In Havanna haben wir unseren Mietwagen übernommen und starteten nun unsere einwöchige Rundreise in Kuba. Unsere gebuchte Tour führte durch den Westen Kubas mit der ersten Station Viñales. Eigentlich sah der Plan vor, vorher nach Las Terrazas zu fahren und dann wieder nach Havanna zurück, um den nächsten Tag in Viñales zu enden. Wir beschlossen, über Las Terrazas nach Viñales zu fahren und auf eigene Faust dort zu übernachten.
Die Wanderung bei Las Terrazas war richtig schön. Keine Menschenseele unterwegs und so konnte man in Ruhe Schmetterlinge, Geier und anderes Getier beobachten. Wir wollten durch das Naturschutzgebiet durchfahren, um nach Viñales zu kommen. Aber die Straße war durch einen Erdrutsch an einer Stelle komplett weg – worauf man natürlich nicht hingewiesen wurde. Also fuhren wir außen herum.
Der Zwischenstopp in Pinar del Rio wurde uns vermiest durch diverse Fahrradterroristen, die durch geschicktes Abdrängen versuchen, die Besucher zu dem von ihnen gewünschten Ziel zu lenken. Außerdem hielt uns gleich zu Beginn der Stadt Michael Jordan auf, der uns einen Parkplatz organisieren wollte, weil Salsafestival war. Wie in jeder Stadt, nur man sieht leider nie etwas davon. Also direkt weiter nach Viñales. Der Abend endete mit einer Radtour und einem derart üppigen Mahl, von dem locker 4 Leute satt geworden wären.
Schon im Vorfeld hatten wir gehört – passt nur auf Viñales auf, die Hähne krähen dort furchtbar, sucht euch einen Platz weit außerhalb des Dorfes. Papperlapp, wir lieben die dörfliche Atmosphäre. Unsere Nacht war ab ca. 4 Uhr zu Ende. Es war wirklich wahr, so viele Hähne, die so falsch und laut krähten, habe ich noch nie gehört.
Aber das störte nicht, wir wollten sowieso früh raus und den Sonnenaufgang beobachten, der mit dem Morgennebel bezaubernde Bilder ergibt. Der Nebel entsteht, wenn im Tal die angebauten Tabakpflanzen im Licht der Morgensonne die gesammelte Feuchtigkeit abgeben. Die Tabakernte war gerade vorbei, d.h. der Nebel blieb aus, aber der Blick ins Tal vom Hotel Los Jazmines (*) aus gesehen, war trotzdem phantastisch. Da wir jetzt einen Tag im Plus waren, konnten wir einen Ausflug ans nahe gelegene Meer machen. Am Nachmittag bezogen wir dann unsere Unterkunft im Hotel La Ermita (*), genau im Eckzimmer – der nächste Morgen konnte kommen, ohne dass wir nur einen Meter fahren mussten.
Da wir noch etwas Zeit hatten und von anderen gehört hatten, dass man auch einen Ausritt zwischen den Karstbergen machen kann, nutzen wir diese Gelegenheit. War toll, die Berge, die Tabakfelder und -hütten, die rote Erde. Mal davon abgesehen, dass uns der Führer noch etwas abzocken wollte und zwar derart dreist und ungefragt, dass wir den Ausritt sofort beendeten.
Der Morgen war schön – eine leichte Dunstschicht schwebte über dem Dorf und ich musste mich nur auf den Balkon begeben, um alles zu fotografieren. Während sich unten auf dem Rasen die Fotografen versammelten, stand ich in Shorts auf dem Balkon darüber.
Heute stand die längste Etappe auf dem Programm. Wir kamen am späten Nachmittag in Playa Larga an und liefen nur noch etwas am Strand entlang, der komplett menschenleer war. Es war auch ziemlich windig und selbst das Sonnen war recht frisch. Das Abendessen war ziemlich mager, wir waren fast die einzigen Gäste. Es spielte abends noch eine Kombo, die dann mit Hut herumlief, um Almosen zu kassieren und das nach jedem zweiten Song.
Frühstück war eine Katastrophe. Eine Scheibe Toast und dazu die Frage: Spiegelei oder Rührei, Tee oder Kaffee? Kein Saft, keine Marmelade, keine Wurst, kein Käse. Also schnell weg hier. Wir fuhren am Playa Giron vorbei, wo uns die ganze Zeit ein armer alter, verlauster Köter verfolgte. Auch hier alles wie ausgestorben. Unterwegs sahen wir noch Bananenplantagen. Noch nie zuvor habe ich natürlich wachsende Bananenstauden gesehen und schon gar nicht, die Blüte, die unten dran wächst.
Wir bezogen das Hotel in Cienfuegos und konnten von dort aus prima die Ruine des Prototyps eines kubanischen Atomkraftwerks, sowie die Ölraffinerie sehen. Das Hotel lag ziemlich außerhalb und so fuhren wir mit einer Kutsche wieder ins Zentrum, liefen dort ein wenig umher, aßen ein Eis in einer Eisdiele mit einer unglaublich faulen Bedienung und später noch eine Pizza, bevor wir wieder zurück zum Hotel liefen. Insgesamt wirkte die Stadt wie komplett erneuert. Alles war frisch gestrichen und vergleichsweise sehr ordentlich.
Trinidad war merkwürdig, überall Bettler und das in einer Stadt, die angeblich Weltkulturerbe war. Weltkulturerbe hieß für Kubaner offensichtlich, dass man nichts machen durfte – schon garnicht an den Straßen. Denn die waren in einem katastrophalen Zustand. Kopfsteinpflaster mit riesigen Steinen, von denen einige fehlten. Zum Glück musste man nicht weit auf diesen Wegen fahren. Wir wurden unterwegs mehrfach nach alten Sachen, Stiften und Bonbons angesprochen und verteilten unsere Mitbringsel. Dann wurden wir auch noch bis ans Auto verfolgt und man begann schon in unseren Sachen im Kofferraum zu wühlen und feilschte, was man davon bekommen kann.
Da es unsagbar heiß an dem Tag war, fuhren wir noch zum Playa Ancon und konnten dort einige Parkgebühren sparen, indem wir den Parkplatzwächter und seinen Kumpel ein Stück mitnahmen. Unsere Unterkunft Maria Dolores (*) war etwas außerhalb von Trinidad und hatte wohl die ausgelegensten Betten in diesem Universum. Man spürte schon die Federn im Rücken drücken.
Auf dem Weg nach Santa Clara machten wir vorher den Umweg über das Valle de los Ingenios. Hier waren früher die Zuckerrohrplantagen, wo die Sklaven von einem Aussichtsturm beobachtet wurden. Meine Freundin passte vorsichtshalber auf unser Auto auf, während ich auf den Turm kletterte, um die Umgebung zu fotografieren.
In Santa Clara angekommen, wurden wir sofort wieder von Fahrradterroristen belästigt, die uns den besten Weg zum Che-Mausoleum zeigen wollten, natürlich mit einem Parkplatz den sie kennen. Nichts da – es gab einen öffentlichen Parkplatz und beim Erscheinen der Polizei waren sie ganz schnell verschwunden. Das Museum war eine pure Enttäuschung und außerdem kamen uns mache Besucher sehr suspekt vor, die mehr Augen für die Handtasche meiner Freundin hatten, wie für die Exponate. Also schnell weg ins La Granjita, unsere Unterkunft für diese Nacht. Es gab ein paar Probleme mit der Klimaanlage, die nur eiskalte Luft blies und bei der die Fernbedienung abhanden gekommen war. Es war an dem Abend Unterhaltungsprogramm angesagt und wir genossen die Show. Nur die Mücken waren etwas lästig.
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