Ich habe mal wieder hier einen ganzen Batzen von Stichpunkten, über die ich scheiben will bzw. schon längst schreiben wollte. Also nutze ich diesen äußerst grauen und regnerischen Sonntag mal dazu, alles auf den Punkt zu bringen. Fangen wir mit dem Rückblick auf den 9.12.2006 an. Denn genau vor einem Jahr fand mein Umzug statt. Kaum zu glauben, wie schnell das Jahr vorüber ist. Aber dafür kommt dann irgendwann noch mal gesondert der Jahresrückblick. Mit dem werde ich dann auch keine Probleme haben, denn sämtliche Beiträge von 2007 fanden schon auf diesem Blog statt, während immer noch eine überwältigende Anzahl von Beiträgen auf meinem alten Blog schlummert. Wenn ich zumindest 2 Beiträge pro Tag übernehmen würde, wäre ich in einem halben Jahr fertig…
Vor geraumer Zeit fand ich einen Artikel, in dem die Ausführungen zweier Wissenschaftler beschrieben wurden, die behaupten, durch die Beobachtung des Universums würde sich dessen Lebenszeit verkürzen. Sie begründeten das mit quantenmechanischen Effekten. Sie beschränken sich dabei auf das Beispiel einer Supernova von 1998 und grenzen den Kreis der Beobachter auf die Forscher ein. Bei genauerer Überlegung dürfte das ja auch nicht nur auf Supernovas zutreffen, sondern jeglichen Vorgang im All und die Beobachter wären wir alle. Interessant dabei wäre ja der Gedanke, wie alt das Universum ohne Beobachter werden würde und schon könnte man auch die Frage stellen „Gibt es ein Geräusch, wenn ein Baum im Wald fällt und niemand ist da, um es zu hören?“
Den krönenden Abschluss meines Urlaub gab es letzte Woche, als ich das letzte Mal vor Weihnachten Richtung Heimat fuhr. Freitag kurz nach dem Mittag zu fahren ist natürlich eine ganz blöde Idee und wie zu erwarten war, landete ich bei Zwickau im Stau. Nachdem die Bauarbeiten auf der A72 Ende November fertig sein sollten, kann man nicht erwarten, dass ein Ende der Bauarbeiten gleich dem Freigeben der Strecke ist. Und wenn es dort noch einen Pannen-LKW gibt, ist das Chaos perfekt. Zu allem Überfluss verabschiedete sich dann auch noch mein MD-Player und ich mußte auf Radio umsteigen. So rückte ich 1 Stunde lang gemütlich vorwärts, bis es weiter ging. Es reichte aber allemal, um nach Hause zu kommen, kurz „Hallo!“ zu sagen, einen Adventskalender in Empfang zu nehmen und mich dann gleich wieder in die Spur zu einer ehemaligen Kollegin zu begeben. Der Abend ging nicht allzu lang, wir spielten Billard und wir wurden Zeugen meiner kleinen Zauberkunststückchen, die ich gelegentlich ungewollt produziere. Vier Kugeln mit einem Stoß einzulochen und dabei nicht einen einzigen Fehler zu produzieren, kann auch nur mir passieren. Samstag besuchten wir wieder meine Oma und abends besuchte ich dann Claudi und Basti. Auf Wunsch eines einzelnen Herren hatte ich eine Kiste mit ausgewählten Sorten Bamberger Bieres mitgebracht. War ein schöner Abend, wir schwelgten in Erinnerungen (Besuche im Sachs, Verschiebung von DT64 von UKW auf MW). Wir hörten die gleiche Musik und sind demzufolge auch in die gleichen Diskos und Läden gegangen, aber über den Weg liefen wir uns dabei nie. Das kam erst zur kleinen Weihnachtsfeier vom Studium bei mir daheim, es lief „Public energy“ von Speedy J und Basti steht in der Türe und meint: „Hör mal Claudi, das ist doch mal Musik!“
Ja, auch der Abend ging vorbei und ich fuhr Sonntag nach dem Mittag wieder heim, es war wieder stürmisch, aber diesmal keine Eimer auf der Autobahn. Montag ging es dann wieder auf Arbeit, kaum zu ertragen, wie munter ich am Montag Morgen war. Im Laufe der Woche relativierte sich das aber wieder sehr schnell. Der Donnerstag Abend war dann aber der Höhepunkt der Frustration, als ich meine Klavierstunde hatte und nur Unfug zusammenspielte. Meine Klavierlehrerin meinte nur, dass dieser Tiefpunkt völlig normal ist. „Sie hatten doch mal gesagt, es kommt irgendwann ein Leistungssprung?“ – „Ja, der kommt danach!“ Einzige Hilfe für die Wanderung durch das Tal – Durchziehen, bis zum bitteren Ende. Aber schon der Mittwoch war ein rabenschwarzer Tag für die Musik – Karlheinz Stockhausen ist verstorben. Er war einer der Pioniere der elektronischen Musik und wird vielfach von Künstlern als Inspiration für ihre Arbeit genannt. Mitbekommen habe ich es auch erst am Freitag, als die ersten Nachrichten über seinen Tod zu mir durchdrangen. Auch der heise-Newsticker veröffentlichte erst gestern die Nachricht.
Freitag Nachmittag ging es dann auf der Autobahn Richtung Nürnberg, die Strecke war frei, ich hatte Zeit und tuckerte gemütlich dahin, mit dem Frust, dass mein MD-Player im Auto nach wie vor seinen Dienst verweigert. In Nürnberg angekommen, verfuhr ich mich erstmal, aber daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt, es ging ja auch nur darum, ein Parkhaus zu finden. Die Innenstadt war dicht, ich brauchte für 500 Meter ungefähr eine halbe Stunde und nahm dabei in Kauf, dass ich ein Stück weiter laufen mußte. Ich drängelte mich einmal quer über den Christkindlesmarkt bis zum Rathaus, rief Alex nochmal zurück und lief dabei hin und her. Auf einmal tönte es hinter mir „Eh Jan, nun lauf doch nicht gleich weg!“. Da stand sie nun also. Wir gingen erstmal in eine kleine mittelalterliche Ecke, ich probierte einen warmen Biertrunk. Pfui Deibel! Doppelbock und dann auch noch warm. Aber irgendwie hatte ich an dem Abend kein glückliches Händchen mit Essen und Getränken. Als wir dann beim Griechen einfielen, war mein Hunger weg, als ich den Teller vor mir stehen sah. Ich stocherte lustlos in meinem Tomatenreis herum, während wir quatschten. Ich probierte von ihr einen Schluck Samos. Mein Wochenbedarf an Kohlehydraten war gedeckt. Wir blieben noch eine Weile, unterhielten uns über Musik (von DJ Jazzy Jeff + the Fresh Prince bis Sven Väth), Theater, Filme (mir war bis zu dem Zeitpunkt nicht klar, dass ich in letzter Zeit vorwiegend französische Filme geschaut hab), aktive Sterbehilfe und Überbevölkerung. Wer mich kennt, weiß ja, dass ich der Meinung bin, dass der Planet im Bereich der Resourcen weit über dem Limit gefahren wird, weil wir (also als Menschheit) einfach zu viele sind. Aber dass ich das mal zu hören bekomme, hätte ich auch nicht geglaubt. Wir zogen dann noch in die Prinzenbar und lümmelten uns gemütlich in die Ledersofa und ließen den Abend ausklingen. Gegen Mitternacht machte ich mich auf den Heimweg, mußte den ganzen Weg über Schluchz- und Schlummermusik im Radio ertragen. Das Maß war voll.
Nachdem ich Freitag nicht zum Einkaufen gekommen bin, mußte ich das am nächsten Vormittag hinter mich bringen. Vorher machte ich mich noch ein wenig wegen Autoradios kundig. Nach dem Einkaufen ging es dann in den lokalen Elektronikhandel und schaute mich ein wenig um. Schließlich überredete ich noch die Verkäuferin, dass ich mal testhalber meinen MP3-Player via USB an das Autoradio andocken will. Alles kein Problem, ging hervorragend. Und damit war es meine und einem Bastelnachmittag stand nichts im Weg. Ich hatte ein wenig zu kämpfen, was die Demontage, sowie Verkabelung und Einbau des neuen Radios betraf, habe aber alles unterbekommen. Bevor ich es endgültig in die Verankerung einrasten ließ, machte ich mehrere Probeläufe und stellte zum Glück fest, dass die Modifikation der Verdrahtung nicht nur einige VW und Opel betrifft, sondern auch meinen Suzuki. Die Heimfahrt zu Weihnachten kann kommen, die Musik sollte mir nicht so schnell ausgehen.
Nachdem ich den Rest des Nachmittags wie ein Zombie durch meine Wohnung stolperte, beschloss ich abends ins Kino zu gehen. Ich hatte gerade noch Glück, denn Persepolis lief noch. Die Geschichte des Films war bewegend. Ein junges Mädchen erlebt die Revolution und den Krieg im Iran mit, wird von ihren Eltern, die politisch anders denkend waren, zur Sicherheit nach Österreich geschickt. Dort ist sie zwar sicher, aber nicht daheim. Sie gehört zu einer kleinen Gruppe von Außenseitern, zu denen sie sich aber auch nicht zugehörig fühlt. Irgendwann verliebt sie sich bis über beide Ohren in einen Schriftsteller, den sie dann inflagranti mit einer anderen erwischt. Es folgt der Absturz, die Obdachlosigkeit und schließlich die Rückkehr in die Heimat. Dort versucht sie sich anzupassen, schafft es aber auch nicht. Obwohl die Geschichte bedrückend ist, da sie die Lebensgeschichte der Autorin Marjane Satrapi erzählt, ist doch voll von kindlich naivem Witz, jungendlicher Rebellion und dem Wunsch nach Freiheit in der Heimat. Die Geschichte, die ursprünglich in 4 Comicbänden erschien, wurde nun das erste Mal animiert. In Anlehnung an das Original – größtenteils schwarz/weiß. Sehr empfehlenswert und dass er aus Frankreich ist, brauch ich an der Stelle nicht mehr zu erwähnen, oder?
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