Der Planet beschreibt Colonia del Sacramento als die Stadt mit dem gewissen Etwas, ohne genau zu bestimmen, was das gewisse Etwas überhaupt ist. Aber „Es“ würde die Menschen begeistern. Wenn man durch die Straßen von Colonia geht, gerade auch abends, kann man sich dem Zauber nicht entziehen. Es sind die auf Hochglanz polierten Oldtimer, die vor den Gaststätten stehen, die Ruhe und Friedlichkeit eines Küstenstädtchens, der Stil der Gebäude und die südländische Gelassenheit, die für „Es“ sorgen. Gerade der Gegensatz zum hektischen Buenos Aires beruhigt die Nerven noch ein wenig mehr.
Wir setzten am Abend über und fanden uns auf einer spärlich beleuchteten Straße wieder. Es war uns nicht geheuer – hier sollten wir langgehen? Aber die Sorge war unbegründet. Völlig unbehelligt kamen wir beim Hostel an, nahmen die beiden Betten im Dorm in Beschlag und machten einen Abendspaziergang. Bei Nacht wirkt Colonia noch ruhiger wie bei Tag und da es hier Winter ist, waren nur sehr wenige Menschen auf der Straße, man könnte auch das Wort „ausgestorben“ dafür verwenden.
Da unsere Fähre zurück nach Buenos Aires erst am nächsten Nachmittag fuhr, spazierten wir am folgenden Vormittag nochmal bei Tageslicht durch die Gassen. Was sich nachts gezeigt hatte, hielt auch bei Tageslicht stand. Aber einen großen Nachteil sollten wir bald entdecken: So schön Colonia auch ist, es gibt keine schönen Postkarten. Wir fanden dann in der Post ein paar halbwegs ansprechende. Zum krönenden Abschluss gab es dann noch eine Platte für zwei Personen. Man stelle sich ein Serviertablett vor, die unterste Schicht 5cm dick, zu einem Drittel mit Salaten, der Rest mit Pommes Frites gefüllt. Darauf tronen zwei riesige Steaks, auf denen sich gebratener Schinkenspeck, geschmolzener Käse und ein Spiegelei stapeln. Wir gaben uns größte Mühe, mussten aber angesichts der Menge resignieren.