Wenn man Moskau mit St. Petersburg vergleicht, dann wäre Moskau ein altes Mütterchen und St. Petersburg die große, strahlende Diva.
Als wir von Moskau in St. Petersburg ankamen, waren wir positiv überrascht. Hier fühlten wir uns sicher, die Stadt strahlt eine Lebendigkeit aus, um die sie manche europäische Hauptstadt beneiden würde. Es wird renoviert, erweitert und an allen Ecken des Newsky Prospekt (die Hauptstraße in St. Petersburg) treffen sich Menschen. Sehen und gesehen werden.
Wie gesagt, war der Besuch von St. Petersburg sehr angenehm. Wir besuchten die Peter-und-Pauls-Kathedrale, die St. Isaaks Kathedrale, sind am Newsky Prospekt entlang geschlendert und haben nicht zuletzt an unserem letzten Vormittag die Ermitage besucht. Gerüchten zufolge soll man dort eine ganze Woche zubringen können. Am Anfang hielt ich das für übertrieben, aber nach unserem Besuch kann ich das nur bestätigen. Schon allein die Fußböden und Decken sind Kunstwerke, die unabhängig von den ausgestellten Werken beeindrucken. Wir konzentrierten unseren Besuch auf die erste Etage und machten nur einen kurzen Abstecher zu den modernen Werken bzw. zur Kunst des alten Sibiriens.
Eines Abends kamen wir von unserem Stadtrundgang heim und wurden von unserem Zimmermitbewohner angesprochen. Er hielt uns ein Heft von Peterhof hin. Wir mussten leider bedauern, dass unsere Zeit nicht ausreicht diesen wunderschönen Ort zu besuchen. Muss man sich wie Versaille oder Sansoussi vorstellen, mit unheimlich vielen Fontänen und goldenen Statuen. So kamen wir ins Gespräch und so entstand eine interessante Unterhaltung über das Leben in Russland / Deutschland.
Roman, unser Mitbewohner, ist Web-Entwickler aus Wladiwostok und erzählte uns bereitwillig (und auch etwas schüchtern) über sein Leben. Er kann seine Heimatgenossen nicht verstehen, bei denen ein totaler Werteverfall vorliegt. So ist es z.B. cooler seine Fahrerlaubnis zu kaufen, statt dafür zu lernen, auch wenn das Erlernen nur einen Bruchteil kosten würde. Er bestätigte, dass es in Russland sehr korrupt zugeht und die Russen praktisch mit dem nötigen Kleingeld sich alle Bescheinigungen und Qualifikationen kaufen können. Wenn ein Autofahrer mit 180km/h durch die Stadt fegt, macht das auch keinen Unterschied. Wer von der Polizei angehalten wird, füttert auch nur deren Taschen.
Einen Fakt fand ich noch interessant. Deshalb ärgere ich mich, warum die Nachrichten sowas nicht erwähnen. Um das Glücksspiel einzugrenzen, hat der Präsident verkündet, dass es in ganz Russland nur noch 4 Stellen geben wird, wo Glücksspiel erlaubt ist und eine davon soll in der Nähe von Wladiwostok sein. Im Gegenzug erzählten wir von unseren hohen Abgaben, für die er Verständnis zeigte, weil es ja im Sinne der Gemeinschaft ist.