Für den Normalsterblichen sind Softwareentwickler wie eine eigene Spezies, die den Sprung in ein Leben jenseits von Raum und Zeit geschafft haben. Tag und Nacht, Arbeitswoche oder Wochenende – ihr Leben scheint sich nur um Computer zu drehen. Selbst wenn sie sich in ihrer Freizeit zu kleinen Grüppchen zusammenrotten, handelt es sich meistens um Computerbezogene Probleme, die da besprochen werden. Wer sind diese Menschen, die sich scheinbar Tag und Nacht hinter Bergen aus Monitoren, Rechnern und mit ominösen Krakeln beschriftetem Papier verbergen?
Auf der Seite der Programmierer wundert man sich über die verwunderten Blicke, die einem zugeworfen werden, wenn man versunken in Gedanken über die Lösung eines Problems durch den Gang läuft und jegliche Existenz anderer Lebewesen ausblendet. Man nimmt sie erst wahr, wenn sie vor einem am Arbeitsplatz stehen, von ihren Problemen berichten, welche die neue Erweiterung mit sich gebracht hat und deren Unverständnis, warum man sich weigert, die Funktion des zeternden Anwenders nicht zu implementieren, weil die Effizienz zwischen mehreren Wochen Programmierung und 5 Minuten Zeitgewinn pro halbem Jahr einfach nicht gerechtfertigt erscheint.
Jeder Programmierer ist sich dessen bewußt, dass er ohne die Anwender keine Arbeit hätte, aber manchmal träumt er davon, dass es zu der Lösung, die er sich gerade ausgedacht hat, auch ein Problem geben müßte, das unbedingt umgesetzt werden muss. Deswegen reagieren sie auch unwirsch darauf, wenn ein Anwender kommt und daran etwas auszusetzen hat. Programmierer sind deshalb wie kleine verletzte Gottheiten zu behandeln, die sich auf die Erde verirrt haben. Jeder Anwender wäre erstaunt, wie milde man einen Programmierer stimmen kann, wenn man ihm eine kleine Aufmerksamkeit zukommen läßt und wie bereitwillig er sich auf einmal zur Kooperation zeigt. Hier ein paar Vorschläge zur Konfliktvermeidung beim nächsten Treffen zwischen Programmierer und Anwender.
Softwareentwickler trinken Kaffee. Ja, es gibt auch die Fraktion der Teetrinker, aber die meisten ziehen halt doch das schwarze Lebenselixier vor. Programmierer suchen während ihrer Arbeit immer den „Flow“. Es ist der Moment der Einheit zwischen Programmier und seinem Code. Ob es einen wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen dem „Flow“ und Kaffee gibt, sollte mal untersucht werden. Fest steht: Es ist verdammt schwer reinzukommen, wenn man ständig aufstehen muss oder gestört wird. Deswegen sollte Kaffee immer in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen. Ob der Kaffee noch kochend heiß getrunken wird oder auch kalt noch als genießbar empfunden wird, liegt im Auge des Genießenden. Es ist aber eine Tatsache, die für Programmierertassen gilt: Je größer, desto besser – mit kleinen Näpfchen zieht man sich eher den Zorn des Programmierers zu. Ich empfehle deshalb das Modell Xtra Large zu schenken, am besten randvoll gefüllt. Und man tut auch gleich etwas für die Umwelt, denn Kaffee gehört ja zu den nachwachsenden Energiequellen!
Informatiker stehen ja unter dem Verdacht, nicht besonders kommunikativ zu sein oder sich nur schwer verständlich machen zu können. Wer aber mal das programmierende Volk unter sich beobachtet hat, kommt schnell zu der Einsicht, dass es dort stellenweise schlimmer zugeht, wie bei Tante Elsbeths Kaffeekränzchen. Dabei ist es ja auch klar, dass ein Programmierer nur ungern seine wertvolle Zeit verschwendet, einem unbedarften Anwender seinen letzten fiesen Hack zu erklären, wenn der nicht mal weiß, was ein Kontextmenü ist. Außerdem gehören Programmierer ja nicht nur zur schreibenden Zunft, sondern sind Künstler, die geschickt kleine Buchstabenketten verbinden, um den Millionen von Transistoren ein schönes Bild oder Wunderwerke auf Papier zu entlocken. Deswegen outet man sich gern, jedoch nicht nur deswegen, sondern auch um seinesgleichen sofort zu erkennen. Und als kleine Gottheit genießt der Programmierer den fragenden Blick des Anwenders auf das T-Shirt, verbunden mit der Frage „Was bedeutet denn das?“
Und mit einem Mißverständnis muss noch aufgeräumt werden – der Programmierer und sein Computer haben nicht die harmonische Beziehung, wie es nach außen wirkt. An schlechten Tagen kriselt es doch ziemlich heftig zwischen den beiden, aber eine Trennung ist schlecht möglich, handelt es sich doch um eine Berufsehe. Diese Berufsehe zwischen Programmierer und einem Blechwesen mit einem Herz aus Silizium sorgt stellenweise für reichlich Spannung, da der Computer das wohl sturste Wesen ist, was man sich vorstellen kann. Selbst die schmollende Superzicke verblasst im Schatten eines Computers, der einen kryptischen Fehler ausgibt, den es tagelang zu beheben gilt. Bevor ein Programmierer seine schlechte Laune an die Umwelt weitergibt, empfiehlt es sich den Konflikt etwas eskalieren zu lassen. Der Monitor ist zwar ein peripheres Ziel, eignet sich trotzdem für gezielten Aggressionsabbau mit dieser aufblasbaren Keule. Anfänglich wurde ich müde belächelt für dieses Entwicklungswerkzeug, aber mittlerweile wird sie doch sehr gern mal ausgeliehen und gehört somit in den Schreibtisch eines jeden Softwareentwickler. Aber Vorsicht: Nach Einsatz unbedingt wieder wegräumen, ein nicht eingeweihter Anwender könnte es als Akt der Bedrohung wahrnehmen.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig damit aufklären, dass Programmierer auch nur Menschen wie du und ich sind 😉
Nachtrag: Ich habe den Titel mal geändert, denn es hat ja weniger mit Geschenke zu tun. Mir ging es ja mehr um die Kommunikationsschnittstelle Mensch – Programmierer und welche Werkzeuge dort zum Einsatz kommen.
Natürlich habe ich noch das wichtigste vergessen: Der Programmierer sucht nach Identifiktion, dass heißt ein Vorbild, welches mit ihm leidet und seinen Schmerz in Sachen Wünsche und Forderungen von Seiten des Managements und der Anwender kennt. Das kann nur einer – Dilbert.