Nach unserer verrauchten Nacht im Hardsleeper von Beijing kommen wir morgens um 7 Uhr in Datong an. Hier wollen wir einen Ausflug zum Hängenden Kloster und zu den Buddhastatuen in den Yungang-Höhlen machen.
Der Lonely Planet sagt, dass morgens schon jemand von der staatlichen Reiseagentur am Bahnhof auf Touristen wartet. Trotz der vielen Leute finden wir ihn relativ schnell und buchen die Tour. Als er Krisztas Reisepass sieht, meint er, dass die Ungarn ursprünglich aus dieser Gegend kommen und dann irgendwann westwärts gewandert sind. Die Tour kostet uns 330Yuan pro Person.
Bis es 9 Uhr losgeht, setzen wir uns in eine kleine Küche in der Nähe vom Bahnhof von Datong und schauen zu, wie frische Dumplings gemacht werden. Nach meinem Ausfall letzte Nacht verzichte ich lieber erstmal.
Nachdem wir beim Hängenden Kloster angekommen sind, laufen wir erstmal einen langen Weg vor, bevor es Treppen nach oben geht. Wir können kein schönes Fotos vom Eingangsschild machen, weil alle Nase lang jemand davor steht und posiert. Im Kloster an sich geht es sehr sehr eng zu. Der Gang reicht gerade, damit eine einzelne Person laufen kann. Bei Gegenverkehr muss man in die Nischen ausweichen. In den Zimmern des Klosters stehen Buddhastatuen, die teilweise sehr alt erscheinen.
Nach dem Hängenden Kloster fahren wir ein Stück und essen dann zum Mittag. Kriszta ist begeistert, ich schone meinen Magen noch etwas. Ich war ja schon einiges gewöhnt, wo ich die Toilette im Zug gesehen habe, aber das ist wirklich unglaublich. Wer Trainspotting gesehen hat und sich an die dreckigste Toilette Schottlands erinnern kann? Ja so ungefähr, nur statt einer Tür ein Duschvorhang.
Trotzdem guter Dinge fahren wir weiter zu den Yungang-Höhlen. Dort angekommen ist erstmal eine riesige Baustelle. Unser weiblicher Guide meint, dass wir jetzt in einen kleinen Transferbus umsteigen, da der große Bus nicht durch kommt. Der Transfer kostet dann aber 10Yuan. Wieso das bitteschön? Hatten wir nicht 330Yuan gezahlt, weil Transport, Essen und Eintritte inklusive sind? Wie weit ist denn der Eingang entfernt?
Unser Guide meint, dass wir noch zwei Kilometer weit fahren müssen. Von den anderen Tour-Teilnehmern kommt keine Reaktion, also zahlen wir und fahren mit dem Minibus weiter. Kaum sind wir 500m gefahren, sind wir da. Wir können quasi den Parkplatz, wo der Bus steht, sehen. Jetzt stimmen alle mit ein, dass wir auf dem Rückweg laufen. Anständig bekommen wir jeweils die 5Yuan wieder.
Am Anfang hören uns noch ein paar Fakten an, später entdeckten wir das Areal auf eigene Faust. Die gigantischen Buddhas sind beeindruckend. Beim Erzählen erfahren wir, dass die Löcher in den Statuen nicht von Schüssen stammen, sondern von den Gerüsten beim Restaurieren. Als wir wieder gehen, fragen wir den Guide, was an der großen Baustelle entsteht?
Guide: Hier entsteht der Palast aus der DingDong-Dynastie! (Name von mir frei erfunden, da ich ihn mir nicht gemerkt habe)
Wir: Was ist mit dem alten Palast passiert?
Guide: Der wurde im Krieg zerstört!
Wir: Welcher Krieg denn?
Guide: Hier gab es viele Kriege!
Wir: Der Palast ist komplett zerstört und die Statuen sind unbeschädigt?
Guide: Die sind ja viel weiter weg.
Wir brechen unsere Fragerei an der Stelle ab und kommen ins Zweifeln. Es hat den Anschein, als würde China seine Sehenswürdigkeiten selbst errichten inkl. Historie. Größe, Material und Manpower haben sie genug. Nachdem wir in Beijing eines Abends gesehen haben, wie am Abend ein Stück Fußweg abgesperrt wurde. Dann kamen so zirka acht Leute, hackten den Weg auf, buddelten ein tiefes Loch. Am nächsten Morgen war das Loch wieder und alles wieder asphaltiert. Alles ohne Maschinen und nur Handarbeit.
Am Abend schlenderten wir noch etwas in Datong herum. Dort wurden wir von einigen Chinesen regelrecht angestarrt. Offensichtlich haben sie noch nie Europäer (oder Langnasen, wie sie uns nennen) live gesehen. Trotzdem ließen sie uns relativ unbehelligt. Um 23 Uhr fuhr unser Zug nach Pingyao. Diesmal hatten wir Softsleeper gebucht.