Gegen Mittag war unser Rafting-Abenteuer auf dem Trishuli beendet. Wir befanden uns auf halbem Weg zwischen Kathmandu und Pokhara. Von dort aus müssen wir etwas südlich, um in den Chitwan Nationalpark zu kommen. Dort verbringen wir die nächsten beiden Nächte im Chitwan Tiger Camp.
Wir sind gerade zu der Zeit in Nepal, wo Diwali gefeiert. Diwali, das Lichterfest, ist ein mehrtägiges Fest, bei dem die Häuser mit viel Lichterketten behangen werden und an den verschiedenen Tagen Tiere, Brüder und Schwestern gesegnet werden. Also vergleichend gesagt, ist es das hinduistische Weihnachten, wo viel Zeit mit der Familie verbracht wird. Dem entsprechend ist viel los auf den Straßen.
Unsere Guides versuchen alles mögliche, uns ein Fortbewegungsmittel zum Chitwan Nationalpark zu organisieren. Nach etlichen Versuchen wird uns als einzige Alternative vorgeschlagen, auf dem Dach des Busses, da wo das Gepäck liegt, mitzufahren. Natürlich ist das Abenteuer verlockend, aber eine mehrstündige Fahrt in der prallen Sonne und bei staubigen Straßen wollen wir nicht auf uns nehmen. Also quetschen wir uns doch mit in den Bus rein. Wir Männer müssen uns auf den Fußboden setzen, weil die Decke so niedrig ist.
Nach und nach, wenn die Leute aussteigen, bieten sie uns ihre Sitzplätze an. Viele sind neugierig und versuchen mit ein paar Brocken englisch, sich mit uns zu unterhalten. Die Strecke ist in einem furchtbaren Zustand. Stellenweise können wir nur im Schritttempo durch die riesigen Schlaglöcher fahren. So dauert unsere Reise 2,5 Stunden, bis wir da waren. Der Bus hielt an der Straße die Sauhara führt.
Wir wurden mit einem Jeep von einem Angestellten der Chitwan Tiger Camps erwartet. Hier machte es sich bezahlt, dass wir alles vorher organisiert hatten, sonst hätten wir uns auf eigene Faust bis zum Eingang des Chitwan Nationalparks durchschlagen müssen. Kaum waren wir angekommen, wurde wir gefragt, ob wir noch etwas essen wollen, weil gleich die Tour zum Elephant Breeding Center beginnt.
Wir waren satt und stellten nur schnell unsere Rucksäcke ab und sprangen hinten auf den Laster, der uns dahin brachte. Mit einem Baumboot werden wir auf die andere Seite des Flusses gebracht. Es schaukelt ganz schön, sobald sich einer bewegt.
Im ersten Moment sieht es gruselig aus, wenn man die Elefanten an der Kette sieht. Aber man muss sich vor Augen halten, dass die Elefanten hier als Nutztiere gehalten werden. Das heißt, dass sie jeden Tage viel Auslauf haben und dabei sich auch nützlich machen dürfen/müssen, z.B. indem sie Heu für ihre Artgenossen transportieren. Ganzer Stolz der Anlage sind Elefantenzwillinge, die wohl so ziemlich einzigartig sind.
Als wir von der Elefantenanlage zurückkommen, geht die Sonne langsam unter und wir sehen in dieser schönen Atmosphäre die Annapurnaregion. Unser Zimmer liegt sehr günstig. Es ist relativ nah am Fluss, aber trotzdem abgelegen genug, damit wir unsere Ruhe haben. Dafür mögen uns die Mücken. Wir hatten gehört, dass es einige Dengue-Fälle in dieser Region gegeben hat und sind vorsichtig. Wir probieren Vitamin B1-Präparate und Deet aus, aber beides schreckt die Mücken nicht wirklich ab.
Abendessen gab es als Buffet, aber es war trotzdem lecker. Als wir schlafen gehen wollen, bereiten wir alles vor, schalten das Licht aus und nach zwei Minuten beginnt aus Richtung der Rucksäcke ein Rascheln. Erstmal denken wir, dass einer der Rucksäcke verrutscht ist und versuchen weiter einzuschlafen. Doch dann raschelt es wieder. Also machen wir das Licht an, richten die Rucksäcke und machen das Licht wieder aus. Kurze Zeit darauf raschelt es wieder. Wir sind schon langsam genervt, vermuten aber, dass sich jemand an den Äpfeln von Kriszta zu schaffen machen will.
Also legen wir die Tüte mit den Äpfeln in eine Ecke und machen wieder das Licht aus. Es dauert nicht lange und schon raschelt die Tüte. Schnell macht Kriszta das Licht an und sieht den Täter. Irgendwas wie eine Maus, nur etwas größer. Um Ruhe zu haben verbannen wir die Apfeltüte in den Papierkorb vor dem Haus. Für eine kurze Zeit ist Ruhe und plötzlich draußen ein Gequietsche und Gekreisch los. Gefühlt fällt eine Horde Mäuse mit Gebrüll über die Äpfel her. Nachdem sie mit ihrer Beute abgehauen sind, versprechen wir uns Ruhe. Nein – in unserer Strohhütte kann man noch prima auf den Balken herumlaufen und im Dachstroh rumrascheln. Licht an – Ruhe, Licht aus – Rascheln. Also schlafen wir bei Licht.
Nicht nur wegen den Mäusen sind wir sehr zeitig aufgestanden. Wir wollen den Sonnenaufgang sehen. Also machen wir es uns mit einer Tasse Tee am Ufer bequem. Dunst hängt über dem Fluss, als die Elefanten mit Stroh durch den Fluss laufen. Ein einmaliger Anblick!
Um 9 Uhr beginnt unser Dschungelausflug. Wir klettern wieder in die Baumkanus und gleiten ganz leise den Fluss entlang. Nur das Wasser gluckst während der Fahrt. Fotos machen ist kaum möglich, denn die kleinste Bewegung lässt das Boot bedrohlich schaukeln. Auf unserer Fahrt sehen wir Krokodile und Vögel. So plätscherten wir 40 Minuten dahin, dann stiegen wir für den Dschungelspaziergang aus.
Wir bekamen eine kurze Einweisung, wie wir uns im Dschungel zu verhalten haben, speziell wenn wir Elefanten oder Nashörnern begegnen. Unser Führer Ussa war mit Leidenschaft dabei. Er wusste sehr viel und konnte somit jede unserer Fragen beantworten. Das Gras am Rande des Waldes wuchs sehr hoch (ca. 2 Meter). Deswegen wäre die Zeit für Tierbeobachtungen gerade sehr ungünstig. Ussa warf einige Stöcke ins Gras, aber nichts schreckte hoch.
Wir liefen weiter und Ussa schaut angestrengt nach oben. Wir wollten wissen, was er denn sucht. Er meinte, er würde Affen riechen. Wir holten tief Luft durch die Nase – nichts! Er lief weiter und wenig später zeigte er nach oben. Wir sahen Languren mit ihren schwarzen Gesichtern. Danach wechselten wir vom Wald ins Grasgebiet. Dort gingen wir auf eine Beobachtungsplattform, wo bereits drei asiatische Touristinnen auf ihren Hockern saßen und geräuschvoll in ihren Plastiktüten wühlten. Kriszta sah plötzlich mit ihren Adleraugen den Rücken eines Nashorns und rief „Rhino over there!“ Ussa lobte sie. Die Asiatinnen raschelten wieder in ihren Plastiktüten, um die Kameras rauszuholen. Kriszta explodierte kurz. Als das Nashorn sich von uns weg bewegte, lief Ussa hinterher um es zu uns zu locken, aber da war es schon weg.
Wir liefen noch etwas durchs Gras bzw. durch den Wald, konnten aber nichts mehr sehen. Nachdem wir zurückgekehrt waren, gab es erstmal Essen. Lange Zeit zum Ausruhen war nicht, denn am Nachmittag kam der Ausritt mit den Elefanten. Jedem Elefanten war ein viereckiges Holzgestell aufgesetzt wurden und jeder musste sich in eine Ecke des Gestells setzen mit einem Pfosten zwischen den Beinen. Gerade für die Männer war das bei dem Geschaukel kein angenehmer Ausritt.
Wir sahen sehr viele Rehe und Wildschweine. Das Interessante daran war, dass die Tiere überhaupt keine Notiz von uns nahmen und wir sie so aus nächster Nähe beobachten konnten. Ein niedergerissenes Reh wollte unser Guide uns als Tigerangriff verkaufen. Dabei hatte uns Ussa am Vormittag erzählt Tiger gebe es nur eine Tagesfahrt von hier entfernt.
Des Rest des Nachmittags verbrachten wir total entspannt in Liegestühlen in der Sonne. Nach dem Abendessen gab es noch eine kulturelle Veranstaltung mit Gesang und Tanz – sehr schön gemacht. Wir hatten uns bei Ussa wegen unseren nächtlichen Besuchern erkundigt, das wäre hier wohl völlig normal. Also schliefen wir die Nacht wieder bei Licht.
Da wir den nächsten Tag abfuhren, hatten wir bis zum Frühstück noch Zeit, etwas zu unternehmen. Wir gingen mit Ussa auf Tour, um Vögel zu beobachten. Unser Weg führte uns am Fluss entlang. Das Gras war noch feucht, alles glitzerte und wir begegneten wieder Elefanten. Der schönste Vogel, den wir sahen, war ein Eisvogel. Danach ging es zurück und nach dem Frühstück wurden wir wieder zurück zur Bushaltestelle gebracht.