Ich muss mal ganz dringend wieder was über Bücher schreiben. Und da ich gerade mit einem fertig bin, leg ich doch gleich mal los. Es geht um „Das Philosophenportal“ von Robert Zimmer.
Beim Philosophenportal stellen sich wahrscheinlich jedem studierten Philosophen die Haare zu Berge, weil es handelt sich um eine Art Readers Digest für Philosophiebücher. Aber für den philosophieinteressierten Leser ist es die Sammelversion von 16 wichtigen Büchern. Was richtig gut ist, dass einige Bücher auf einander aufsetzen bzw. auch vom Autor miteinander in Bezug gebracht werden. Ich muss im Nachhinein zugeben, selbst in aufbereiteter Form war Kants „Kritik der reinen Vernunft“ schwer verdaulich. Ich will nicht sagen, unverständlich, aber mal fix überfliegen und sofort verstehen ist bei dem Gedankengang ausgeschlossen.
Besonders hat mir gefallen, dass die Werke nicht nur allein erläutert wurden, sondern auch das Wesen des jeweiligen Autors im Bezug auf die Zeit, in der er gelebt hat. Und so geht es von der Antike, d.h. Platons „Der Staat“ bis zu John Rawls „Eine Theorie der Gerechtigkeit“. Über letztere möchte ich mich gerade noch etwas auslassen, da sie ziemlich nah an unserer Zeit liegt und mir auch gefällt, auch wenn sie Schwächen aufweist.
Im Großen und Ganzen fühlte ich mich an mein Abi erinnert, wo wir Sozialkunde hatten und wir das Parteispektrum in Deutschland beleuchteten und uns unser Sozialkundelehrer vor eine Frage stellte: Was sind Themen, die aktuell politisch wichtig sind und in der nächsten Legislaturperiode berücksichtigt werden sollten? Es fielen Themen wie Arbeitslosigkeit, Wirtschaft, Bildung usw. Und er hakte nach: Angenommen, wir würden alle „Probleme“ die als Kernthemen für den Wahlkampf angesetzt sind, außer acht lassen – was wären die Themen, die essentiell dafür sind, dass wir als Menschheit noch eine Chance haben, das nächste Jahrhundert zu erleben. Sofort fiel die Hälfte der bisher angesprochenen Themen weg und wir waren bei Umweltschutz, Abrüstung, alternative Energien, Wissenschaft + Forschung…
Und damit habe ich schon einen prima Übergang zur Theorie der Gerechtigkeit geschafft. Angenommen man steht davor, eine neue Gesellschaft zu bilden. Natürlich würde jeder versuchen, aufgrund seiner politischen und sozialen Stellung einen Vorteil zu erzielen. Also ist jeder im Bezug auf seinen aktuellen Status blind, Rawls nennt es den „Schleier des Nichtwissens“. Und was mir dabei gefällt ist, dass es unwahrscheinlich schlüssig ist, denn wenn jeder bei der Entwicklungs von Grundsätzen der Gerechtigkeit mitwirken soll, wo er nicht weiß, welchen sozialen Status er hat, würde er automatisch dafür sorgen, dass den sozial schlecht gestellten ein Maximum zukommt – auch als Maximin-Prinzip benannt. Die Intention ist: einer Gesellschaft geht es nur so gut, wie es den sozial schwächsten geht.
Im Buch wird noch näher erläutert, dass soziale Unterschiede kein Problem sind, solange man die sozial Schwachen als Maßstab im Auge behält. Und dann auch noch der Satz, dass europäische Staaten dem Ganzen am nächsten kommen… Meiner Ansicht nach das Problem, was ich mit dem Buch habe! Alles gut und schön und wir können auch prima nach diesem Vorbild leben, haben die sozial Schwachen ein bißchen im Augenwinkel, mehren unseren Reichtum, aber leider auf Kosten derer, die dieses Gerechtigkeitsprinzip nicht haben! Und das stimmt zumindest in der Praxis – da ich das Original nicht gelesen habe, kann ich mir an der Stelle kein Urteil erlauben, aber zumindest scheint es keinen Widerspruch darzustellen. Aber wer es ganz genau wissen will, bei der Wikipedia gibts mehr dazu.
Und weil ich gerade mal wieder die Wikipedia verlinkte… In einem Interview mit der Süddeutschen lässt „Internet-Pionier“ Lanier verlauten, dass die Wikipedia Mobideologie ist. Hat zwar irgendwie Recht, aber ich finde, der Artikel klingt nach einem Nerd, der von der Zeit überholt wurde und deshalb beleidigt ist, weil sich kaum einer für seine Ideen interessiert. Hallo! Die Zeiten ändern sich… Seine Kernaussage: Es warnt vor dem Kult des Kollektivs und möchte eine Wertschätzung der Individualität. Öhm, fangen wir doch mal an: Liebe Wissenschaftler, arbeitet nicht mehr in Teams und hört auf, euch auszutauschen! Doch lieber jeder für sich, ist zwar nicht so schnell, aber individueller! Ohne weiteren Kommentar…