Ich frage mich, ob das gesund ist: Um 1 Uhr ins Bett zu gehen und den nächsten Morgen noch vor 8 Uhr wieder putzmunter aufzustehen. Zeit allemal, um dem Sommer adé zu sagen und die kuscheligen Winterbetten aufzuziehen. Demzufolge lautet meine Prognose, dass in den nächsten zwei bis drei Wochen garantiert nochmal so warm wird, dass ich das bereue. Während ich noch zwischen Wäsche waschen und Küche aufräumen rotierte, klingte es. Kurz vor 10 Uhr, dass konnten nur SIE sein. Und SIE fingen mich gleich mit einer zwielichtigen Frage zum „unserem Schöpfer“ ab, auf die man eigentlich keine Antwort findet.
Nachdem ich ganz schnell Desinteresse bekundete, war der gute Mann bestrebt mir noch einige Denkanstöße zu geben. Er war schon über 60, trug einen grauen Anzug, eine gemusterte kanariengelbe Krawatte, die leicht schief saß, zu seinem weißen Hemd. Er hatte eine südliche Bräune, die offensichtlich von einem gerade beendeten Urlaub stammte und sein kurz geschnittenes graues Haare bildete auch im Glanz der Halbglatze durch die Bräune einen sehr starken Kontrast. Seine Augen blitzten, wenn er sprach, offensichtlich war er sehr überzeugt von seiner Sache. Neben ihm stand seine Begleiterin, die durch seine Erscheinung sehr stark in den Hintergrund gedrängt wurde. Auch sie war ungefähr sein Alter, wirkte aber bei weitem nicht so lebendig und gab die gesamte Zeit schmatzende Geräusche von sich. Auch wirkte sie mit ihrer Rüschenbluse und der rosafarbenen Strickjacke, die wie ein Tuch über ihrer korpulenten Figur hing, sehr bieder.
Ich ließ lächend die Argumente über mich ergehen und wollte auch keine Diskussion anfangen, obwohl es doch sehr offensichtlich war, dass man schlecht das Universum mit Zitaten aus der Bibel begründen kann. Nehmen wir mal an, dass Hammurabi 1750 v. Chr. auf der Säule statt eines Gesetzestextes eine Geschichte hätte aufschreiben lassen, die von der Schaffung der Universums erzählt, würde man ihr glauben, nur weil die Geschichte so alt ist und es dort geschrieben steht? Ich denke nicht. Ich wünschte noch einen schönen Sonntag und ließ sie ziehen.
Heute nachmittag war dann das letzte Heimspiel der Dresden Monarchs in dieser Saison und im Rudolf-Harbig-Stadion. Demnächst beginnt der Umbau des Stadions und die Stadt Dresden war so clever und bot den Dresden Monarchs keinen Vertrag zur Nutzung des Stadions nach dem Umbau an. Warum sollte sie auch einem Team, das in der obersten Liga der German Football League spielt, Spieler aus Amerika verpflichtet und jetzt zum wiederholten Male in den Play-offs steht, einen Vertrag anbieten? Statt dessen bietet man ihnen das Heinz-Steyer-Stadion mit seiner baufälligen Holztribüne an. Trotz alledem ging es heute noch um den dritten Platz in der GFL Nord, wo die Cologne Falcons zu Gast waren. Im ersten Viertel schwächelten die Monarchs enorm und fielen gleich erstmal 10 Punkte in den Rückstand. Aber die restlichen 36 Minuten gehörten den Monarchs, die Defense stand (fast) und die Offense sorgte dafür, dass das Spiel mit 21:17 gewonnen wurde.
Zwischendurch sorgten einige Schauer für Erfrischung und einen wunderschönen Regenbogen zum Ende des Spiels, als die Offense in den letzten zwei Minuten noch einen Touchdown zur Führung machte.