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Aphex Twin – Syro

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 3 Minuten

coverIch schließe meine Augen und stelle mir vor – kein grüner Kreis, kein Aphex-Logo, kein „Syro“-Schriftzug. Richard D. James erwähnte in seinem Interview bei Pitchfork, dass er sehr oft Vorurteile erlebt, weil man hört „Aphex Twin“ und schon ein Bild davon hat. Also lassen wir das alles mal beiseite und denken, es wäre ein White Label. Fängt man mit „minipops 67“ an, der auch als der Manchester Track bekannt ist, fällt mir als erstes der fette Bass auf, gefällt mir ausgesprochen gut. Der Track entwickelt sich ausgesprochen gut, aber so ca. 2 Minuten vor dem Ende wäre ich spätestens bei einer Aphex-Twin-Referenz gelandet und hätte sie als schlecht eingestuft. Weiter geht es mit „XMAS_EVET10“ – ein Track, der mir anhand seiner Länge und seines Beginns große Erwartungen weckt. Könnte das ein Ambient-Track werden? 10:30 in outer space? Aber nach einer halben Minute ist Schluss damit, es läuft ein Breakbeat-Loop und analoge Synthies düdeln vor sich hin. Aber auch dieser Song entwickelt sich und endet so, wie Tracks von AFXs Analord-Serie. Und spätestens an der Stelle hat man sich auf den Stil des Albums eingeschossen. Ich schrecke nochmal für „180db_“ hoch – hier ist irgendwas schief gegangen! War da jemand verstimmt? Aber das Synthie-Gedüdel geht weiter vor sich hin, jeder Song hat seinen Moment, der eine gewisse Einzigartigkeit verströmt, aber im Laufe des Albums wäre ich dann noch bei der „Drukqs“ gelandet. Wie wäre es mit einem Interview über das neue Album?


Frage: Mal ohne den Namen „Aphex Twin“ in den Mund zu nehmen, ein gutes Album?
Antwort: Die Referenzen sind zu stark, dass man nicht erkennen würde, dass es Aphex Twin ist.
Frage: Dann formuliere ich die Frage anders: Wie gut ist das Album im Vergleich zu seinen Vorgängern?
Antwort: Betrachtet man seine Historie als Aphex Twin, ist es ein mittelmäßiges Album. Im Vergleich zu seiner Analord-Serie ist es besser geworden, denn die Dichte der Ideen ist doch wesentlich höher…
Frage: Wenn ich hier mal kurz einhaken darf? Du bewertest Aphex-Twin-Alben nach deren Ideen-Dichte?
Antwort: Nicht nur. Ich schätze zwei Dinge an seiner Musik – zum einen wie sich die Idee eines Songs während dessen weiterentwickelt. Weiterhin mochte ich, dass seine Musik nie gefallen wollte. Sie hat einen sehr starken Charakter, der dem Hörer überließ, ob sie die Platte mögen oder nicht. Mit der „Syro“ ist das etwas abhanden gekommen – gerade „minipops 67“ erweckt bei mir den Eindruck, dass der Track gefallen will und das schwächt meiner Meinung nach den Charakter seiner Musik.
Frage: Was war für dich der Grund, das Album zu kaufen?
Antwort: Wie ich schon erwähnte, hat jeder Song so einen gewissen Moment, wo man die Aphex-Perfektion noch spüren kann. Früher war es abwechslungsreicher. Es gab Tracks die diesen Moment über die gesamte Länge gehalten haben, aber es gab auch Tracks, wo ich einfach nur den Kopf geschüttelt habe. Deswegen ist es jetzt etwas ausgeglichener, was ich als Fortschritt werten würde. Die Frage ist natürlich: Wie geht es jetzt weiter?
Frage: Dann frage ich doch gleich mal – wie denkst du, dass es weiter geht?
Antwort: Wenn ich mich so umsehe, wird das Album mit sehr gemischten Gefühlen aufgenommen. Viele loben es als das „Album des Jahres“ oder die „Rückkehr des Aphex Twin“. Aber es gibt auch viele, die das Album sehr schlecht finden, weil die Signatur doch vermuten lässt, dass es sich um ältere Tracks handelt. Richard James war eigentlich immer einer, der sich nicht von solchen Reaktionen hat beeinflussen lassen. Deswegen kann ich nur Vermutungen äußern. Er hat auch verlauten lassen, dass er die „Melodies from Mars“ überarbeitet hat und das für 4 Alben reicht. Wenn ich einen Wunsch äußern dürfte, wäre das eine Fortsetzung der „Selected Ambient Works“.
Frage: Mit diesem schönen Gedanken möchte ich mich für das Interview bedanken.
Antwort: Gern geschehen!

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