Ich mag es, wenn Künstler sich weiter entwickeln und mir dann auch noch die Richtung gefällt, in die es geht. Bei den ersten beiden Alben hätte ich noch unterschreiben können, dass es ein einzelner Künstler ist, der neben seiner Grafikarbeit auch gerne am Computer Musik macht. Aber das neue Album „Awake“ lässt keinen Zweifel offen, dass Tycho mehr eine Band ist. Ich kann mir bei den Titeln vorstellen, dass es live unglaublich schwer fällt, einen Schlussstrich zu ziehen, weil wenn sich so richtig in einen von den Titeln reingespielt hat, kommt man schwer wieder raus. Ob der Song da nun 5 Minuten geht oder eine halbe Stunde, liegt dann ganz in den Händen der Musiker.
Was mir gefällt ist, dass die Titel noch genau so entspannt klingen, wie auf dem ersten Album. Aber die Musik ist durch richtige Instrumente viel plastischer geworden. Mit „plastischer“ meine ich natürlich nicht, dass elektronische Musik kaltherzig klingt, aber man kann sich viel besser vorstellen, wie Musiker auf ihren Instrumenten spielen. Und schon allein die Vorstellung gefällt mir. Mit ihrem dritten Album „Awake“ ist Tycho da angekommen, wo ich es als Boards of Canada meets Ulrich Schnauss beschreiben würde. Als Boards of Canada mit Trans Canada Highway den Weg antraten, etwas Gitarrenklang ihrer Musik hinzuzufügen, gab es herbe Kritik aus dem Fanlager. Aber ich denke Tycho hat den richtigen Weg gefunden.