Nach welchen Kriterien soll man urteilen, wenn man ein Land bereist? Wie sich die Regierung nach innen und außen verhält? Welchen Einfluss hat das schon auf den Charakter der Menschen? Oder sollte man die Sitten und Gebräuche moralisch beurteilen? Aber wer setzt hier den Maßstab, was moralisch ist und was nicht? Ich beschloss diese ganzen Fragen erstmal beiseite zu stellen und mich einfach der Erfahrung hinzugeben. So als ob es alltäglich wäre in den Iran zu reisen. Sitten und Gebräuche werden akzeptiert, als wären sie weltweit üblich.
Alles, was ich im Vorfeld über den Iran wusste, stammte zu großen Teilen aus dem Film „Persepolis“. Dort bekommt man einen kleinen Ausschnitt aus der Zeit während der islamischen Revolution vermittelt bzw. was davor geschah. Weiterhin machte ich mich über die Kleiderordnung für Männer schlau. Langärmeliges Hemd, evtl. kurzes Hemd, keine T-Shirts und auf jeden Fall nur lange Hosen. Da wir eine organisierte Reise machten, überließ ich den Rest mehr oder weniger dem Zufall. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass Basics wie Stromadapter, Genuss von Lebensmitteln und Trinkwasser immer geprüft werden.
Also machten wir am Samstag früh los, fuhren nach Frankfurt, gaben unser Auto auf dem Urlaubsparkplatz ab und dann sollte es losgehen. Es dauerte aber über eine Stunde nach dem offiziellen Starttermin als wir abhoben. Denn erst mussten zu einer speziellen Abflughalle und dann bekamen wir ewig keine Starterlaubnis. Erster Zwischenstopp war Belgrad, denn iranischen Flugzeugen ist es wegen dem Embargo nicht erlaubt, in EU-Ländern zu tanken.
So kamen wir kurz nach 22 Uhr in Tehran an. Es dauerte noch eine Stunde, bis wir durch die Passkontrolle durch waren, wo wir ersten Kontakt mit anderen Völker des nahen Ostens hatten – inkl. Frauen, die komplett verhüllt waren. Kein Gesicht, keine Augen – nur schwarz. Nach der Gepäckausgabe nahm uns David in Empfang und wir versuchten schon, das erste Geld zu tauschen, leider hatte der Schwarz-Tausch-Stand kein Geld mehr. Als unsere Reisegruppe komplett war (13 Leute), fuhren wir zum Hotel und fielen sofort ins Bett, schließlich war es kurz nach Mitternacht.
Das Hotel machte von außen schon was her, doch war innen total abgewohnt. Zum Frühstück gab es Marmelade, Brot, Eier in allen Varianten, Suppe, Süßspeisen, Obst, Gemüse, Tee und Kaffee. Wir begannen den Tag mit dem Besuch einiger Museen in Tehran – ich finde historische Museen mit Tonkrügen, Scherben und Werkzeugen gähnend langweilig, aber es gehörte zur Tour. Nächstes Museum: Glas und Keramik, auch nicht mein Geschmack. Mittag kamen wir in den Genuss eines Büffetts, was mit jeder Menge Salate, Hackbällchen, Auberginenauflauf, Suppen und Obst zum Nachtisch aufwartete. Gleich nach dem Mittag liefen wir zur Nationalbank, denn dort ist die Schmucksammlung untergebracht. Die war schon eher beeindruckend, auch wenn die Führerin eher im Stil „Das ist Aufsatz für Wasserpfeife mit Rubine und Smaragde besetzt“ kommentiert und mehr nicht. Ein kleines Schild wäre genauso hilfreich gewesen.
Das war es auch schon fast für Tehran – es gab noch einen kurzen Abstecher zum Freiheitsturm und dann fuhren wir zum Flughafen, um nach Shiraz zu fliegen. Als wir dort ankamen erreichten uns Nachrichten aus Deutschland. Dort hatte man gehört, dass am Vormittag eine Maschine von dem Flughafen, wo wir starten sollten, abgestürzt war. Sowas ermutigt unwahrscheinlich, aber es lief alles problemlos – wie groß ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass am gleichen Tag zwei Maschinen vom selben Flughafen starten und abstürzen? In Shiraz stiegen wir in den Bus, der unsere Heimat für die nächsten Tage sein sollte. Sehr komfortabel mit extrem viel Beinfreiheit, Sitzen, die schon fast zu Liegen umfunktioniert werden können und einer (manchmal zu gut) funktionierenden Klimaanlage. So wurden wir am Hotel abgeliefert, das von außen wieder mehr versprach, wie die Zimmer hielten. Wir erkundeten noch etwas die Umgebung des Hotels und gingen dann schlafen.