Ich frage mich, was effektiver ist. Wenn ich vollgedröhnt mit Schmerztabletten mühsam durch die Wohnung holpere und langsam die Tätigkeiten angehe, die ausstehen oder wieder putzmunter bin, mir tausend Sachen einfallen, die ich mal machen könnte, aber keine davon anfange, weil ich fasziniert ein uraltes Computerspiel entdecke („Dune“) und der Meinung bin, dass ich das jetzt durchspielen müßte. Ich konnte mich gerade noch so davon losreißen, einen kurzen Ausflug in die Stadt machen, dort endlich die Postcrossing-Postkarten erstehen und gleich noch ein Töpfchen Zitronenmelisse, das ich für mein Rezept heute Abend benötigte.
Als ich dann vor dem lokalen Elektrohändler stand, schaute ich erstmal in den Kofferraum, um mir die Boxengröße anzusehen. Dabei stolperte ich darüber, dass dort etliche Kabel herumlagen. Waren die Kabel etwa schon verlegt und ich mußte nur noch die Boxen einbauen? Beim besten Willen konnte ich mich nicht entsinnen, ob der Anschluss am Autoradio bereits Kabel für alle 4 Boxen enthielt. Ich fand es keine gute Idee, mitten auf einem öffentlichen Parkplatz das Autoradio auszubauen… Also stöberte ich so noch ein wenig herum, fand die eine oder andere DVD (Dancer in the dark, Good morning Vietnam und American beauty) – alle zu einem Schnäppchenpreis. Und dann lag diese CD da. Ein verspätetes Osterei? Aber nein, die neue CD von Björk – „Volta“. Wie ich gerade feststelle, ist sie erst seit gestern erhältlich.
Ich kann mich erinnern, etwas entsetzt über das Mitwirken von Timbaland bei dieser CD gewesen zu sein. Glücklicherweise hört man diesen Einfluss nicht heraus. Nur die Handschrift von Mark Bell ist unüberhörbar. Das Gesamtbild: herrlich, Björk findet wieder zu ihren Wurzeln zurück und verbindet akustische Instrumente mit elektronischen, als gelte es eine Brücke zwischen „Debut“ und „Homogenic“ zu schlagen. Und so fließen Balladen und witzig bouncende Tracks ineinander. Den einzigen Schmutzfleck bildet der vorletzte Titel „Declare independance“. Sehr geehrte Frau Guðmundsdóttir, ich weiß Ihren Ausbruch rebellischer Energie zu schätzen, doch verpufft sie schon rein äußerlich, wenn man Sie in bunten Kleidchen auf der Bühne hüpfen sieht bzw. die Bonbonverpackung des Albums betrachtet. Etwas mehr Authentizität wäre in dem Fall angebracht. Des weiteren ist Björks Stimme wenig für einen lauthals gebrüllten Song geeignet, ich würde eher auf ein störrisches Kind tippen. Tut mir leid, Sie sind nun mal keine Hanin Elias. Fazit: Es gibt immer einen Störenfried auf Björk-Alben. Damit spiele ich auf „All is full of love“ auf der „Homogenic“ an – wäre dort der Mix aus dem Video veröffentlicht worden, gäbe es von meiner Seite nichts, aber auch garnichts an „Homogenic“ zu kritisieren. Merke: Manchmal steht und fällt ein Album mit einem Song.
Der Nachmittag gehört neben diversen Haushaltstätigkeiten dem Ende von „42“. Die Spannung auf den letzten Seiten war unglaublich, weil bis kurz vor Schluß ein anderes Ende dargestellt wird. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Ich würde das Ende des Buches wirklich gar zu gerne mal mit jemandem bei einem Glas Rotwein bequatschen. Sehr geniales Werk! Nach dem ich meinen Kopf ein wenig rauchen ließ, rauchte es in der Küche weiter. Ich machte heute Abend ein Huhn in Pflaumensoße und hatte mich beim Frittieren etwas mit der Ölmenge etwas verschätzt, sodass es eine kleine Ölkatastrophe in der Küche. Wer hat schon mal gesehen, was passiert, wenn heißes Öl auf die Herdplatte kommt? Richtig, das brennt gut! Glücklicherweise nur ganz kurz und ohne Folgen. Außer, dass ich im Nebel stand. Aber so hatten meine Nachbarn, die gegenüber auf dem Balkon standen auch was davon, denn ich kochte bei offenem Fenster weiter. Das Ergebnis ist aber ein Gedicht, schon allein an den Bällchen mit der Pflaumensoße könnte man sich kugelrund futtern.
Als ich dann mein Klavierübungen hinter mich gebracht hatte, hörte ich mir beim Abwasch zum x. Mal den neuen Podcast an. Irgendwie war er noch nicht so richtig flüssig, also überarbeitete ich ihn noch einmal. Jetzt kommt er meiner Vorstellung von fließenden Übergängen doch schon wesentlich näher. Und bevor ich mich jetzt auf die Couch lege und mir noch eine DVD zu Gemüte führe, noch ein kleines Lied zur Nacht… aus Island: Múm mit „Green grass of tunnel“.