Sonntag vormittag habe ich einen Blog-Eintrag über die Werbekampagne „Raubkopierer sind Verbrecher“ bei fyNn-Delkind gefunden. Ursprünglich dachte ich, es handelt sich um ein Originalplakat dieser Kampagne. Diese Geschmacklosigkeit wäre ihnen zuzutrauen. Wie mir fyNn-Delkind jedoch zukommen ließ, ist dies ein Protestplakat der Aktionsgegner.
Wie ich fyNn-Delkind bereits mitteilte, finde ich die Verhältnismäßigkeit unrealistisch. Die Höchststrafe für Kinderschänder liegt sicherlich weitaus höher, als die der Raubkopierer. Was aber ein guter Gedanke ist, die Antikampagne aber etwas ad absurdum führt – Kinderschänder sind verabscheuungswürdig, warum nicht auch Raubkopierer? Warum sollte der Diebstahl von geistigem Eigentum ein Bagatellfall sein? Warum sollte das Kopieren einer CD denn sooo einen Schaden anrichten?
Es geht ja nicht darum, dass ich hier eine Lanze für die Musikindustrie breche, aber es ist halt nicht nur einer der kopiert, sondern eine ganze Menge. Und die Masse macht es! Das es auf der anderen Seite einen Industriezweig trifft, der die letzten Jahre sehr tief geschlafen hat, ist keine Frage. Deshalb hier auch mal ein paar Punkte, welche die Schwachstellen der Musikindustrie zeigen.
- Die Film-/Musikindustrie kümmert sich überhaupt nicht um die Suppe, die sie sich selbst eingebrockt hat, sondern läßt das lieber per Gesetz regeln.
- Statt sich Gedanken über eine schlankere Vermarktung ihrer Produkte zu günstigen Preisen zu machen, wird ein behäbiger und ineffizienter Apparat finanziert, der mit seinen Preisen weit an der anvisierten Zielgruppe vorbeizielt.
- Flops werden durch Superhits mitfinanziert – eine Strategie, dass sich kein Unternehmen der Welt auf Dauer leisten kann.
Wer konkurrenzfähig sein will, darf sich keine Fehler erlauben und muss die Zeichen der Zeit erkennen. Es wurde von der Film-/Musikindustrie verpennt, zu reagieren, als Brenner handelsüblich wurden und es wurde viel zu spät mit dem Kopierschutz reagiert. Als sich dann auch MP3 als Dateiformat durchsetzte, schaute man machtlos zu und kam erst viel später auf die Idee, Musik per Download zu verkaufen. Und nun soll der Gesetzgeber das Ganze wieder gerade biegen.
Und wer bei einem CD-Preis von ca. 17 Euro, wobei die Herstellungskosten vielleicht nur 2-3 Euro betragen, eine Maschinerie mitfinanziert, die jeden Mist als „Musik“ verkauft und sich dann wundert, warum es keiner kauft, sollte sich an die eigene Nase fassen. Musik darf ihren Preis haben – aber die Leistung muss auch stimmen, z.B. Ant-Zen verkauft die Hymen-CDs für 12,50 Euro das Stück und da hab ich einen Digipack in der Hand und nicht ein Stück Plaste mit Einlage.