Die gelbe Seuche ist im Anmarsch. Nachdem diese Woche laut wurde, dass eine X-Box 360 im Simpsons-Design erscheint, verging mir alles. Staffel 11 und 12 habe ich noch tapfer ertragen, wenn auch nur gelegentlich. Nachdem im Usenet bekannt wurde, dass es sich in Staffel 14 wieder bessert, habe ich auch wieder eingeschalten, aber nur 1-2 mal. Es ist nicht mehr zu ertragen. Beschwerden, dass der Charme der Simpsons verflogen sei, wird mit dem Satz „Die waren doch schon immer so.“ abgehandelt. Nein, waren sie nicht! Früher waren die Simpsons ein Comic, der humorvoll Alltäglichkeiten betrachtete. Im Laufe der Zeit wurde daraus immer mehr ein Comic, der einfach nur ein Comic ist, bei dem Unmengen an Prominenten mitwirken. Es kursiert aber das Gerücht, dass das Erscheinen des Filmes das Ende für Serie bedeutet. Da der Film schon seit Jahren im Gespräch ist, könnte daran durchaus etwas Wahres sein.
Klein, fast unscheinbar tauchte aber ein Link auf – Futurama kehrt zurück. Matt Groening wurde überredet, vier Filme zu produzieren, die dann später in Episoden fürs TV zerlegt werden sollen. Nähere Informationen gibt es dazu auf GotFuturama.com. Aber nur mal hochgerechnet: 20 Minuten pro Folge bei ca. 90 Minuten pro Film sind 18 neue Folgen, was ungefähr einer neuen Staffel entspricht. Inwiefern da das Material zur fünften Staffel, die ja schon halb fertig war, einfließt, sei mal dahingestellt. Natürlich wird auch viel spekuliert, wieviele Staffeln von Futurama noch möglich sind, aber bleiben wir erstmal bei den Tatsachen: Es ist noch nicht mal ein Film erschienen.
Nachdem die Woche ziemlich hektisch und stressig war, ich selbst beim Klavierunterricht keine Ruhe fand, tauchte ausgerechnet noch dieser Glückkeks auf:
You will be married within a year, and divorced within two.
Ich vertraue solchen Keksen ja nicht, aber gestern kam er zum zweiten Mal. Holzauge sei wachsam! Ich bin zwar für jeden Blödsinn zu haben, aber für Dummheiten? Apropos Blödsinn – ich habe diese Woche viel telefoniert und ließ dabei fallen, dass ich Klavierunterricht nehme, worauf am anderen Ende sich Verwunderung breit machte: „Klavier? Das ist doch eher was Ruhiges, hätte ich dir garnicht zugetraut.“ Ich – nicht ruhig? Bis jetzt dachte ich mir, ich wäre die menschliche Fortsetzung der „Wasserstandsmeldungen und Tauchtiefen“. Dazu fällt mir immer ein, wie ich in den Schulferien bei meinen Großeltern war und gegen Mittag dort immer eine halbe Stunde lang erzählt wurde, an welchen Orten und bei welchen Flüssen das Wasser wie hoch steht und wie tief man dort abtauchen darf. Ungefähr genauso einschläfernd wie „The joy of painting“ mit Bob Ross.
Und zum Abschluss noch eine kleine Anekdote aus meinem Alltag. Gestern lief ich vom Parkplatz zur Arbeit, als in einer Querstraße ein Transporter langsamer wurde. Ein junger Mann, schätzungsweise 18, Typ Lehrling, blickte aus dem Fenster, als wöllte er nach dem Weg fragen. Er sah plötzlich nach unten, hielt an und machte den Motor aus. Es stieg aus, bückte sich und als er sich wieder erhob, sah ich in seinen Händen eine Zigarette, die offensichtlich jemand verloren hatte. Zufrieden stieg er wieder ein und fuhr weiter. Am Transporter prangte der Slogan „Sparen mit Power“.
Ist das nicht das Problem all dieser Serien, die „nur das normale Leben abbilden“ sollen? Ob man sich nun die Lindenstraße ansieht oder „eine himmlische Familie“ oder viele andre: am Anfang sind es tatsächlich die Alltäglichkeiten, die humorvoll oder auch ernst abgebildet werden und vielleicht damit zum Diskussionsthema werden. Irgendwann reicht das aber nicht mehr, weil man da irgendwie schon alles gesehen hat; dann versucht der Pfarrerssohn eben doch die Rabbinertochter zu heiraten, und beide Väter sitzen grübelnd zusammen und fragen sich, was sie wohl falsch gemacht haben – und danach hab ich die folgenden vier Staffeln nicht mehr gesehen… :>
Ganz richtig erkannt, das alltägliche Leben mit seinen gewöhnlichen und außergewöhnlichen Begebenheiten ist in ein paar Staffeln abgehandelt. Da muß dann wohl zu solch extremen Beispielen, wie du sie nennst, gegriffen werden. Problem bei den Simpsons ist zusätzlich: Sie haben keinen chronologischen Fortschritt, d.h. die Charaktere altern nicht und somit können und dürften auch keine Änderungen stattfinden. Es gilt das Gesetz der Serie: In der nächsten Folge muss alles wieder so sein, wie am Anfang der Folge.
Dass dieses Gesetz nun mehrfach gebrochen wurde, sei es bewußt oder im Sinne des Metahumors, ist für die Simpsons auch nichts außergewöhnliches mehr. Damit sind sämtliche Grenzen ausgelotet und die Serie muß Charakter beweisen. Auch das wurde schon unterschwellig durch mehrere Itchy+Scratchy-Folgen gezeigt, dass man sich bewußt ist, dass irgendwann das schönste Format nicht mehr jung und knackig ist, sondern nach Veränderung, Neudefinition oder Ableben ruft. Und die Neudefinition hieß im Falle der Simpsons – Futurama.