Vor einiger Zeit kündigte ich einen Vortrag an, den ich heute besucht habe. Dabei ging es um komplexe Netzwerke, Synchronisierung, Kopplung und Chaos in der Ökologie. Also traf sich eine Menge Chaosinteressierter im MPI.
Der Vortrag wurde von Prof. Blasius der Uni Potsdam gehalten und gestaltete sich im Verlauf immer schwieriger. Begonnen hat es bei dem „simplen“ Beispiel der Modellierung der Hase-Luchs-Beziehung in Kanada. Dort wurde festgestellt, dass im Laufe der letzten 100 Jahre über Kanada gesamt mit der selben Frequenz eine vermehrte Anzahl von Hasen und Luchsen anzutreffen war, sogenannte Peaks. Diese kamen konstant aller 10 Jahre, nur mit chaotischer Amplitude. Mittels eines Modells gelang es Prof. Blasius 1999 die Abläufe nachzuvollziehen. Das Warum? konnte er jedoch erst 2005 aufklären. Dabei erläuterte er nur so viel, dass es „alles andere als trivial“ sei.
Fortgesetzt wurde das Ganze anhand von Maserepidemien in Großbritannien. Dort wurden immer die Zahl der kranken Kinder festgehalten, da Masern meldepflichtig waren. Das Modell für die Beschreibung dieses Problems sah vor, dass große Städte einen großen Einfluss auf alle umliegenden Städte haben, kleine jedoch kaum auf größere. Sogenannte hierarchische Netzwerke entstanden. Der Unterschied zur Hase-Luchs-Beziehung war bei den Masern jedoch, dass es keine regelmäßigen Peaks gab, sondern stellenweise Ausbrüche um das 1000fache niedriger waren. Dies ließ sich nur durch eins beschreiben: die Anzahl der gesunden Kinder. Sind nicht genügend gesunde Kinder vorhanden, kann auch keine Epidemie ausbrechen. Auch hier bestätigte das Modell die Messreihen.
Zum Abschluss ging er noch auf aktuelle Forschungen ein, wie sie z.B. SARS oder aktuell die Vogelgrippe betreffen. Kurz wurde auch das „Where’s George“-Projekt erwähnt, über das ich letztens bereits berichtete.