Am Anfang unserer Weltreise geht es noch etwas chaotisch zu. Erst waren wir in Ägypten, um dann über Mailand nach Stuttgart zu fliegen. Dort sammelten wir zwei von Krisztas Freunden auf. Mit denen wollten wir in vier Tagen einmal auf der Ringstraße durch Island fahren.
Kurz vor Ende unserer Ägyptentour hatte sich die externe Festplatte entschlossen, den Geist aufzugeben. Also hielten wir auf der Fahrt zum Frankfurter Flughafen nochmal kurz an und holten uns einen preiswerten Ersatz. Auf dem Flug fiel uns wieder ein, warum ich beim letzten Islandbesuch nach der Landung so geschwächelt habe – es gibt während der 3,5-stündigen Reise keinen Bissen zu Essen. Aber da wir uns auf der Fahrt zum Flughafen mit Bäckerteilchen versorgt hatten, war da nichts zu befürchten. Island begrüßte uns ungewohnt trocken. Doch das sollte nicht lange anhalten, bei der Übergabe des Mietwagens (Ssangyong Kyron) regnete es in Strömen.
Bei diesem Besuch entschlossen wir uns, die Runde auf der Route 1 entgegen dem Uhrzeigersinn zu machen, um vielleicht gewonnene Zeit in den Westfjorden verbringen zu können. Erster Stopp war beim Geysir. Als wir ankamen, öffnete sich der Himmel und ließ alles raus. Durch die kurze Nacht und die Kälteumstellung (40°C in Ägypten vs. 4°C in Island) waren wir willensschwach und nahmen uns ein Gästezimmer (was schon Hotelcharakter hatte) für 65 Euro. Außerdem wurden die Toiletten / Waschräume auf dem Zeltplatz gerade neu gebaut und standen somit gar nicht zur Verfügung.
Kurz nach Einzug hörte es natürlich wieder auf und wir ärgerten uns, dass wir uns die Schlappe geleistet hatten. Bei einem ersten Rundgang um die Geysir stellten wir fest, wie sehr er sich in den letzten 1,5 Jahren verändert hatte. Als wir das letzte Mal dort waren, konnte man die Uhr danach stellen, wenn er ausbricht. Dieses Mal schwankte es nicht nur zeitlich, sondern auch in der Stärke des Ausbruchs. Mal schwappte nur ein Schwall heißes Wasser raus, mal brach er zweimal kurz hintereinander aus.
Der nächste Morgen war wunderbar. Die letzten Wolken verzogen sich und wir beeilten uns, zum Gullfoss zu kommen, da sich schon am Horizont die nächsten Wolkenverbände zeigten. Es entstanden sehr schöne Aufnahmen mit Regenbogen in der Morgensonne. Nächste Station für diesen Tag war Höfn. Natürlich musste ich darauf bestehen, dass wir die notgelandete DC30 kurz vor Vík suchen. Die im Internet gefundenen Koordinaten (63° 27,546′ N, 19° 21,887′ W) waren relativ präzise, sodass wir tatsächlich auf das Wrack stießen. Wer kein GPS hat, sollte sich folgendermaßen orientieren: Ungefähr 2km nach der Abzweigung zum Sólheimarjökull (Straße 221) ist eine Durchfahrt durch den Zaun. Danach brauch man den Jeepspuren nur zu folgen. Aber man sollte sich nicht täuschen lassen, dass Meer sieht unglaublich nah aus, trotzdem ist es eine Fahrt von ca. 3km durch die Ödnis.
Und wir hatten ein kleines Jubiläum: 1 Jahr, 1 Monat und 1 Tag nach dem Ausbruch am Eyjafjallajökull fuhren wir am Gletscher vorbei, wo eine Gedenktafel an den 14.4.2010 erinnert. Natürlich haben die Isländer jede Menge Spaß, witzige T-Shirt mit Sprüchen wie „Eyjafjallajökull is so easy to pronounce, try umferðaröngþveiti (traffic jam)“ oder „Don’t fuck with Iceland, we don’t have cash, but we have ash“ zu drucken.
Während unserer Übernachtung in Höfn fiel mir nachts etwas auf. Ich wurde munter und dachte, dass es so gegen 5 Uhr ist. Ein Blick auf die Uhr verriet mir – es war 2 Uhr 30 und es war gerademal dämmerig dunkel draußen. In den folgenden Nächte konnte ich diese Beobachtung nur bestätigen. Es wird Mitte Mai schon nicht mehr richtig dunkel.
Da wir bei unserem letzten Besuch die Ostfjorde ausgiebig mitgenommen haben, kürzten wir dieses Mal ab und machten den nächsten Stopp am Mývatn. Vorher deckten wir uns in Egilsstaðir noch mit original Isländischen Klamotten (66° North) ein. Zum einen hält das Zeug wirklich warm und abzüglich Steuer (Tax Free Shopping!) und Rabatt sind ca. 70 Euro für eine Softshell ein richtiges Schnäppchen. Da wir dieses Mal mit einem geländegängigen Fahrzeug unterwegs waren, konnten wir die Route zum Dettifoss einschlagen. Wie wir gesehen haben, hatten andere Touristen die Mühen nicht gescheut und sich mit einem normalen Straßenfahrzeug bis zum Dettifoss getraut. Am Mývatn war die erste Nacht, wo uns unsere dicken Schlafsäcke ein wenig im Stich ließen, wir haben gefroren.
Die erste Einsparung in Sachen Zelten schafften wir in Búðardalur, wo der Zeltplatz noch nicht geöffnet hatte und wir uns ein windgeschütztes Plätzchen gesucht haben. Diese Nacht war wieder angenehm kuschlig im Schlafsack. Und der Blick auf den Snæfellsjökull am Abend ließ uns hoffen, zumal wir im Wetterbericht gesehen hatten, dass es schönes Wetter werden soll. So nahmen wir uns die Halbinsel Snæfellsness vor, wo uns aber während der Fahrt wieder dicke Wolken und Regen überraschten. Auf Empfehlung des Wirts in Búðardalur aßen wir eine Fischsuppe in Hellnum. Ein kleines Restaurant, was offensichtlich von seinen Empfehlungen lebt, die ich nur weitergeben kann. Wenn auch nicht die Fischsuppe umwerfend ist, ist sie reichlich und schmackhaft. Der Knackpunkt ist das dazu gereichte süße Brot mit der gesalzenen Butter, das in Kombination mit der Suppe einfach Klasse schmeckt. Also in Summe einfach lecker!
Wie auch beim letzten Mal sind 5 Tage einfach zu kurz, wir hätten noch gerne die Westfjorde mehr erkundet (mich reizt ja immer noch Djúpavík mit der alten Fischfabrik und dem rostigen Schiff). Deswegen wird es wohl garantiert noch einen dritten Teil in Island geben. Und auch dieses Mal wurde der Gedanke diskutiert, ob man hier nicht leben könnte. Wurde aber wegen der dunklen Winter und dem doch recht frischen Klima verworfen. Für einen Urlaub ist Island aber immer wieder gut und macht jedes Mal Spaß es neu zu entdecken.