Versuch startete, hingen Zettel überall: über die Weihnachtszeit konnten keine Befruchtungen vorgenommen werden, deswegen wäre der späteste Termin der 19.12. Schon wieder dieser Zeitdruck! Körperfunktionen lassen sich nun mal nicht beschleunigen. Schon lange bevor die Periode begann, hatten wir wieder den ersten Satz Gonal im Haus. Ende November konnte dann der zweite Versuch starten. Dr. Hamori hatte diesmal die Dosis wesentlich erhöht, wir begannen mit 200IE pro Abend, die später auf 225IE gesteigert wurden. In der zweiten Woche gab es auch statt der 3 Spritzen Orgalutran vom ersten Versuch sechs Spritzen – jeden Tag eine, knapp eine Woche lang. Leider konnte ich diesmal meine Frau nicht zu den Untersuchungen begleiten.
Zwei Tage vor der Auslösespritze hörten wir mit dem Gonal und dem Orgalutran auf. Der Termin für die Entnahme wurde auf einen Montag festgestellt und dem entsprechend wurde 36 Stunden vorher die Auslösespritze gegeben. Diesmal ging nichts schief. Wieder gab es 10 Eizellen, es gab aber 1,2 Millionen Spermien, von denen 20% gut beweglich waren. Um es mit Dr. Hamori zu sagen „Damit können wir arbeiten“. Den nächsten Tag sollte wieder der Anruf mit dem ersten Ergebnis kommen. Ich hatte eine stressige Phase auf Arbeit, die meine Anwesenheit erforderte, trotzdem fieberte ich mit… Kurz nach dem Mittag der Anruf: 9 Eizellen konnten befruchtet werden, 5 hatten sich weiter entwickelt. Der Termin zur Einsetzung war den folgenden Samstag.
Im Laufe der Woche wuchs der Bauch meiner Frau wieder enorm und sie klagte über Schmerzen. Da diesmal aber eine Lücke zwischen Punktion und Einsetzung war, konnten wir mit Sicherheit sagen, dass es die Auslösespritze war, die zu diesen unangenehmen Nebenwirkungen führte. Aber ein wirklicher Trost war das für meine Frau nicht.
Einsetzung zweiter Versuch
Eigentlich finde ich die Atmosphäre in dem Wartezimmer sehr entspannt, ein Pärchen sahen wir wieder, dass wir schon am Montag der Entnahme getroffen hatten. Alle grüßen sich – auch wenn es jetzt abwertend klingt – wie Leidensgenossen. Ich meine das aber eher im herzlichen Sinne, geteiltes Leid ist halbes Leid. Trotzdem ist es sehr distanziert, alle Paare reden nur miteinander und wenn ich die anderen beobachte, versuche ich herauszufinden, warum sie hier sind? Lag es an ihr oder an ihm? Ich könnte genau so einen Würfel nehmen, denn vom Ansehen kann man das nicht oder nur selten entscheiden.
Vor der Einsetzung folgte wieder der biologische Bericht: 3 Eizellen hatten sich weiter geteilt. Wir waren am fünften Tag nach der Befruchtung da und man sagt, dass die befruchteten Eizellen sechs Tage haben, um sich in Blastozysten zu verwandeln. Die Biologin suchte die beiden Besten aus und Dr. Treutlein setzte sie diesmal ein. Während ich das Foto schoss, meinte die Biologin aus dem Nachbarzimmer, dass eine Eizelle schon das Blastozystenstadium erreicht hat. Ein gutes Zeichen! Dr. Treutlein vermerkte noch, dass sie eine leichte Überstimulation festgestellt hatte und zeigte uns das Wasser im Bauch auf dem Ultraschall.
Diesmal musste ich keine Medikamente holen und ich wartete eine Stunde, bis meine Frau aus dem Ruheraum kam. Wir gingen noch lecker Chinesisch essen und fuhren dann heim. Und es begannen wieder die 14 Tage des Wartens. Am Montag nach der Einsetzung kam noch ein Anruf aus Erlangen. Die dritte Eizelle hatte sich auch hervorragend entwickelt und konnte für einen weiteren Versuch eingefroren werden.