Der Weg von Tunxi nach Longsheng ist sehr lang. Zuerst sind wir 22 Stunden Zug gefahren und haben dann in Guilin übernachtet. Von dort aus ging es mit dem Bus nach Longsheng, wo wir von Dazhai bis Ping’An durch die Reisterassen gewandert sind. Aber ich will nicht zu weit vorgreifen.
Wie gesagt, sind wir 23 Uhr in den Zug nach Guilin gestiegen. Planmäßig hätten wir bis Guilin 18 Stunden gebraucht. Wir hatten gehört, dass man sich erkundigen soll, ob es zu Verspätungen kommt, weil es ein Zugunglück auf der Strecke gegeben hat. Aber zu denen kam es auch ohne Zwischenfall. Die Strecke ist stellenweise einspurig und deshalb muss man an diversen Bahnhöfen warten, bis die höher priorisierten Züge an einem vorbeigerattert sind.
Dort blieben wir die ganze Nacht und auch noch den nächsten Tag. Während dessen regnete es immer wieder. Wir fuhren vorbei an vielen Reisfeldern. Alle Felder und Gärten sahen top gepflegt aus und überall sah man arbeitende Menschen. Gegen 16 Uhr haben wir uns dann fertig gemacht, um auszusteigen.
In China läuft es in den Zügen so, dass man beim Besteigen des Zuges das Ticket abgibt und dafür eine Karte bekommt. Bevor man aussteigt, erhält man das Ticket zurück und muss die Karte wieder abgeben. Gegen 17 Uhr hatten wir unser Ticket immer noch nicht zurück und fragten deshalb nach, wann wir ankommen. Der schüchterne Schaffner zeigte mit Fingern eine zwei an. Ob das jetzt Stationen oder Stunden bedeuten sollte, konnten wir nur ahnen. Eine Stunde und eine Station später fragten wir eine Schaffnerin. Sie zeigte uns wieder zwei an. Aber mit etwas hartnäckigem Nachfragen und Übersetzen haben wir herausgefunden, dass es Stunden sein sollten.
Es wird langsam dunkel draußen und wir werden nervös. Als wir 20.30 Uhr in den Bahnhof einrollen, haben wir Angst, dass unser Hostel unser Zimmer schon vergeben hat, weil wir uns für 19 Uhr angemeldet haben. Deswegen wollen wir initial auch ein Taxi mit einer Holländerin teilen, aber der Preis von 50Yuan erscheint uns zu happig. Deswegen fahren wir lieber für 2Yuan mit dem Bus. 21 Uhr sind wir dann im Xiao Yang Lou International Hostel, beziehen zufrieden unser Zimmer und suchen uns noch was zum Essen.
Die Restaurants in der Umgebung sind zu sehr auf Touristen ausgerichtet und damit für unsere Erfahrung zu teuer. Deswegen suchen wir eine Garküche auf und essen Suppe. Auf der Straße verdrücken wir dann noch Spieße mit frittierten Kartoffeln. Fettig, aber lecker! Zum Abschluss machen wir noch Bilder von den Zwillingspagoden (Sonnen- und Mond-Pagode) und dann geht es zurück ins Hostel und ab ins Bett.
Im Hostel wollte man uns überzeugen, dass wir die Tour nach Longsheng zu den Reisterassen am besten organisiert macht. Wir waren aber ehrgeizig und wollten das auf eigene Faust durchziehen. Also stellten wir unsere Rücksäcke im Hostel unter. Das Notwendigste haben wir in unsere Tagesrucksäcke verstaut. Die Busse nach Longsheng fahren im Stundentakt. Wir nehmen einen Expressbus, der nicht an jedem Reissack hält. So sind wir in zwei Stunden in Longsheng.
Die Dragon’s Backbone Reisterassen haben zwei „Zugänge“. Einmal Ping’An und einmal Dazhai. Da wir gehört haben, dass Ping’An der größere Touristenmagnet ist, entschließen wir uns nach Dazhai zu fahren. Am Busbahnhof versuchte eine Minibus-Hostess uns mit aller Macht zu überreden nach Ping’An zu fahren. Zum Glück entdeckten wir in einer Ecke einen Bus mit den chinesischen Zeichen für Dazhai drauf.
Überhaupt muss ich mal was zur Orientierung in China sagen. Wer annimmt, dass er mit seinen Schriftzeichen in China weiterkommt, hat sich geschnitten. Alle Bahnhöfe (sowohl Zug, als auch Bus) verwenden ausschließlich chinesische Schriftzeichen. D.h. wenn wir irgendwo hin wollten, verglichen wir die Schriftzeichen im Lonely Planet mit den Anzeigen und dementsprechend orientierten wir uns.
In dem Bus waren noch drei andere Frauen, eine davon war eine Yao-Frau. Sie sprach uns an und erklärte uns mit einer Hand voll englischer Floskeln, dass sie ein Hotel in Dazhai hat und wir gern dort übernachten können. Wir nahmen dankend ihr Kärtchen an und blieben erstmal zurückhaltend.
Mitten auf dem Weg wurden wir alle aus dem Bus geladen und standen mitten in einem Dorf. Die Yao-Frau erklärte, dass wir umsteigen müssen. So standen wir mitten im Dorf, keine Haltestelle, keine Fahrpläne. Die Busse kamen und gingen, die Leute stiegen ein und aus. Die Yao-Frau wies uns auf eine Garküche hin und wir aßen Nudeln. Irgendwann kam unser Bus und wir stiegen ein. Verschiedene Busfahrer saßen vorn zusammen und spielten ein Kartenspiel. Wir sahen aufmerksam zu, konnten aber nicht mal ansatzweise die Spielregeln erraten.
Die Fahrt nach Dazhai ist holprig, aber interessant. Zwischendurch steigt auch eine Frau ein, die frische Kröten in einem Plastikbeutel hat. Mh, lecker! Als wir ankommen sagen wir der sympathischen Yao-Frau, dass wir mit ihr in ihr Hotel kommen. Es geht die ganze Zeit nur bergauf und sie hat ein Tempo, das unglaublich ist. Ständig werden wir von anderen Frauen mit großen Flechtkörben auf dem Rücken angesprochen, ob sie unsere Rücksäcke tragen sollen. Es ist uns unangenehm, schließlich sind die Frauen stellenweise über 50 Jahre alt, tragen die Reisenkoffer der Touristen und wir haben nur die kleinen Tagesrucksäcke. Wir lehnen dankend ab.
Ganz am oberen Ende des Dorfes ist ein Holzhotel und wir bekommen ein Zimmer mit einem wunderbaren Ausblick ins Tal. Nachdem wir uns kurz ausgeruht haben, machen wir uns auf den Weg zu Viewpoint #2. Wir haben den Zeitpunkt erwischt, wo gerade die Reisterassen vom Unkraut befreit werden und neues Wasser in die Becken eingelassen wird. Natürlich ist es schöner, wenn das leuchtende Grün der jungen Reispflanzen erstrahlt, aber so haben wir schöne Reflexionen.
Unterwegs begegnen wir einer Gruppe Fotografen, die alle mit Stativ bewaffnet das Tal und ein Modell fotografieren. Jeder hat eine größere und bessere Kamera als der andere. Als wir auf dem Rückweg sind, fotografieren sie immer noch. Abendessen gab es dann im Hotel, ich hatte Tofu, Kriszta hatte Schweinefleisch mit Mais. Sehr sehr lecker! Wir waren todmüde und fielen schon 20.30 Uhr ins Bett. Schlafen ging nur beschwerlich, weil mit Decken war es zu warm, ohne Decken zu frisch. Und über den nächtlichen Zwischenfall habe ich schon an anderer Stelle berichtet.
Die Übernachtung in Dazhai kostete uns 60Yuan und früh stärkten wir uns nochmal mit Nudelsuppe und Pfannkuchen, bevor wir nach Ping’An wanderten. Laut Lonely Planet ist es eine Wanderung von 4-5 Stunden durch die Reisfelder. Das Problem ist die fehlende Ausschilderung. Und hier kommt ein Problem zutage. Wenn man nach dem Weg fragt, können vier Situationen eintreten. Entweder man bekommt sofort den richtigen Weg gewiesen. Genauso gut haben wir auch schon den falschen Weg erklärt bekommen. Oder genauso passiert es, dass man für ein kleines Entgelt eine richtige oder falsche Auskunft bekommt. Besonders verdächtig sind dann Personen, die schon eine ganze Zeit hinter einem herlaufen und wenn man ratlos stehen bleibt, einspringen und dann helfen wollen.
Genau den Fall hatten wir auch, als wir nach Ping’An liefen. Aber wir haben uns nicht verwirren lassen, liefen durch das Dorf durch und dort bekamen wir freundlicherweise wieder den richtigen Weg gratis gezeigt. Überhaupt sind die Leute sehr freundlich. Sie grüßen alle. Und sie sind die Strecken gewöhnt. Wir sind ja noch relativ jung, wurden aber von Leuten überholt, die wir auf weit über 60 Jahre schätzten und die auch noch ihre Ausrüstung mit sich trugen.
Kurz vor Ping’An kam uns ein australisches Pärchen entgegen, das uns mitteilte, dass es nur noch 10 Minuten wären. Wir sollten uns auf einen schönen Ausblick gefasst machen. Naja, verglichen mit Dazhai war es nicht so toll, aber trotzdem schön. Wir hätten gern ihre Gesichter bei dem Anblick von Dazhai gesehen. Wie schon vermutet ist Ping’An viel touristischer und man hört schon von weitem laute Musik aus den Bars und fast alle Häuser sind Hotels. Regelmäßig speien die Busse neue Touristen aus und laden wieder welche ein.
Wir haben noch eine Stunde auf unseren Bus zurück nach Guilin warten müssen. In der Zwischenzeit holten wir uns eine Nudelsuppe. 16.30 Uhr waren wir wieder am Busbahnhof in Guilin. Dort haben wir gleich unsere Bustickets für die Weiterreise nach Yangshuo um 18.30 Uhr gekauft. Dann haben wir schnell unsere Rucksäcke aus dem Hostel geholt und sind noch etwas Essen gegangen.
Die abendliche Fahrt nach Yangshuo war abenteuerlich. Als Mitteleuropäer ist man wird man schon gefordert, wenn man sich ins Osteuropäische Straßengetümmel wirft. Aber das strotzt jeder Beschreibung, die wir erlebt haben. Entweder die Autos haben nachts gar kein Licht an oder wenn es ein teures Auto ist, dann wird dauerhaft Fernlicht angemacht. Radfahrer kreuzen oder kommen entgegen, mit und ohne Licht. Aus diesem Grund wird eigentlich permanent gehupt. Je lauter, desto besser. Bis zur Schmerzgrenze der Passagiere.
Außerdem ist Schalten verpönt. Wenn der Bus einmal auf Touren ist und der Fahrer in den fünften Gang geschaltet hat, wird nicht wieder runter geschaltet. Auch wenn wir bremsen müssen. Dann wird einfach im fünften Gang bei Tempo 40 überholt, auch wenn der Bus nicht mehr aus den Puschen kommt. Wenn jetzt jemand entgegen kommt, wird wieder gehupt. Offensichtlich ist der Überholte Schuld, dass der Bus nicht vorbei kommt. Nach 1,5 Stunden waren wir zum Glück da.