Unsere Zugfahrt von Pingyao nach Xian betrug ungefähr neun Stunden. Wir haben ziemlich gut geschlafen. Eigentlich wollte Kriszta nicht unbedingt nach Xian, nur um die Terrakotta-Armee zu sehen, aber ich habe mich in diesem Punkt durchgesetzt. Außerdem gibt es noch viele andere Dinge zu sehen.
Kleiner Hinweis zum Beitrag: Ich bin mir dessen bewusst, dass Xian eigentlich Xi’an geschrieben wird. Jedoch habe ich aus technischen Gründen verzichtet, ein Anführungszeichen in die Bildbeschreibungen etc. einzufügen. Dies wird sonst als Unicode-Zeichen maskiert und somit nicht mehr als Suchbegriff erkannt.
Wie auf unserer Reise bisher üblich haben wir das Hostel in Xian bereits in Pingyao telefonisch buchen lassen. So haben wir das in der gesamten Zeit in China gemacht. Da wir kein Hostel online gefunden haben, schauten wir uns in den Ständern mit den Flyern nach akzeptablen Hostels um und ließen sie telefonisch vom aktuellen Hostel buchen. Dazu schnappten wir uns jemanden von den Angestellten im Hostel, der Englisch sprach und übergaben den Termin und die Ankunftszeit. Darauf folgte ein kurzes Telefonat auf Chinesisch und schon hatten wir unsere Buchung.
So wurden wir morgens vom Xingzhinmen Hostel am Bahnhof abgeholt und zum Hostel gebracht. Unser Zimmer war schon bereit und wir konnten einziehen. Doch wir blieben nicht lange. Wir wollten zurück zum Bahnhof. Auf dem Weg dahin, wollten wir noch unsere Traveller-Cheques einlösen. Diese hatten wir mitgenommen, weil wir gelesen hatten, dass es keine ATMs in China gibt. Lächerlich, gerade in Großstädten wie Xian! Es gibt ATMs wie Sand am Meer, man muss höchstens aufpassen, dass diese westliche System wie Mastercard oder VISA unterstützen. Den in China ist das landeseigene Union-Pay-System sehr weit verbreitet.
Trotzdem mussten wir unsere Cheques irgendwie loswerden. Also war immer mit großem Aufwand verbunden. Entweder wir warteten lange oder hatten extrem hohe Gebühren. Es lohnte sich einfach nicht.
Natürlich hätten wir die Tour zur Terrakotta-Armee über das Hostel buchen können, doch wir wählten die Backpacker-Variante: Do it yourself! Also gingen wir zum Bahnhof zurück und nahmen den öffentlich Bus. So waren wir in einer Stunde für 11Yuan pro Person da. Der Bus setzt einen auch direkt vor dem Eingang ab.
Das Areal ist im Vergleich zur eigentlichen Halle, wo sich die Armee befindet, riesig. Wir liefen eine ganze Weile, um zur ersten Halle zu kommen. Die Halle ist ungefähr so groß wie ein Fußballfeld und alle Soldaten, die ausgegraben wurden, sehen unterschiedlich aus. Leider ist das Licht ziemlich schummerig und ich hatte meine Mühe, scharfe Bilder aus der Ferne zu machen. An den Plätzen, wo man die besten Bilder machen kann, herrscht großes Gedränge. Ansonsten kann man außen um die Ausgrabungsstätte herumlaufen.
Danach schauen wir uns noch Halle zwei und drei an, die kleiner als die erste Halle sind. Hier sind kleinere Ausgrabungsstellen und es hat mehr Museumscharakter. Man sieht Bilder von ausgegrabenen Kriegernstatuen, die noch die originale Bemalung haben. Doch durch das Alter verblasst diese unglaublich schnell, sodass man derzeit daran arbeitet, diese Farben zu erhalten.
Nach unserem Ausflug zur Terrakotta-Armee fuhren wir nach Xian zurück und schauten uns im muslimischen Viertel um. Hier sahen wir im Gegensatz zu den vorherigen Orten viele Garküchen und eine völlig andere Auswahl an Gerichten. Zurück im Stadtzentrum machen wir eine interessante Entdeckung. Auf einem Werbeschild bei McDonald’s sehe ich die Bananentasche. Wir sind zwar mit dem Vorsatz hergekommen, dass wir kein Fast Food essen, aber das müssen wir probieren. Sie sind lecker! Wie Apfeltasche nur mit gebackenen Bananen. Und mit 7Yuan für zwei Stück auch sehr günstig.
Am Abend machte unser Hostel Dumpling-Party. Wir durften selbst Teig ausrollen, füllen und dann wurden sie im Dampfgarer zubereitet. Nach dem Teigtaschenmarathon sind wir nochmal für ein paar Nachtfotos rausgegangen. Wir laufen an der alten Stadtmauer entlang und staunen über die üppige Beleuchtung der Stadttore. Selbst die Bäume werden mit Lichtketten behängt und beleuchtet.
Die Nacht darauf schlafen wir schlecht. Unser Zimmer hat kein Außenfenster, sondern nur ein Fenster nach innen. Vor dem Fenster befindet sich ein Tisch. Das Schild, dass man nach 22 Uhr Ruhe halten soll, wird geflissentlich ignoriert. Ausschlafen funktioniert auch nicht, da ab 6 Uhr schon wieder draußen laut schlürfend Nudeln konsumiert werden. Man stelle sich vor, wie laut man Nudeln schlürfen kann, damit man durch eine geschlossene Tür davon munter wird!
In meiner Vorstellung ist Technik, speziell Objektive, in China supergünstig. Warum sonst sieht man so viele Chinesen in Deutschland mit den teuersten Kameras herumlaufen? Also gehen wir in ein großes Einkaufszentrum. Dort frühstücken wir und ich schaue mich um. Die Enttäuschung ist groß. Dafür können wir einem Konditor zuschauen, wie er Torten mit Erdbeeren, Gurken und Petersilie garniert.
Danach gehen wir nochmal ins muslische Viertel und ich schaue mir die Große Moschee an. Kriszta feilscht in der Zwischenzeit um „100% Silk“-Schals, an denen manchmal auch ein Schild mit „100% Polyester“ hängt. Danach ist es Zeit für Mittagessen. Wir haben von einem Nudelrestaurant gehört, wo es die längste Nudel der Welt gibt. Eine Nudelsuppe mit einem Meter Nudel. Köstlich!
Den Nachmittag fahren wir zur Giant Wild Goose Pagoda. Mit 35°C ist es ziemlich heiß an dem Tag und wir sind über jeden Baum froh, der Schatten spendet. Sobald wir aber Pause machen, kommen Kinder auf uns zu, die uns auf Englisch erklären wollen, dass sie die Hausaufgabe haben, ein Bild mit uns zu machen und unsere Namen und den Ort zu notieren, wo wir zuletzt waren. Wir hätten uns nichts gedacht, wenn das nicht an dem Nachmittag nicht vielleicht mehrmals passiert wäre. Andere chinesische Touristen wurden ignoriert, sie kamen zielstrebig zu uns. In gewisser Weise fühlen wir uns verfolgt und kommen auf die Idee, dass hier überprüft wird, wo sich die ausländischen Touristen gerade herumtreiben.
Vor der Pagode ist noch eine gestufte Springbrunnenanlage. Wir sehen uns mit an, wie zu klassischer europäischer Musik im Takt das Wasser hin- und hergespritzt wird. Das Wasser wird auch großzügig über die Absperrung verteilt und so werden ahnungslos vorbei laufende Touristen nass gespritzt.
Danach fahren wir zurück ins Hostel und nehmen das Airport-Shuttle zum Flughafen. Nächste Station nach Xian ist Shanghai. Ein bisschen hatten wir Bammel vor dem Inlandsflug. Aber wir sind mit Shanghai Airlines geflogen, was durchaus empfehlenswert ist.
Da wir als Grundregel haben, nach einem Flug immer schon das Ho(s)tel im voraus gebucht zu haben, war dieses Hostel auch schon von Anfang an gebucht. Planmäßig sollte unser Flug 21 Uhr gehen und 23 Uhr ankommen. Also sagten wir Bescheid, dass wir spät am Abend kommen. Das wäre kein Problem hieß es.
Die Realität war, dass unser Flug zwei Stunden Verspätung wegen Luftraumüberlastung hatte. Also kamen wir erst 1 Uhr nachts an. Die letzten öffentlichen Verkehrsmittel vom Pudong Flughafen fahren 23 Uhr. Zum Glück haben wir noch einen Transferbus erwischt, der uns mitnahm. Schnell suchten wir die Stelle heraus, wo wir abgesetzt werden müssen. Der Fahrer war sehr lieb und hielt mit uns Augenkontakt, während er seine Strecke fuhr. Als es soweit war, rief er und wir stiegen aus. Von der Haltestelle waren es noch zwei Minuten zu laufen, bis wir beim Hostel waren.
Wir freuten uns auf unser Zimmer und dass wir endlich schlafen können. Statt dessen wurden wir mit „Ach, ihr kommt doch noch?“ begrüßt. Unser Zimmer war schon vergeben und wir mussten in ein 8er Dorm einziehen, wo noch zwei Betten frei waren. Wer mal in einem Dorm übernachtet hat, weiß wie spaßig es für die anderen ist, wenn nachts um 2 Uhr noch jemand kommt, Betten bezieht, auspackt und ins Bett geht. Wir konnten lange nicht einschlafen, weil wir uns geärgert haben.