In letzter Zeit schaffen wir es doch immer mal ins Kino und jetzt ist mal wieder Zeit, die ganzen Filme nochmal vor dem geistigen Auge Revue passieren lassen und seine Meinung kund zu tun. Wie immer – in chronologischer Reihenfolge…
Wir sahen den Film im Programm und dachten: Wir waren in Kuba, wissen etwas über Che aus seinem Mausoleum, kennen aus unterschiedlichen Museen seine Hängematten (Was dem Christ sein Stück vom Kreuz Jesu ist, ist dem Kubaner die Hängematte von Che – alle Museen haben eine) und kennen das Land, Zeit zu wissen, wie das Land befreit wurde – die gefilmte Version anhand von Ches Tagebüchern. Die ersten 10-15 Minuten sitzt man gespannt vor der Leinwand und fragt sich: Wann fängt der Film endlich an? Zeitsprung vor, Zeitsprung zurück, Zeitsprung vor und wieder zurück. Als dann die zentrale Handlung um die Befreiung Kubas beginnt, bleibt es ähnlich eintönig. Du darfst mitkämpfen, du nicht, du bist gut, du bist böse, Peng!, Hallo Fidel!, Hallo Raul!…
Was ich damit meine ist, dass jegliche Strategie bzw. Taktik fehlt. Man sieht Kämpfe im Grünen, die Führungsriege trifft sich gelegentlich, um sich zu loben, dass man die Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber alles weitere verliert sich – die Revolution verläuft zeit- und ortlos. Man könnte denken, die Revolutionäre haben 3 Tage im Wald gekämpft und plötzlich gewonnen, aber es könnten auch 3 Jahre sein. Leute gesellen sich zu den Kämpfern, ohne ihre Motivation zu hinterfragen und dürfen mitmachen.
Es war meiner Meinung ein Film, wo ich schon fast gewillt war, noch vor dem Ende zu gehen. Wir beide waren uns am Schluss einig, dass es doch mal interessant wäre, wieviele Leute nach dem ersten Teil, sich noch den zweiten Teil antun. Nicht dass es so schon anstrengend war, hatten wir auch noch Raschel und Schnurps hinter uns sitzen, jeweils mit eine Tüte Gummi bzw. einer Tüte Popcorn. Ich muss in solchen Momenten immer an die Filmpolizei von Walter Moers denken, wo solche Film passend zum Film ausgeschaltet werden…
Einige Zeit später sahen wir Affären a la carte, einen französischen Film. Ich war wirklich enttäuscht, dass er schon zu Ende war und meinte, als wir das Kino verließen, dass ich kein Problem damit gehabt hätte, wenn er noch eine Stunde länger gegangen wäre.
Kurz die Handlung: Ein Paar lädt diverse Gäste zu einem Abendessen ein. Manche kennen sich bereits, manche sehen sich nach langer Zeit wieder und manche lernen sich erst kennen. Seit dem Abend ist inzwischen ein Jahr vergangen und man bereitet sich wieder auf ein Treffen vor. Man springt von da aus in die unterschiedlichen Ausschnitte des Abends bzw. was im Laufe des Jahres vorgefallen ist und am Ende des Films ist das Puzzle perfekt. Affären sind entstanden, haben sich aufgelöst, die anderen Beziehungen / Ehen beeinflusst.
Ich empfand den Film sehr angenehm zu sehen, weil die Spannung den ganzen Film über erhalten bleibt, man mehr Details wissen möchte und natürlich die Darsteller hervorragend agieren. Und natürlich entsteht auch im Nachhinein jede Menge Material zum Unterhalten. Welcher Charakter war der angenehmste? Welche Wendung hätte es gegeben, wenn dies und das passiert wäre? Schön auch zu sehen, wie das menschliche Miteinander dargestellt wird. Im Vorfeld rümpfen viele die Nase und beschweren sich über die Gastgeber und das Essen, die anderen Gäste u.v.m. Aber wenn sie sich gegenüber stehen, heißt es „Schön, dich wieder zu sehen!“, „Riecht gut, was du da gekocht hast!“… Sehr empfehlenswert, aber definitiv nicht kaufenswert – wenn man ihn einmal geschaut hat, ist der Überraschungseffekt verloren.
Und zum Abschluss der Reviews folgt noch der diese Woche gesehene: Birdwatchers – Das Land der roten Menschen. Jeder weiß es und kaum einen interessiert es – die amerikanischen Ureinwohner, einfach Indios oder Indianer genannt, sind nur noch ein blasses Abbild ihrer selbst.
Ein kleiner Stamm südamerikanischer Indianer verlässt sein Reservat, um wieder auf ihren ursprünglichen Grund zurückzukehren. Der Wald ist Feldern gewichen, aber trotzdem hindert das nicht den Stamm, sich provisorisch niederzulassen. An dieser Stelle beginnt der Konflikt zwischen dem Landbesitzer und den Ureinwohner. Jeder beruft sich auf sein Recht, an dieser Stelle den Boden zu besitzen – die einen mit der Begründung der Heimat ihrer Ahnen, der andere mit dem rechtlichen Besitz.
Ganz unverblümt, ohne die Schublade „die armen, armen Indianer“ zu öffnen, wird der Alltag der kleinen Gruppe erzählt. Da wird eine Kuh geschlachtet, die zum Besitz der Grundstückeigners gehört, weil sonst keine Nahrungsmittel da sind. Der Häuptling verfällt mangels einer Option für eine glorreiche Zukunft seines Stammes dem Alkohol bzw. die Stammesmitglieder leisten billige Arbeit auf den Feldern, um wenigstens das Notwendigste an Nahrungsmitteln kaufen zu können. Und genauso setzt sich die Gegenseite zur Wehr – es kommt ein Flugzeug und sprüht Düngermittel unmittelbar über den Hütten ab, es gibt Verrat und der Häuptling stirbt.
Alles in allem kein schöner, aber ein realistischer Film, weswegen der Film auch mit einem leidlich versuchten Hauch von Optimismus endet. Wir sind etwas verstört aus dem Film wieder ans Tageslicht gekommen, mit dem Wissen im Kopf – ja, es ist so da draußen. Was aber das besondere an dem Film ist, er endet mit einem Spendenaufruf. Und das wohlwissend, dass die Indianer überhaupt nicht als sonderlich schützenswert dargestellt werden. Dass sie Opfer der Jahrhunderte währenden „Besatzung“ sind, wird der Intelligenz des Zuschauers überlassen. Kino mit / für Köpfchen!