Über unser Hostel in Kairo hatten wir für 80 US$ einen 2-tägigen Trip nach Bawiti in der Baharia-Oase gebucht. Auf dem Plan standen Besuche die Schwarze und Weiße Wüste, wo wir auch übernachten würden.
Wir standen am Morgen um 6 Uhr auf, da wir um 7 Uhr zum Busbahnhof gebracht werden sollten. Der Plan sagte: Nach dem Frühstück zum Busbahnhof. Schön, dass wir um 7 Uhr das Frühstück und den kochend heißen Tee bekamen und wenig später die Worte folgten „5 Minutes – then we start!“ Wer will schon in Ruhe frühstücken? Nachdem wir hastig unser Frühstück verzehrten, ging es völlig unspektakulär zum Busbahnhof, der uns an Marokko erinnerte. Wir waren 7.15 Uhr da, 8 Uhr ging der Bus. Also warteten wir…
Wie es sich für arabische Verhältnisse gehört, wartete man, bis alle Gäste sich in den Bus bequemt haben und dann konnte es losgehen. Am Morgen war es noch kühl und so fuhren wir mit offenen Fenstern durch die Staus der Innenstadt. Aus der Erfahrung in Marokko hatte Kriszta ihren Eltern empfohlen, eine Jacke mit in den Bus zu nehmen – Klimaanlagen gibt es nur in zwei Einstellungen: Polar und Aus. Diesmal blieb es bei ausgeschalteter Klimaanlage, was bei den ägyptischen Fahrgästen zu Unmutsbekundungen führte. Hier lernten wir wieder was über die arabische Kultur: Man ist erst sauer, wenn man schreit. Beleidigungen, die in ruhiger Lautstärke vorgetragen werden, sind belanglos. Zum Glück hatten wir genügend Wasser mit!
Unsere Odyssee führte nach anfänglichen Staus durch die Wüste und es wurde richtig heiß im Bus. Und so kamen wir ziemlich durstig und verschwitzt in Bawiti an. Dort wartete aber schon der Chef vom Badr’s Sahara Camp mit dem Jeep auf uns und fuhr uns ins Camp zu einem Begrüßungstee (schwarz mit frischen Pfefferminzblättern – lecker!)
Danach stiegen wir in einen anderen Jeep um und fuhren Richtung Weiße Wüste. Ich hätte im Traum nicht daran gedacht, dass Wüste so anwechslungsreich ist. Ständig änderten sich Formen, Farben und Sandanteil und wir machten gelegentliche Stops (z.B. Schwarze Wüste), um uns einen Überblick über die Gegend zu machen. Ich habe auf der Karte nachgesehen und schätze, dass die Weiße Wüste ca. 150km von Bawiti entfernt ist. Wir passierten den Kontrollpunkt, an dem wir hätten Eintritt zahlen müssen, völlig unbehelligt und konnten so eine Menge Geld sparen. Der weiße Kalkstein ist schon schwer beeindruckend, aber plötzlich verließen wir die Straße und fuhren durch den Sand und dann eröffnete sich und ein wunderschönes Bild. Die Jungs im Jeep fuhren schon mal vor und wir liefen barfuß im Sand ins Tal. Es war schon später Nachmittag und das Licht lieferte auch noch eine Vorlage für diese Szene.
Später ging es dann wieder auf die Straße zurück, wir fuhren noch ein wenig und bogen dann mitten in die Weiße Wüste ab, besuchten gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang den Pilz und das Huhn und schlugen unweit davon unser Nachtlager auf. Wir ließen uns auf Decken nieder und genossen die Natur um uns herum. Selbst nach Sonnenuntergang blieb es noch warm (über 30°C). Die beiden Begleiter kochten für uns ein Beduinengericht mit Möhren, Kartoffeln und Reis. Dazu gab es die gegrillten Hähnchenteile. Doch die Beduinenküche lockte nicht nur unsere Nasen an, sondern auch andere Wüstenbewohner – den Wüstenfuchs. Als wir zum Sonnenuntergang einen sahen, waren wir ganz begeistert und unsere Begleiter meinten nur emotionslos „You will see enough!“ Wie recht sie doch hatten.
Nach dem Abendessen tranken wir noch einen Tee und dann legten wir uns schlafen. Wegen der Hitze fiel mir das Einschlafen schwer und ich wälzte mich unruhig hin und her. Ab 3 Uhr wurde es langsam angenehm, aber das fanden wohl die Wüstenfüchse auch und fingen an neugierig das Lager zu erkunden. Nachdem sie keine Essensreste mehr fanden, schnüffelten sie auch zwischen uns herum. Ich schreckte mehrfach hoch, als mich an meinem Rücken bzw. an meinen Füßen etwas stupste. Und wenn es nichts mehr zu entdecken gab, jagte man sich gegenseitig durchs Lager – ein Wüstenfuchs kommt selten allein. Einer hat sogar die Nase vom Krisztas Vater abgeleckt und weckte ihn damit.
So konnte ich schlecht schlafen und beobachtete den Sternhimmel. Er war nicht so schön, wie ich erwartet habe, nicht mal die Milchstraße konnte man durch den staubigen Wüstenhimmel erkennen. Aber dafür konnte man unzählige Sternschnuppen beobachten sehen, die ihr Leben in der Atmosphäre aushauchten.
So standen wir etwas übermüdet um 5 Uhr und kurz nach uns ging dann auch die Sonne auf. Das Lager war umzingelt von Unmengen von Fuchs- und Skarabäusspuren. Unser Frühstück mussten wir mit hunderten Fliegen teilen, die Marmelade, Zucker etc. auch sehr lecker fanden. Auf dem Weg zurück nach Bawiti machten wir noch einen kurzen Abstecher in die „alte“ Weiße Wüste, die Besucherzentrum war, als es noch nicht üblich war, mit Allradantrieb in die Weiße Wüste zu fahren. Unsere Fahrer brachten uns noch bis zur Busstation, wo wir dann 10 Uhr (diesmal mit Klimaanlage) in einem völlig überfüllten Bus wieder nach Kairo fuhren.