Also da ist diese Frau, die sich in den Zwanziger Jahren ein Auto nimmt und damit um die Welt fahren will. Sie ist die Tochter des Industriellen Stinnes, hat an einem Rennen in Russland teilgenommen und nimmt sich vor mit einem gewöhnlichen Adler ihre Weltreise zu unternehmen. Das Unglaubliche an der Geschichte – Clärenore Stinnes und ihre Weltreise gab es wirklich.
Der Film ist weniger Spielfilm als eher ein Dokumentarspielfilm, da er sich aus gespielten Szenen und alten Szenen, die in damals aufgenommen wurden, zusammensetzt. Man sieht, wie alles nach Plan läuft, man nimmt teil, wenn die Mechaniker aufgeben und der Dokumentator Carl-Axel Söderström und Fräulein Stinnes ihre Reise allein fortsetzen. Man spürt das Scheitern, als der Wagen bei der Andenüberquerung (es gab zu der Zeit keine Straße!) liegen bleibt und man spürt die unglaubliche Energie der Frau, diesen Plan durchzuziehen, auch wenn sie ihre schwachen Momente hat.
Wo Dokumentation und Film etwas auseinandergehen, ist der Charakter der Clärenore Stinnes. In den Originalaufnahmen macht sie sehr oft einen finsteren oder neutralen Gesichtsausdruck, aber laut Aufzeichnung bzw. auch im Film wird sie als fröhliche, energische, wenn auch etwas burschikose Frau dargestellt. An ihrer Seite Carl-Axel Söderström, der im Spielfilm ungefähr 20 Jahre älter wirkt, in real aber nur 8 Jahre älter war und auch bei weitem nicht den Umfang des Schauspielers hatte. Vielleicht ist es der Ausgleich, da man sich in dem Dokumentarfilm nicht so recht vorstellen kann, wie die beiden zusammenfinden, da Stinnes bei weitem keine schöne Frau ist, was im Spielfilm durch einen wenig attraktiven männlichen Part neutralisiert wird.
Auf jeden Fall ist der Film sehenswert und schon allein der Gedanke, dass man einen gewöhnlichen Straßenwagen um die Welt jagt und ihn dabei der Hitze einer Wüste, der Kälte Sibiriens, dem Wasser von Gebirgsbächen und dem Geröll der Anden aussetzt, lässt einen milde lächeln. Die Leistung von damals ist unglaublich, wenn nicht nach heutigen Maßstäben schier verrückt.
Ich habe vor kurzem einen Film gesehen, der sicherlich nur sehr kurz im jeweils kleinsten Kino der Stadt läuft und deshalb leicht in Gefahr gerät, übersehen zu werden, deshalb hier ein wenig Werbung: „Gigante“ ist ein uruguayanischer Film über eine Annäherung zwischen zwei sehr unterschiedlichen Menschen, langsam und unangestrengt erzählt und sehr charmant. Allerdings auch irgendwie „anders“, aber dazu sollen südamerikanische Filme generell tendieren. Ich hab da nicht so die Erfahrung, aber nach Carlos Sauras „Tango“ hat sich das vorerst bestätigt…
Und: „Das weiße Band“. Schön ist anders, und Grusel auch. Trotzdem ist der Film irgendwie beides. Nicht verpassen!
Das mit „Gigante“ klingt interessant. Da müsste man wirklich mal schauen, ob der kommt. „Das weiße Band“…. mh, ich habe die Vorschau gelesen, als auch den Trailer im Kino gesehen und so richtig kann ich mich nicht dafür begeistern. Das war doch ein Lars von Trier-Film, wenn ich mich recht erinnere?
Nein, Lars von Trier ist das mit „Antichrist“, über den ich mir jetzt mal ein bisschen was durchgelesen habe, nachdem ein paar Kollegen in einem ziemlichen Anwiderungs/Unfreiwillige-Komik-Mix da wieder herauskamen. Scheint wirklich schlecht zu sein.
„Das weiße Band“ ist von Michael Haneke: http://www.focus.de/kultur/kino_tv/tid-15870/michael-haneke-ich-habe-kein-faible-fuer-gewalt_aid_445198.html
Ich wußte – irgendein Film war das. Wir hatten nur die Vorschau gesehen und ich dachte mir so: muss ich nicht haben. Aber „Das weiße Band“… ich habe mir mal das Interview durchgelesen und das gibt mir ein genaueres Bild von dem Film. Trotzdem nicht meins.