Also schockierend ist das Album von Tobias. nun wirklich nicht. Im Gegenteil – der Opener „Entire“ verspricht das ganze Gegenteil und gibt gleichzeitig eine Vorahnung, wie das Album weitergeht. Eine Sequenz läuft und läuft, unterschiedlich moduliert, mal lauter, mal leiser, sodass andere Sequenzen auch die Chance haben, zur Geltung zu kommen; bis alle Sequenzen aufweichen und im Hintergrund verschwinden Das Album arbeitet sehr intensiv mit monotonen Sequenzen, welche die Mehrheit der Songs tragen. Das Ganze wirkt hypnotisierend und bisweilen sehr beruhigend.
Und so ruhig wie das Album ist, so viel weiß man auch über den Mann dahinter. Wie ich gelesen habe, ist Tobias Freund als Produzent und Berater für den richtigen Sound gefragt. So kommt es auch, dass einige seiner Veröffentlichungen in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern wie AtomTM, Shed und Efdemin entstanden sind. Lässt man den Herrn Freund mal allein machen, kommt der Tüftler und Handwerker gleichermaßen zum Tragen. Er entdeckt Sounds wieder, die mich schwer an Mitte der 90er erinnern, so z.B. in „Instant“. Höre ich mir Tracks von damals an, klingen sie ganz anders, wie ich sie in Erinnerung hatte, aber trotzdem lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit nicht verleugnen. So sehr wie der Sound zu Beginn der 90er noch roh war, wird hier ein Feinschliff angelegt und durch die Liebe zum Detail formt, knetet und feilt Tobias an den Tracks, bis sie einen Grad erreicht haben, der sie rund und vollkommen erscheinen lässt.
Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor ist natürlich das Label – Ostgut Ton, the Sound of Berghain. Nie dort gewesen, habe ich mittlerweile doch einen guten Eindruck, was für Musik dort laufen könnte. Und Leute wie Tobias Freund helfen mir dabei, dieses Bild zu vervollständigen.
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