Unser Flug geht am Abend von Stuttgart aus. Damit wir nicht die Koffer nachts durch London schleppen müssen, hat Kriszta ein Hotel in der Nähe des Flughafens organisiert. In Deutschland ist es noch schön warm, in London angekommen, regnet es.
Wir heben Geld ab und erkundigen uns, wo der Gratisbus fährt. Dieser pendelt zwischen den Hotels und dem Flughafen. An der Information sagt man uns, wir sollten doch die tollen, neuen Elektro-Pods benutzen. Die wären gratis. Ungläubig schauen wir – wirklich gratis? Ja, na klar. Begeistert fahren wir damit, ein schöner Auftakt! Die Endstation ist nur wenige Schritte von unserer Unterkunft entfernt und dort erleben wir die erste Überraschung. Sie sind mit dem Pod gekommen, macht 5 Pfund pro Person. Und damit war es dann schon wieder mit der Freude. Dazu kommt noch, dass ein indisch stämmiger Mann an der Rezeption steht. Aus persönlicher Erfahrung können wir sagen: Steht ein Inder an der Rezeption ist die Sauberkeit der Zimmer befriedigend bis mangelhaft. Auch dieses Mal werden wir nicht eines besseren belehrt.
Zum Glück ist es nur die erste Nacht, danach ziehen wir am Vormittag in die Innenstadt (bei Regen) um und holen unsere London Pässe. Der Nachmittag gehört einem Besuch des Picadilly Circus mit anschließendem Shopping in der Regent Street. Da es so ungeahnt kühl ist, müssen wir doch etwas aufstocken. Wenn ich mich im letzten Absatz etwas kritisch zu Indern geäußert habe, muss ich zugeben: Die indische Küche ist ein Traum. Ich war mir nicht mehr ganz sicher, wie das mit den Trinkgeldern läuft. Werden die automatisch berechnet oder werden Gedecke mit zur Rechnung hingefügt (wir hatten leckeres Naan mit Dips). Nichts der gleichen, nur das was wir bestellt haben, wurde in Rechnung gestellt. Satt, zufrieden und todmüde vom vielen Laufen fallen wir ins Bett.
Auch der nächste Tag sieht grau aus, Kriszta verschiebt die geplanten Tage. Hoffentlich wird es die nächsten Tage besser. Als wir am Morgen in die Tube steigen wollen, kommt die erste Überraschung „Seek assistance!“. Unsere Fahrkarten sind Off Peak, d.h. erst nach 9 Uhr gültig. Die Busfahrer nehmen das aber nicht so genau, deswegen fahren wir ein Stück mit dem Bus zum Hyde Park. Von dort aus laufen wir weiter zur Paddington Station, um von dort aus nach Windsor mit dem Zug zu fahren. Da es kurz vor 9 Uhr ist und da der Zug kurz nach 9 Uhr fährt, fragen wir nett beim Angestellten nach, der die Fahrtkartenkontrolle beaufsichtigt, ob wir schon passieren dürfen – natürlich!
Schloss Windsor ist herrlich, die Blaskapelle beim Wachwechsel spielt „Dancing queen“ von Abba und der Audio-Guide ist auch toll. Direkt nach der Besichtigung genehmigen wir uns in einem schmalen Haus leckere Fish & Chips.
Nachmittags fahren wir dann nach Wimbledon. Auch hier haben wir Glück, denn normalerweise werden die Gäste, die ein Führung machen, nur in einen Glaskasten im Center Court geführt. Da dieser gerade umgebaut wird, sitzen wir in den ersten Reihen und erfahren interessante Dinge über Wimbledon, z.B. das der Mitgliedspreis im Tennisclub nicht exorbitant hoch ist, sondern eher zählt, was man für das Image des Tennis macht. Außerdem lernen wir, dass alle Karten im Center Court gleich viel kosten, der Platz wird dann nach Losverfahren vergeben. Am Nachmittag bleibt noch etwas Zeit für die Besichtigung des Kensington Palace. Dann ist es auch schon Abend und machen noch ein paar Shopping Schnäppchen und nehmen uns was vom Sushi-Take-Away „Wasabi“ mit aufs Zimmer.
Wir schauen am Abend noch etwas fern, als wir unser Essen verdrücken und erfahren im Wetterbericht, dass die heutige Tageshöchsttemperatur (12°C) 6°C unter dem normalen Monatsdurchschnitt liegt. Es ist damit kälter als im März diesen Jahres. Nur gut, dass wir uns warme Sachen mitgenommen haben, auch wenn die eher für Norwegen gedacht waren. Der Mittwoch beginnt wie immer regnerisch, wir fahren zur St. Pauls Cathedral, zahlen aber die 16 Pfund Eintritt nicht. Statt dessen fahren wir nach einem richtig britischen Frühstück zum Shakespeares Globe Theater, dann besichtigen wir die Tower Bridge und es kommt die große Enttäuschung: der Tower. Weder architektonisch noch von der Ausstellung ein richtiges Highlight. Die Kronjuwelen reißen zwar wieder etwas raus, aber die sind im Vergleich z.B. zum Grünen Gewölbe in Dresden doch eher lächerlich.
Das macht aber nichts, denn wir müssen die Fähre nach Greenwich erreichen. Die Fahrt mit dem Boot ist auch mit dem London Pass abgedeckt und man sieht viele interessante Dinge auf dem Weg dahin. Richtig sauer werde ich, als wir das Royal Observatory erreichen. Die Fahrt ist im London Pass drin, Museen in London sind gratis, jeder Palast ist im London Pass drin, das Observatorium nicht. Also schauen wir uns den Null-Meridian nur von außen an. Mit dem Boot fahren wir dann bis Westminster zurück, holen noch was zu Essen und fahren ins Hotel.
Der letzte Tag in London hat endlich die lang erhoffte Sonne. Natürlich nicht die ganze Zeit, aber zumindest sieht man ab und zu den blauen Himmel. Also fahren wir gleich morgens zur Westminster Abbey. Anschließend folgt der Buckingham Palace, der aber sowas von überlaufen ist, dass man außer Touristen garnichts sieht. In den Pferdeställen geht es etwas ruhiger zu und wir werden Zeuge einer akribischen Abnahme einer Pferdekutsche – da wird jedes Riemchen auf seinen genauen Sitz kontrolliert. Leider bleibt uns nicht so viel Zeit, wie wir gern hätten, denn der Besuch im Hampton Court Palace ist traumhaft und sicherlich einen ganzen Tag wert.
Abends ziehen wir wieder in ein Hotel am Flughafen, dass auch schon bessere Zeiten hatte. Ich wusste gar nicht, dass man so kleine Zimmer bauen kann. Zwischen Bett und Wand kann man gerade so stehen und den Koffer kann man nur zwischen Zimmer- und Badtüre öffnen, sonst wäre kein Platz dafür.
Nachdem ich das letzte mal 1999 in London war, hat sich das Antlitz der Stadt stark gewandelt. Die Wolkenkratzer, die modernisierten Docklands, neue Busse und Taxis. Was mir emotional natürlich am meisten gefehlt hat… „Mind the gap!“. Gab es nicht mehr oder es wurde „Mind the gap between the train and the platform“ ersetzt. Bei ersten Londonbesuch hatte ich durch die Bank weg schönes Wetter und so ein permanent kaltes und regnerisches Wetter kann einem schon den Urlaub vermiesen. Aber nicht in London, das hat auch Charme bei dem größten Mistwetter.
Die Londoner haben Lust auf Sandwiches! Das merkt man, weil an jeder Ecke ein „Pret A Manger“ ist und dort findet man garantiert das Sandwich seiner Wahl. Und neben den üblichen Fast-Food-Ketten gibt es noch das „Wasabi“, was man auch häufig findet, wenn einem nach asiatischer Küche oder Sushi ist. Wer sich damit arrangieren kann, hat für 2-3 Pfund ein Sandwich oder für 5-8 Pfund ein asiatisches Essen / Sushi, je nach Hunger.