In Kathmandu hatten wir als nächste Station nach der Hauptstadt Rafting auf dem Trishuli festgelegt. Der Trishuli ist ein Fluss, der nördlich von Kathmandu entlang fließt und dabei auch den Weg nach Pokhara kreuzt. Auf dem Fluss sollten wir die nächsten beiden Tage verbringen.
Der Start war schon sehr holprig. Wir sollten 6.20 Uhr abgeholt werden und standen mit den Rucksäcken bereit. Pünktlichkeit ist weltweit ein variabler Begriff, als begannen wir erst 6.40 Uhr nervös zu werden. Wir waren schon im Begriff den Veranstalter anzurufen, als 6.45 Uhr ein Nepalese samt Rikscha-Fahrer vor der Tür stand und meinte: „You are late!“ Ja natürlich sind wir zu spät, wenn uns keiner abholt. Also begann eine Hetzjagd am frühen Morgen, damit wir den Bus erreichen.
Letztendlich war es kein Problem und wir stiegen in den Bus. Die Fahrt sollte drei Stunden gehen. Doch kaum hatten wir Kathmandu hinter uns gelassen, standen wir im Stau. Wir vermuten, dass es um die Ecke einen Unfall gegeben hat. Doch später sahen wir das Ausmaß. Auf der schmalen Straße waren im Kilometerabstand LKWs kaputt gegangen und mussten mühsam überholt werden. Und das in beiden Richtungen. Es war heiß, die Straßen staubig und der Bus nicht klimatisiert.
Das führte dazu, dass wir erst 13 Uhr am Startpunkt angekommen waren. Unsere Rucksäcke wurden direkt vom Dach des Busses in den Straßengraben (auch als Müllhalde benutzt) abgeladen. Was für Glück, dass wir uns Schutzsäcke geholt hatten. Die Rafting-Jungs warteten schon mit den Paddeln in der Hand auf uns. Geld, Pässe und kleine Kamera wurden mit ins Boot verladen. Dort gab es eine Plastiktonne für Wertgegenstände. Unsere Rucksäcke reisten parallel zu uns auf der Straße.
Unten am Flussufer zogen wir gleich die Schwimmwesten an und setzten die Helme auf. Das Rafting auf dem Trishuli konnte beginnen. Es gab noch eine kurze Einweisung, bei welchem Kommando was zu tun ist. Ganz schnell paddeln bei „Forward“ usw. Insgesamt waren wir drei Gruppen. Und dann sprangen wir schon gleich in die Schlauchboote, schließlich hatten wir einige Zeit Verspätung und das Mittagessen war ein Paddelstunde vom Startpunkt entfernt. Am Anfang war es noch schön, denn wir ließen uns erstmal treiben. Die Landschaft war sehr schön. Reisfelder, Hängebrücken, alles sehr weitläufig. Die Leute auf den Hängebrücken winkten uns immer zu und wir winkten fröhlich zurück. Zum Glück bestätigten sich unsere Befürchtungen nicht, dass viel Müll am Ufer lag.
Jedoch kamen auch Stücke, wo wir ordentlich paddeln mussten und dabei gehörig nass gespritzt wurden. Nass wie wir waren, hielten wir zur Mittagspause an. Das Essen war sehr lecker, jedoch wollten wir schnell weiter, denn im Schatten war es mit den nassen Sachen schon ziemlich frisch. Wir fuhren noch eine Stunde weiter und dann verschwand die Sonne schon hinter den Bergen. Und dann wird es in den Bergen extrem schnell kalt. Wir hielten an und zogen uns direkt am Straßenrand um. Der erste Tag vom Rafting auf dem Trishuli war vorüber.
Da wir viel zu spät dran waren, gab es auch keinen Bus mehr, der uns zum nächtlichen Zwischenstopp bringen konnte. Also versuchten unsere Guides alles mögliche anzuhalten, damit wir trampen konnten. Wir hatten das Glück, dass wir in einen bunt bemalten indischen Truck einsteigen durften. Die Heizung lief auf Höchstleistung, die Leute waren lustig und superfreundlich. Und dazu lief laute indische Popmusik. Es war ein einmaliges Erlebnis und wir winkten zum Abschied dem Truck hinterher.
Als wir bei unserem Nachtlager ankamen, war schon eine andere Gruppe da. Wir setzten uns dazu, tranken Tee und aßen ein gutes Abendessen mit verschiedenen Currys, Reis, Pommes und Suppe. Wir blieben noch lange auf und erzählten. Es stellte sich heraus, dass mehrere Raftingbetreiber sich zusammen getan hatten und diese Hütte und das Zeltlager am Fluss betrieben.
Unsere Guides zelteten mit uns zusammen. Sie schlugen uns vor, dass sie für 1.000Rp pro Person ein Lagerfeuer machen. Wir lachten sie aus und schlugen statt dessen 100Rp vor. Das war ihnen auch Recht. Wie wir später mitbekamen, finanzierten sie so ihren abendlichen Rausch. Sie sammelten Holz am Fluss zusammen, schichteten es auf und versuchte es an der Spitze anzuzünden. Natürlich ging das schief. Zum einen, weil man ein Lagerfeuer nicht von oben anzündet und zum anderen, weil das Holz klatschnass war.
Also musste ein Brandbeschleuniger her. Sie legten Plastikflaschen hin und wollten sie anzünden. Wir blieben ganz ruhig und erklärten ihnen, dass es a) schädlich für die Umwelt ist, wenn man Plastik verbrennt und b) ist es ungesund den Qualm auch noch einzuatmen. Das Thema Umweltschutz ging ihnen aber völlig ab. Inzwischen starteten wir den Versuch eines eigenen Lagerfeuers. Die Horde von Guides war inzwischen auch ganz schön angetrunken und kam nun zur Erkenntnis, dass man die Plastikflaschen doch unbedingt mit Diesel anzünden müsste. Aber mit Argumentation war nichts mehr zu machen, es musste jetzt einfach brennen. Stolz zeigten sie auf ihr loderndes Inferno, dass nach einer Minute wieder aufhörte. Inzwischen lief unser Versuch ganz stabil. Sie winkten ab und verzogen sich.
Da die Zelte die ganze Zeit am Fluss stehen, ist es immer feucht. Deswegen rochen die hauseigenen Schlafsäcke extrem muffig. Zum Glück hatten wir unsere eigenen mit. Das half nichts, trotzdem haben wir den nächsten Morgen auch gestunken. Am nächsten Morgen gab es Pancake und Toast mit Rührei. Und schon konnte es weiter gehen.
Der zweite Teil des Rafting auf dem Trishuli war anspruchsvoller als der Erste. Wir hatten aber auch wieder ruhige Passagen. Unser Guide warnte uns vor, dass bald eine schwierige Passage kommen wird. Die Aufteilung im Boot war so, dass wir zwei Männer vorn saßen (und damit immer nass waren). Hinter uns saßen die Mädels, jeweils links und rechts außen. Kriszta saß in der letzten Reihe. Die Passage war so, dass der Fluss links und rechts durch Felsen etwas schmaler und damit schneller wurde und auf einem Stück ungefähr einen Meter Kante zu überwinden hatte. Diverse Felsbrocken sorgten dafür, dass es am Ende einen Strudel gab.
Unser Guide steuerte das Boot auf diese Stelle zu und brüllte „Forward!“. Wir ruderten wie verrückt, trotzdem landete das Boot ziemlich mittig im Strudel und bremste dadurch abrupt ab. Wir wurden durchgeschüttelt und plötzlich lag Kriszta mit dem Gesicht nach unten und den Beinen nach oben neben mir. Ich half ihr kurz und sie krabbelte wieder zurück auf ihren Platz. Dabei stellten wir fest, dass wir zwei Mädels komplett verloren hatten.
Die Felsen an der Seite waren ziemlich scharfkantig und sie trieben dicht daran vorbei. Wir mussten ganz schön rudern, um das Boot zu ihnen zu bekommen und sie einzusammeln. Auch die Paddel, die sie verloren hatten, konnten wir wieder finden. Nach dem Moment des Schreckens lachten wir alle wieder. Der Guide gab zu, dass er das Boot falsch gesteuert hatte. Bei einem reichhaltigen Imbiss an der Straße ging unser Rafting auf dem Trishuli zu Ende.