Am Nachmittag ging unser Flieger von Shanghai nach Huang Shan. Jetzt gibt es vier Probleme damit. Es gibt Huang Shan als Flughafen, als Stadt, als Berg und als Wandergebiet. Und je nachdem, wo du hinwillst, besteht das Risiko, missverstanden zu werden.
Das Koala International Hostel war unsere Unterkunft für die nächsten beiden Nächte. Es befand sich beim Bahnhof in Tunxi, wobei ich nicht weiß, ob Tunxi jetzt eine extra Stadt oder ein Stadtteil von Huang Shan ist. Auf jeden Fall gibt es nur Taxis nach Tunxi. Kurz bevor wir in ein Taxi einsteigen wollen, werde ich von einer jungen Frau angesprochen. Sie und ihr Mann bieten uns an, nach Huang Shan zu bringen. Obacht, Verwechslungsgefahrt! Sie meinte, das Taxi wäre so teuer und die Taxifahrer würden die Leute nur abzocken. Während der Fahrt erzählt die junge Frau, dass sie Architektin ist und ihr Mann im Bereich Bauwesen arbeitet. Wir bekommen jede Menge Tipps, was wir uns alles ansehen bzw. nicht ansehen sollen.
Als wir an einer Mautstelle stehen, werden wir skeptisch. Wir wollten doch zum Bahnhof von Huang Shan. Ja, und die junge Frau dachte, wir wollen gleich raus in die Berge. Also drehten wir um und sie fuhren uns zu unserem Hostel. Sehr hilfsbereit!
An der Rezeption ließen wir uns aufschreiben, wie wir Ticket für unsere Zugfahrt nach Guilin bestellen. Sie schrieb uns alles auf und so hatten wir ganz schnell die Tickets gekauft. Danach fuhren wir noch mit dem Bus in die Innenstadt von Tunxi und haben den alten Stadtkern angesehen. Auch hier konnten wir noch sehen, wie Frauen am Fluss ihre Wäsche wuschen, als wäre alles noch so wie damals.
Auf der Suche nach einem Ort zum Abendessen stießen wir auf ein doch etwas elegant aussehendes Restaurant. Dort konnte man sich an der Theke das Essen aussuchen, musste die Nummer des Essens und die des Tisches aufschreiben und schon ging es los.
Den nächsten Tag ging es nach Huang Shan (das Wandergebiet). Wir starteten um 6 Uhr mit einem Minibus, der erstmal die Leute aus allen Hostels abholte und zum Bahnhof brachte. Wohlgemerkt – wir wohnten gleich daneben. Um 6.30 Uhr nahmen wir dann den Bus nach Huang Shan. Der Lonely Planet schrieb, dass man mit dem Bus in das Dorf Tangkou gebracht wird. Dem war nicht so, denn wir waren – zu unserer Überraschung – direkt nach Yuping gebracht worden. Demzufolge waren wir nicht erst dort, wo die Pendelbusse zum Berg fahren, sondern gleich bei der Seilbahn.
Es war mittlerweile 8.30 Uhr und wir mussten nur 15 Minuten warten, bis wir in die Seilbahn einsteigen durften. Das ist schon erstaunlich, denn 2-3 Stunden Wartezeit sind hier eigentlich üblich. Huang Shan als Bergregion ist fast jedem bekannt, auch wenn er nur mal in einem Chinarestaurant war. Wer dort die Bilder von Bergspitzen, die aus den Wolken herausragen gesehen hat, weiß was Huang Shan ist. Wir hatten aber nicht das Glück. Bei uns war strahlender Sonnenschein und gute Sicht.
Oben angekommen, liefen wir erstmal vier Kilometer Richtung Westen. Es sind dabei keine Wanderwege, wie wir Europäer sie kennen, sondern grundsätzlich betonierte Flächen oder Treppen. Hier in Huang Shan waren wir auch eine Attraktion. Ständig wurden wir fotografiert oder mussten mit anderen auf Fotos posieren.
Nachdem wir eine Weile gelaufen waren, beschlossen wir den Lotus Peak in Angriff zu nehmen. Höhe 1864m. Unsere Beine taten von dem ganzen treppauf, treppab schon ordentlich weh, aber die Schmerzen haben sich gelohnt. Als Belohnung ließen wir uns für 10Yuan eine Medaille machen, auf der der Lotus Peak, unsere Namen und das Datum eingraviert wurden.
Danach ging es die 800 Höhenmeter abwärts, die wir mit der Seilbahn gefahren sind. Wohlgemerkt nur Treppen. Ich kann kaum beschreiben, wie sehr meine Beine schmerzten und stellenweise schon zitterten. Auf dem Rückweg nahmen wir diesmal den Pendelbus und sprangen im Ort raus, denn wir wollten den Minibus zurück nach Tunxi nehmen. So eine ländliche Busfahrt war schon interessant. In diesen Bussen gibt es immer einen Fahrer, der sich nur auf das Fahren konzentriert und eine Hostess, die sich um das Kassieren kümmert. Außerdem schreit sie ständig aus dem Bus, wohin die Reise geht. Dabei macht der Bus immer eine Runde im Ort, damit die Leute nach dem Aufruf genug Zeit haben, sich anzuziehen und das Haus zu verlassen. Oder vielleicht, weil sie einfach vergessen haben, dass sie irgendwo anders hinwollen.
Nachdem wir wieder in Tunxi waren, haben wir erstmal eine Runde geschlafen und sind gegen 17 Uhr wieder raus, um was zu essen.