Eigentlich wollten wir nach Japan. Da aber Japan zu teuer war, entschlossen wir uns nach China zu fliegen. Die grobe Route sah vor, von Beijing nach Hongkong zu reisen. Größtenteils mit dem Zug, längere Strecken mit dem Flugzeug. Die ersten Tage verbrachten wir in und um Beijing.
Ich glaube, ich muss einen extra Beitrag über die Größe, die vielen Menschen und deren Tradition und Handeln schreiben. Es ist schon unglaublich, wenn man die Dimensionen des Landes betrachtet und ständig von Tausenden von Menschen umgeben ist, für die die Worte „Ruhe“ und „Abgeschiedenheit“ eher negativen Charakter haben. Aus diesem Grund finden sich wenige individuelle Reisende, sondern immer Trauben von Touristen, die einen Ort erkunden.
In den mehr als drei Wochen in China wollten wir uns von Beijing (oder deutsch: Peking) an der Ostküste entlang Richtung Süden bis Hongkong durchschlagen. Als Zwischenstationen hatten wir Datong, Pingyao, Xian, Shanghai, Guilin, Longsheng und letztlich Yangshuo eingeplant. Drei Tage davon waren für Beijing und Umgebung vorgesehen.
Geflogen sind wir ab Frankfurt. Ankunft war in einem neuen Terminal des Pekinger Flughafens. Das ist so gigantisch ausgelegt, dass man erstmal gefühlt zwei Kilometer laufen muss, um zur Passkontrolle zu kommen. Dort stehen Wärmebildkameras, die jeden schnupfenden Passagier beobachten. Bis wir beim Hostel waren, haben wir wahrscheinlich 10 mal die Rucksäcke ab- und wieder aufgesetzt, weil es Sicherheitskontrollen beim Betreten und Verlassen von Bahnhöfen und Metrostationen gibt.
Platz des Himmlischen Friedens und Verbotene Stadt
Nach dem Einchecken in unserem Hostel machen wir uns auf den Weg zum Platz des Himmlischen Friedens und der Verbotenen Stadt. Am Platz des Himmlischen Friedens werden wir das erste Mal mit der Menge der einheimischen Touristen konfrontiert. So windet sich eine Schlange von Touristen einmal um Maos Mausoleum. Darauf haben wir keine Lust und laufen lieber zur Verbotenen Stadt. Die Gebäude sind sehr schön, aber wie schon erwähnt, wimmelt es von Touristen. Mit bunten Caps verzierte Gruppen werden durch die Verbotene Stadt gejagt und dabei mit Megaphone mit Informationen versorgt. Orte der Ruhe in der Verbotenen Stadt sind Stellen, wo man nur ca. 10-20 Menschen auf dem Bild hat.
Wie wir im Vorfeld erfahren haben, markiert die Anzahl der Figuren auf den Seitenkanten des Daches die Wichtigkeit des Bewohners. So erkennt man sehr schnell den Kaiserpalast, denn nur der hat 11 Figuren. Mehr Figuren zu setzen war verboten.
Damit war der Vormittag vorüber und wir strebten unsere erste Essenerfahrung an. Auch hier griffen wir auf die Erfahrung vorheriger Chinabesucher zurück. Wer in China auf die Sauberkeit oder schöne Einrichtung achtet, wird garantiert kein gutes Restaurant erwischen. Wir peilten ein Restaurant an, das eine mit Bildern ausgestattete Karte hatte und tippten drei Gerichte an, da diese auf den Bildern sehr klein wirkten. Das war das erste und einzige Mal, dass wir diesen Fehler machten. Ein Gericht plus Reis pro Person reicht vollkommen.
Für den Nachmittag hatten wir uns die Fahrt zum Olympiastadion vorgenommen. Wir hatten bis zum Mittag Sonne, die wir dank des Smogs mit bloßem Auge betrachten konnten. Am Nachmittag wurde es immer dunkler. Als wir am Stadion ankamen, tröpfelte es sogar etwas. Man muss die Chinesen für den Ausbau ihrer Metro schon loben. Für Olympia wurde alles modernisiert und überall gibt es die Stationsansage in Chinesisch und Englisch.
Die Große Mauer
Wenn man schon mal in China ist, sollte man doch unbedingt die Große Mauer gesehen haben. Unser Hostel bot eine 10km Wanderung auf der Mauer mit englischsprachigem Guide für 240Yuan pro Person inkl. Frühstück und Mittag an. Zusätzlich kommen noch die Eintrittsgebühren von 100Yuan. Den nächsten Morgen ging es 6 Uhr los. Wir waren mit 2 Australiern und 5 Amerikanern insgesamt 9 Personen. Mit einem Minibus fuhren wir nach Jinshanling.
Je weiter wir von Beijing wegfuhren, um so klarer wurde der Himmel. Schon während der Fahrt bekamen wir mit dass unser Guide nicht wirklich Englisch sprach. Auch sah er dem Typen auf dem Ausweis den er trug, nicht sehr ähnlich. Er brachte uns zur Mauer, zahlte den Eintritt und machte uns klar, dass er an Turm #21 auf uns wartet. Wir liefen los. Wenn man Bilder von der Mauer sieht, denkt man, es geht mittelmäßig gerade aus. Weit gefehlt. Die Sonne brannte bei 32°C und es ging stellenweise so steil die Stufen hoch, dass wir die Hände zu Hilfe nehmen mussten.
Der erste Abschnitt der Mauer ist nicht so gut erhalten und deswegen von wenigen Touristen besucht. Begleitet wurden wir ständig von Frauen, die uns Getränke, Süßigkeiten und Postkarten verkaufen wollten. Nach ca. drei Stunden Wanderung schaue ich auf meinen GPS-Tracker, um zu sehen, wie viele Kilometer wir gelaufen sind. Laut GPS haben wir gerade mal fünf Kilometer hinter uns. Wir sind mittlerweile von der Hitze richtig schlapp. Aber wir klettern weiter.
Eine Weile später wir an einen Turm, wo der Bereich von Simatai beginnt. Hier wurde das nächste Eintrittsgeld von 40Yuan fällig. Aber unser Guide war weit und breit nicht zu sehen. Also warteten wir 15 Minuten, zahlten dann selbst und gingen weiter. Das Geld wollten wir uns vom Hostel wiederholen.
Unser Guide wartete am vorletzten Turm und wedelte mit seinem Fähnchen. Spätestens als wir an der nächsten Hängebrücke ankamen, wo 5Yuan für die Überquerung fällig wurden, wurde uns klar, dass der Guide die Tour zum ersten Mal macht. Er guckte uns an und wir mussten ihm klarmachen, dass er das Geld für den Eintritt mitkassiert hat. Zum Schluss konnte man sich noch abseilen, was nochmal 40Yuan kostete. Wer nicht wollte, bekam das Geld zurück.
Danach liefen wir noch etwas, bis wir bei einem einfach Haus ankamen. Dort gab es Mittagessen. Die Gastgeberin bot uns Bier an und wir fragten, ob das im Preis mit drin ist. Der Guide gab uns mit Fingern zu verstehen, dass ein Bier inklusive ist. Wie man es aus chinesischen Restaurants kennt, standen oben mehrere Gerichte und man konnte sich durch alle durchprobieren. Es war köstlich. Der Guide hatte sich inzwischen auf eine Bank gelegt und ruhte sich aus. Von was auch immer. Als wir satt und zufrieden waren, sprang er auf einmal hoch und jagte uns ins Auto.
Die Gastgeberin wollte aber noch das Geld für das Bier haben. Wir zeigten auf den Guide, denn der hatte uns gesagt, dass es gratis ist. Nach etlichen Telefonaten mit dem Reiseveranstalter und später mit dem Hostel wurde dem stattgegeben. Wir fuhren zurück nach Beijing. Als wir ankamen, beschwerten sich die Amerikaner nochmal an der Rezeption, dass es unmöglich gewesen wäre, weil wir keine Informationen zur Mauer bekommen haben. Als Folge dessen wurde das Plakat, dass für die Wanderung geworben hatte, mit der Aufschrift „chinese speaking safety-guide“ überklebt.
Da wir im Touristenviertel von Beijing sind, gibt es hier an jeder Ecke einen Laden, der Massagen anbietet. Nach unserer langen und anstrengenden Wanderung haben wir uns eine solche Massage verdient. Es ist sehr schmerzhaft, aber auch wohltuend. Gezielt werden die Muskelgruppen bearbeitet und durchgewalkt bis alles locker ist. Für 40 Minuten zahlen wir 35Yuan.
Am Abend lernen wir, dass es extra Karten für Chinesen gibt. Das wäre insofern nicht verwunderlich, wenn nicht die Preis weit auseinander gehen würden. Wir haben Karten entdeckt, wo das Touristenessen durchaus das Doppelte gekostet hat. Was aber selbst bei diesen Preis verschmerzbar ist.
Diverse Tempel und Sommerpalast
Unser dritter und letzer Tag in Beijing beginnt nach ein paar Dumplings (gedämpfte Teigtaschen mit Fleisch- und/oder Gemüsefüllung). Danach geht es zur Parkanlage beim Tempel des Himmels. Schon am Eingang sind sehr viele Menschen. Als wir drin sind, werden wir von der Vielzahl der Aktivitäten überwältigt. Tanzen, Singen, Turnen, Spielen. Alles zusammen in Gruppen.
Eine Gruppe tanzt synchron mit Tennisschlägern. Als wir uns nähern, wird uns ein solches Schlägerset zum Kauf angeboten. Alle anderen Chinesen, die sich nähern, werden nicht behelligt. Findet das Theater nur für uns statt?
Am Tempel des Himmels befindet sich eine Stelle, von der man früher dachte, hier wäre der Mittelpunkt der Welt. Viele stellen sich darauf und lassen sich ablichten. Von da aus weiter fahren wir mit der U-Bahn zum Lama-Tempel. Wir kaufen ein paar Räucherstäbchen für 2Yuan, die wir dann doch nicht anzünden, weil schon genügend Leute Qualm erzeugen.
Schließlich geht es weiter zum Sommerpalast. Nach der Kletterei an der Großen Mauer haben wir Muskelkater, quälen uns aber trotzdem hoch, um dann am anderen Ende wieder am See abzusteigen. Auch hier sind jede Menge Menschen unterwegs. Wir haben Glück und erleben im Garten der Harmonie noch das Ende einer Tanzvorführung mit klassischer chinesischer Musik mit.
Nach dem Sommerpalast geht es zurück Richtung Verbotene Stadt. Wir gehen noch mal in das Restaurant, wo wir schon am Vortag waren und essen Kung Pao. Ich bestelle es scharf. Eine schmerzhafte Lektion, die mich die Nacht über beschäftigt.
Zugfahrt nach Datong
Chinesische Transportmittel sind ja primär für Chinesen gedacht. So stehen wir zwei Stunden vor Abfahrt am Bahnhof und wundern uns. Warum ist unser Zug nicht angeschrieben? Wir vergleich sorgfältig die Schriftzeichen. Nein, nicht mal ansatzweise. Ein Angestellter des Bahnhofs zeigt auf den Startpunkt: Beijingxi (zu deutsch: Peking West). Wir stehen auf dem falschen Bahnhof und müssen einmal quer durch Beijing. Nach einem kleinen Abzockversuch stellen wir uns am Taxistand an und werden ruckzuck für 31 Yuan zum anderen Bahnhof gefahren und haben noch genug Zeit.
Da wir uns für richtig krasse Typen halten, haben wir Hardsleeper gebucht. Wobei man sagen muss, dass das noch angenehmere Stufe ist. Es gibt Hard-Seater (Holzsitzklasse), Soft-Seater, Hard-Sleeper und Soft-Sleeper. Selbst Hard-Sleeper ist für unseren Maßstab schwer erträglich, denn es gibt keine geschlossenen Abteile, nur Nischen mit sechs Betten und überall wird geraucht. Auch direkt unter dem Rauchen-Verboten-Schild. So kommen wir gut geräuchert in Datong an. Wenn sich da nicht das scharfe Essen bei mir durchgebrannt hätte.
Auch wenn die Toilette zur Abfahrt irgendwann man so halbwegs sauber war, ist sie gegen Ende der Zugfahrt… naja, ich sag mal: übel.
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