Nach Etosha verlassen wir die Tierwelt und fahren erst in Richtung Küste, um dann in der Nähe der Küste südwärts zu fahren. Als Ziele haben wir jetzt Ameib, Swakopmund, Tsondab Valley und natürlich Sossusvlei anvisiert.
Die erste Nacht verbringen wir in der Nähe von Twyfelfontein. Leider haben wir nichts gebucht und müssen 3 Campingplätze anfahren, bis wir was freies finden. Mittlerweile haben wir die Asphaltstraße dauerhaft mit der Schotterpiste getauscht. Es poltert und staubt den ganzen Tag. Twyfelfontein war mit seinen Felsmalereien nicht so weltbewegend, gerade wenn man schon einige Monate zuvor den Newspaper Rock in den USA gesehen hat. Am nächsten Tag sehen wir den Brandberg, aber es ist sehr dunstig. Die Nacht verbringen wir in Ameib im Erongogebiet. Dort gibt es endlich mal etwas, wo wir uns bewegen können. Also gehen wir zur Phillip’s Cave und besuchen den Elephant Head und die Bulls Party. Auch der Zeltplatz ist ein richtiger Traum. Abgelegen, ruhig und sehr gepflegt.
Auf dem Zeltplatz treffen wir ein deutsch-namibisches Ehepaar, dass immer wieder erzählt, wie furchtbar neblig Swakopmund ist und dass man dort nicht Rad fahren kann. Den folgenden Tag sind wir mittags in Swakopmund – es ist neblig. Als wir weiter zu den Flamingos nach Walvis Bay fahren, reißt es auf und die Sonne kommt raus. In Swakopmund wollen wir unbedingt Fisch essen. Im Fish Deli holen wir uns Fish & Chips und fahren zurück ans Meer und essen wohl das beste Essen unserer Reise. Da es hier doch empfindlich kalt werden kann, sind unsere Übernachtungen in Swakopmund im Guesthouse in richtigen Betten. Nach dem Check-In laufen wir in die Stadt, kaufen Biltong (getrocknetes Fleisch). Abends können wir nicht anders, als wieder bei Fish Deli Sushi (In Worten: Sushi in Namibia!) zu essen. Köstlich! Auf dem Weg dahin entdecken wir Schuhe aus Kudu-Leder, die uns beiden sehr gefallen.
Die Inhaber des Guesthouses sind deutsche Auswanderer und wahnsinnig nett. Sie servieren uns ein Frühstück mit allem drum und dran. Um 8 Uhr werden wir dann zu unserer Tour zu den „Little Five“ abgeholt. Uns wird anschaulich erklärt, wie die Nahrungskette in der Wüste funktioniert. Wie man als kleines Krabbeltier überlebt, wer wen frisst und wie er sich dabei versteckt. Als wir mittags zurück von der Tour sind, gibt es wieder Fish & Chips. Nur ich entscheide mich für Calamari, die noch besser wie der Fisch sind, denn so saftige Tintenfischringe habe ich noch nie gegessen. Nachdem wir den Tag zuvor die schönen Schuhe gesehen haben, machen wir uns im Internet schlau – ab zum Werksverkauf. Statt die Schuhe für ca. 50 Euro im Laden zu holen, gibt es sie für 30 Euro ab Werk. Handarbeit und echtes Wildleder und dazu noch sehr sehr bequem.
Den nächsten Morgen fahren wir zeitig los, lassen das Frühstück ausfallen und holen nur ein paar Teilchen beim Bäcker. Es folgt die berüchtigste Strecke – die C14. Angeblich soll die Schotterpiste kurz nach dem Planieren wieder ruiniert sein – ein Auto- und Reifenkiller. Wenn man die Runde entgegengesetzt fährt, wie wir sie gefahren sind, mag man das wohl denken. Aber nach den letzten Tagen bin ich doch ziemlich zufrieden und muss mich an manchen Stellen bremsen nicht schneller als 80 zu werden. Aber trotzdem ist es eine Schotterpiste und das Holpern macht müde und strengt an. Belohnt werde ich mit einem Halt bei Moose McGregors Desert Backery in Solitaire. Hier gibt es Apfelstrudel und Kaffee. Der Apfelstrudel ist so gut und berühmt, dass mich mein Chef (der schon mehrmals in Namibia war) fragte, ob ich ihn gegessen hab.
Wir fahren wieder ein Stück zurück und biegen ins Tsondab Valley ab. Als wir ankommen, müssen wir feststellen, dass wir die einzigen Gäste sind. Uns wird als Wanderung der Aufstieg auf den Hausberg empfohlen, wo man einen schönen Überblick über die endlose Weite hat. Als wir wieder abgestiegen sind, unterhalten wir uns mit dem Besitzer über seine Lodge und geben den Tipp, doch ein Schild an der Straße anzubringen, dass auf die schöne Gegend hinweist. Zu unserem Erstaunen bekommen wir zu hören, dass er keine Gäste will, die nur eine Nacht bleiben, schließlich wäre das hier keine Übernachtungsstelle, sondern ein Produkt. Er würde ja genügend Aktivitäten anbieten, dass man locker zwei Nächte oder mehr dableiben könnte.
Nach dem Gespräch machen wir eine kleine Hochrechnung und kalkulieren, wieviel zwei Nächte für eine vierköpfige Familie inklusive Ausflüge kosten würde und können seine Einstellung nicht ganz nachvollziehen, denn umgerechnet 100 Euro pro Person pro Nacht, wenn man zwei Fahrstunden von einem der größten Highlights Namibias entfernt ist, bringt garantiert nicht mehr Leute her. Auch als wir die Zielgruppe für das Produkt überlegen, werden wir nicht schlüssig, denn ein deutscher Tourist hat nicht genügend Zeit zwei Tage in der Pampa zu hocken und die Südafrikaner werden wohl keinen gesteigerten Wert drauf legen, ein Abendessen einzunehmen und dabei Geschichten zu hören „von einem der hier aufgewachsen ist“. So wird das Produkt zum Running Gag des Abends.
Da wir wie gesagt nur zwei Stunden von Sossusvlei entfernt sind, lassen wir uns am Morgen Zeit und schauen dem Treiben auf dem Produkt zu und diskutieren weiter darüber. Es ist kühl geworden und so wie wir erfahren, handelt es sich um den letzten Einbruch winterlicher Kälte. Es fällt uns schwer uns richtig wohl zu fühlen, als wir den Campingplatz von Sossusvlei erreichen. Der Ostwind bläst hartnäckig und kalt. Zum Glück ist der Weg vom Campingplatz zu den Dünen asphaltiert, aber trotzdem ziehen sich die 60km endlos hin. Da das Licht nicht so besonders auf die Dünen scheint, gehen wir zum Deadvlei – ziemlich atemberaubend. Nur dass ein Timelapse-Team sich mitten im besten Bild platziert hat und dort Däumchen dreht.
Den letzten kompletten Tag beginnen wir sehr früh. Es ist mit 4°C im Zelt eiskalt, als wir 5:20 Uhr aufstehen. 20 Minuten später fahren wir los und halten zwischendurch immer wieder an, um das Farbspiel festzuhalten. Die orange Farbe der Düne und die flachen Schatten am Morgen sehen prima aus. Gegen 8.30 Uhr sind wir zurück, machen noch ein ausgiebiges Frühstück und fahren weiter die Schotterpiste entlang, die jetzt aber durchs Gebirge führt und nicht ganz so öde ist. Die letzte Nacht bei Rehoboth können wir nicht so recht schlafen, weil es gerade Wochenende ist und sich ein kleiner Stamm Einheimischer neben uns niedergelassen hat und fast die gesamte Nacht durchfeiert.
Danach geht es zurück nach Windhoek, das Auto wird geprüft und für gut befunden, in meiner Anwesenheit vollgetankt und dann werden wir zum Flughafen gefahren und es beginnt eine lange Reise zurück. Dummerweise hab ich was mit dem Urlaub verschusselt und wir kommen Montag früh in Frankfurt an, fahren mit dem Zug nach Bamberg, Krisztas Bruder holt uns ab und nach einer kurzen Dusche fahre ich sofort auf Arbeit.