Nach dem wunderschönen Städtchen Arica ging es nordwärts nach Peru. Das peruanische Gegenstück zu Arica heißt Tacna und ist genauso schön und liebreizend. Wir mussten einige Stunden warten, bis wir den Anschlussbus nach Arequipa nehmen konnten. In der Zwischenzeit ernährten wir uns von Empanadas. Mit „Cruz del Sur“ konnten wir nahezu luxuriös nach Arequipa reisen. Von dort aus wollten wir einen Trip in den Colca Canyon machen, der nach eigenen Angaben zu den tiefsten Canyons der Welt gehört.
Als wir in Arequipa ankamen, wurden wir von nahezu asiatischen Preisen überrascht. Das Taxi vom Busbahnhof kostete abends 8 Soles (2 Euro) und ein Essen im Schnellrestaurant 4-8 Soles. Wir gönnten und einen Tag Ruhe und suchten uns eine Tour heraus, mit der wir den Colca Canyon besichtigen konnten. Wir entschieden uns eine 3-Tages-Tour mit Trekking für 185 Soles bei Colonial Tours. Am Abend nahmen wir uns vor, dass wir mal richtig gut Essen gehen und Meerschweinchen (Cuy) probieren. Das Ergebnis war sehr lecker frittiert und schmeckte vorzüglich. Das Fleisch war zwar etwas knapp, aber wie wir später erfuhren, gibt es Meerschweinchen nur an Feiertagen und dann werden genüsslich die Knochen abgelutscht, bis nichts mehr übrig ist.
Der Fluch des Condor
Den nächsten Morgen starteten wir halb 9 Richtung Chivay. Unser Guide, der am Anfang noch alles sympathisch erklärte, entpuppte sich im Laufe der nächsten Stunden als arroganter Diktator. Er konnte ohne Punkt und Komma reden und beschwerte sich dann, dass niemand darauf reagiert. Und wer 5 Minuten von der Pause zu spät kam, hatte es ohnehin verspielt. Natürlich gehörten auch wir dazu, denn wir nahmen das vorgeschlagene Mittagsbüfett für 20 Soles nicht an und suchten uns einen kleinen Imbiss mit Tagesmenü für 5 Soles (inkl. Suppe, Hauptspeise und Getränk). Den Rest des Tages ruhten wir uns für die bevorstehende Wanderung aus.
Um 5 Uhr klingelte der Wecker am nächsten Morgen. 5.30 Uhr sollte es Frühstück geben, aber mit südamerikanischer Zeitverschiebung wurde 5.45 Uhr daraus. Unser Guide schaute grimmig, als wir nicht 6 Uhr im Bus saßen. Wir machten unterwegs noch etliche Stopps, bis wir an dem Punkt angelangten, an dem man die Condore beobachten konnte. Die restlichen Touristen der Tour sollten am gleichen Tag zurückfahren, nur wir 4 machten das Trekking. Wir wurden aus dem Bus gelassen und sollten sofort in den nächsten Minibus steigen, um unsere Wanderung zu starten. Wir beschwerten uns – was war aus der Beobachtung der Condore geworden?
Guide: Wir hätten ja die ganzen Stops vorher nicht machen sollen!
Wir: Konnten wir uns aussuchen, dass wir die Stops machen? Uns hat niemand gefragt, ob wir halten wollen.
Guide: Das ist keine private Tour, wir müssen uns schließlich an einen Plan halten.
Letztlich stiegen wir in den Bus ein und keine Minute später wurden wir wieder raus gelassen, man hatte mit der Agentur telefoniert, wir hätten Zeit für Condorbeobachtung. Zum Glück waren uns die Vögel hold und flogen spektakuläre Präsentationsrunden. Als wir fertig waren, sollte es losgehen. Wir erkundigten uns nach dem Plan für die Wanderung in den Colca Canyon – 3 Stunden Wanderung, Mittagspause und wieder 3-4 Stunden Wanderung. Moment mal, wir hatten aber nur eine Wanderung auf dem Plan?! Wieder wurde telefoniert, und im Endeffekt brachte uns der Bus, der uns die letzten 1,5 Tage gefahren hatten allein (!) nach Cabanaconde. Die anderen Touristen werden sich sicherlich gefreut haben, dass ihr Bus plötzlich weg war.
Colca Canyon
oder
Komm Herr Jesus und führe uns!
Unser neuer Wanderguide hieß Jesus und brachte uns die nächsten 3 Stunden von Cabanaconde 1.000 Höhenmeter tiefer in den Colca Canyon. Der Weg war steinig, extrem staubig und wir wurden regelmäßig von Eselkolonnen überholt, die noch mehr Staub aufwirbelten. Also von der Wanderung her sehr anstrengend, aber dafür war die Aussicht sensationell. Im Tal angekommen, gab es eine leckere Suppe und Mittagessen. Den Rest des Tages ließen wir die Beine im Swimming Pool baumeln und bereiteten uns seelisch darauf vor, den gleichen Weg wieder nach oben zu nehmen.
Es war stockfinster, als mein Handy mich um 4 Uhr am nächsten Morgen weckte. War das wirklich Jesus‘ Ernst? Der Stromgenerator lief nicht und wir mussten uns mit Hilfe unserer Taschenlampen anziehen und packen. Halb 5 Uhr ging es los und es blieb die erste Stunde weiterhin finster. Erst gegen 6 Uhr ging die Sonne auf. Zum Glück liefen wir im Schatten, aber trotzdem war es schweißtreibend. Zur Belohnung gab es in Cabanaconde ein reichliches Frühstück mit Rührei, Brötchen und Marmelade. Die Heimfahrt wurde noch interessanter, denn wir hielten an den gleichen Punkten, wie 2 Tage zuvor. Wir fragten, ob wir nicht direkt zurück nach Arequipa fahren konnten? Nach etlichen Telefonaten wurden wir in Chivay in einen anderen Bus umgeladen, aber nicht ohne zuvor nochmal bei „Rosy“ für 5 Soles das Mittagsmenü zu genießen.