Ich hatte vor langer Zeit mal einen Vortrag über Myanmar gehört. Da ging es um Armut und auch um viel Reichtum, der öffentlich zugänglich ist. Jetzt sollten wir dieses Land selbst entdecken. Wir begannen in Yangon und fuhren dann weiter nach Mandalay, Bagan und Inle Lake. Da wir nur schlechtes Wetter in Yangon hatten, gibt es optisch einen kleinen Einblick in die anderen Ziele von Myanmar
Als wir in Yangon ankamen, schüttete es aus Kübeln. Überhaupt war der Monsun hier so heftig wie nirgendwo anders. Ein Fahrer des Ocean Pearl Inn (18$ DZ) holte uns ab und nach einer Stunde Fahrt konnten wir unser Zimmer beziehen. Es herrschte eine Luftfeuchtigkeit, die unglaublich war. Als wir eines Abends ins Zimmer kamen und die Klimaanlage anschalteten, begann die Luftfeuchtigkeit zu kondensieren und wir standen bis zu den Knöcheln im Nebel. Und es fühlte sich an wie Gefrierschrank, obwohl laut meiner Uhr 28°C im Zimmer waren.
Es regnete immer weiter und wir gingen abends in eine Gaststätte, die unser Hostel empfahl. Nach unserem Verständnis war es eher ein Pub. Dafür waren die gebratenen Nudeln sehr lecker, auch wenn uns die riesige Kakerlake, die am Tisch vorbei krabbelte, weniger gefiel.
Sobald wir in Myanmar die Straßen betraten, kamen wir in Kontakt mit Betelnuss. Auf den ersten Blick sieht die Straße nämlich aus, als würden sich die Burmesen ständig blutig schlagen. Überall sahen wir blutähnliche Spuren. Die Betelnuss wird wegen ihrer anregenden Wirkung gekaut. Als „Nebenwirkungen“ wird der Speichelfluss erhöht und deswegen wird das Zeug überall hin gespuckt. Aber selbst bei Monsunregen bleiben die Flecken eine ganze Weile erhalten.
Wir haben gelesen, dass Reisende in Myanmar nur frische Dollar-Scheine mitbringen sollen. Schon die kleinste Beschädigung sorgt dafür, dass der Schein nicht akzeptiert wird. Also hatten wir viele kleine Scheine in Top-Zustand mit. Am Abend tauschten wir eine kleine Menge für 730Kyats pro Dollar. Den nächsten Tag machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg, um eine größere Summe zu wechseln.
Letztes Jahr konnte man noch einen Dollar in über 1000 Kyats tauschen, Anfang diesen Jahres waren es ungefähr 850 Kyats. Als wir in der Bank nachfragten, nannten sie uns einen Kurs von 700 Kyats. Deswegen ist die Anlaufstelle Nummer 1 in Yangon das Hotel Central. Hier kamen wir auf 750 Kyats. Also blieb nur noch der Schwarzmarkt. Der Dealer nannte uns einen Kurs von 790 Kyats. Das klang schon besser. Als wir wechseln wollten, ging er auf einmal runter mit dem Kurs. Wir hatten nur 20- bzw. 50-Dollar-Noten. Um für 790 Kyats zu tauschen, muss man schon mit 100-Dollar-Noten kommen. Also tauschten wir für 780 Kyats. Die Kyats sahen im Gegensatz zu unseren Scheinen aus, als hätte ein LKW drauf gebremst. Mehrfach. Das Geld hatte der Dealer in 2 großen Rucksäcken dabei, was schon sehr abgefahren aussah. So machten wir aus 300 Dollar 234.000 Kyats.
Begründungen gibt es dafür viele, am plausibelsten erscheint mir, dass die Regierung in eigenem Interesse den Wert des Dollars senkt. Da ein Boykott zwischen Myanmar und den USA besteht, existieren kaum Möglichkeiten, Geld abzuheben. Somit obliegt der Tauschkurs einzig und allein der Regierung – einem Militärregime. Wie wir von einem einheimischen Taxifahrer erfuhren – in meinen Augen war es doch eine sehr dubiose Quelle – kann die Mehrheit der Bevölkerung die Regierung nicht ausstehen, schafft es aber wegen den rigorosen Strafen und der Militärmacht (6 Millionen Soldaten bei 60 Millionen Einwohnern) nicht, ihrer Meinung Luft zu machen.
Ist aber auch nur die halbe Wahrheit, denn wie wir weiter hörten, sind die Chancen auf dem Land schlecht einen Job zu bekommen und so haben die Burmesen zwei Möglichkeiten: Armee oder buddhistischer Mönch. Und somit hat theoretisch ein Großteil der Bevölkerung einen Angehörigen beim Militär. Auffallend sind natürlich auch die Mönche, die das Straßenbild prägen. Und die Pagoden sprießen wie Pilze aus dem Boden. Nach meinen Beobachtungen sind von den goldenen Pagoden relativ viele erst nach 1960 gebaut worden. Und in den Großen sahen wir immer wieder gern Bilder mit Militärs, wie sie die Pagode besucht haben.
Wie Marx schon sagte: „Religion ist Opium für das Volk.“ Denn auf meine Frage, wie die Militärregierung zum Thema Buddhismus steht, zuckte der Taxifahrer mit den Schultern. Nein, man unternimmt nichts dagegen. Warum auch, wenn die Regierung den Buddhismus für seine Zwecke einsetzen kann. Im nächsten Leben wird alles besser, wenn ihr jetzt alle schön artig seid!
Die Regierung verknappt die Ressourcen derart, dass es hauptsächlich die Bevölkerung trifft. Wir hörten, dass Autos (Baujahr Anfang 90er Jahre) für $10.000 verkauft werden, eine SIM-Karte für das Handy $650 kostet und da sich das niemand leisten kann, werden sie für ca. $50-$60 verliehen. Und das hinterlässt den faden Nachgeschmack, dass Buddha wie ein Götze angebetet wird, aber die Werte des Buddhismus hoffnungslos verloren gegangen sind.
Von unserem getauschten Geld setzten wir 13.000 Kyats wieder um, als wir den Bus nach Mandalay buchten. Außerdem hatten wir gehört, dass die Straße von Inle Lake zurück nach Yangon nicht so toll sein soll. Deswegen buchten wir einen Flug von Heho für $78.
Am Nachmittag nahmen wir ein Taxi, um die berühmten Pagoden von Yangon zu sehen. Als wir ankamen, begann es wieder zu gießen. Wir warteten 20 Minuten, aber es wurde nicht besser. Also fuhren wir zurück zum Hostel und beschlossen, dass wir am letzten Tag noch mal einen Versuch wagen. Nach unserer Rückkehr hatte es natürlich aufgehört zu regnen. Und es blieb den ganzen Abend trocken.